Man muss Zlatan Ibrahimovic mögen, vielleicht sogar bewundern. Ihm wurde ein eigenes Verb gewidmet (zlatanieren = stark dominieren), er ist ein einzigartiger Typ, und er schießt – egal ob per Hacke oder Long-Distance-Fallrückzieher – Tore, die kein anderer schießt.

Zlatan fasziniert, egal was er macht. Nur eins sollte Zlatan sich künftig kneifen: Er sollte nicht mehr das Wort „Projekt“ in den Mund nehmen. Denn wenn er es tut, redet er Unsinn.

In Paris zum Beispiel spielt der Superstar nicht etwa, weil er sich in einer geilen Stadt doof und duselig verdienen kann (und wirklich jeder Euro ist ihm gegönnt!). Nein: Der Schwede findet es spannend, bei diesem „Projekt“ dabei zu sein. Hmm!? Und welches Wort wählte der Top-Stürmer beim Freundschaftsspiel in Leipzig? Sie ahnen es: Eine feine Sache sei dieses „Projekt“ des Getränkeriesen Red Bull. Nachdem der Begriff PROJEKT auch schon in Zusammenhang mit der TSG Hoffenheim und Manchester City geradezu inflationär verwendet worden ist, sollten sich Journalisten und Fußballfans vielleicht einmal näher mit der eigentlichen Bedeutung eines Wortes beschäftigen, das im Weltfußball inzwischen überall, jederzeit und grundsätzlich in einem fast schon grotesk falschen Zusammenhang benutzt wird.

So lernen wir z.B. aus dem „Projekt Management Handbuch“, dass Projekte mit begrenzten Ressourcen ausgestattet sind. Und ausgerechnet das soll auf neureiche Clubs mit milliardenschweren Geldgebern zutreffen? Nur zu Erinnerung: Der Scheich von Manchester hat einmal erklärt, er fühle sich „wie ein vollkaskoversicherter Bulldozer, der alles niederwalzt, was sich ihm in den Weg stellt!“ Das ist ja mal gar nicht projekt-like. Weiter im Text: Wir entnehmen dem Handbuch, dass Projekte zeitlich begrenzt sind und das Risiko des Scheiterns in sich bergen. Erstaunlich, erstaunlich! Ausgerechnet die Vereine, die dauerhaft und unbegrenzt und ohne jegliches unternehmerisches Risiko fremdfinanziert werden, bezeichnet man als etwas, was sie nun gerade nicht sind. All diese Konstrukte haben nicht nur keinen Projektcharakter, sie stehen sogar für das krasse Gegenteil von Risiko, zeitlicher Begrenzung und begrenzter Ressource.

Viele werden jetzt sagen: „Wie man das Ganze nennt, ist doch völlig egal!“ Diejenigen haben nicht verstanden, dass mit dem eigentlich positiven Begriff PROJEKT, der für Innovation, Einfallsreichtum und Problemlösung steht, eine gefährliche Entwicklung verbal verharmlost wird. In manchen europäischen Top-Ligen leben immer mehr zwei völlig verschiedene Systeme nebeneinander: jene Clubs, die ihr Geld mit Sponsoring, Merchandising, Ticketing und TV-Einnahmen sozusagen aus eigener Kraft verdienen müssen. Und jene, die über die Etats der klassischen Fußballvereine nur müde lächeln, um sich anschließend auf dem Transfermarkt bei der hilflosen Konkurrenz, die eigentlich keine mehr ist, zu bedienen.

Wie diese beiden ungleichen Systeme sich künftig vertragen werden, ist schwer absehbar. Eine erste, kleine, aber feine Irritation gab es unlängst ausgerechnet bei Karl-Heinz Rummenigge. Der forderte die strenge Umsetzung des Financial Fair Play. Wenige Tage zuvor hatte Red-Bull-Boss Mateschitz angekündigt, mittelfristig die Meisterschale nach Leipzig zu holen.

Vielleicht ja dann schon mit Toren von Zlatan Ibrahimovic!
(Hansi Küpper)

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Die Kolumne spiegelt die Meinung des Autors wider.