Fußball-Deutschland stand Kopf, die Zeitungen überschlugen sich in Lobeshymnen: Mit 5:0 fegte Borussia Dortmund am 4. Dezember 1963 den portugiesischen Meister Benfica Lissabon aus dem Stadion Rote Erde und zog dank des Erfolgs gegen die damals stärkste Mannschaft der Welt ins Viertelfinale des Europapokals der Landesmeister ein.

Auf den Tag genau 50 Jahre später widmet das BORUSSEUM dem Jahrhundertspiel einen Traditionsabend. Prominenter Ehrengast: Die portugiesische Fußball-Ikone Eusébio. Über das Spiel von 1963 sagt der heute 71-Jährige: „Borussia Dortmund hat verdient gewonnen. Sie haben gestürmt, gestürmt und nochmal gestürmt.“ Und einer der torgefährlichsten Stürmer der Fußballgeschichte kennt sich damit aus.

Die Borussia der Saison 2013/14 beschreibt Eusébio da Silva Ferreira „als großartige Mannschaft, die zuhause wie auswärts immer alles gibt“. So einige spannende Spiele des BVB habe er in den letzten Jahren gesehen und sich für den schwarzgelben Fußball begeistern können. Begeistert von ihm sind die rund 300 Gäste des fünften Traditionsabends im Signal Iduna Park, alle zollen mit langem Applaus aufrichtig Respekt, viele holen sich ein Autogramm, einige machen ein Erinnerungsfoto. Ein beeindruckendes Fotomotiv bringt Eusébio selbst mit, er überreicht ans BORUSSEUM ein einzigartiges Exponat: sein originales Benfica-Trikot von 1963.

Bild

BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball lässt es sich nicht nehmen, den prominenten Gast und seinen Begleiter Alcino António, Vize-Präsident von Benfica Lissabon, persönlich zu begrüßen, „schließlich durfte ich schon mit ihm zusammen Fußball spielen, er hatte unsere Traditionsmannschaft im Jahr 1984 verstärkt“.

Doch Eusébio ist nicht der einzige an diesem Abend, der Fußballgeschichte geschrieben hat. Ihm zur Seite stehen die verbleibenden Spieler von Borussia Dortmund, die nach der 1:2-Niederlage in Lissabon – Eusébio schoss übrigens beide Tore, traf vier Mal Latte und Pfosten – dieses Jahrhundertspiel auf den Rasen in der Kampfbahn Rote Erde zauberten: Hans Tilkowski, Willi Burgsmüller, Theo Redder, Dieter „Hoppy“ Kurrat, Lothar Geisler, Reinhold Wosab, Aki Schmidt und Franz Brungs. Die Mannen von BVB-Trainer Hermann Eppenhoff sind sich heute einig, „in Lissabon mit viel Glück und einem blauen Auge davon gekommen zu sein“. Mit dem 5:0 in Dortmund, an diesem unvergesslichen 4. Dezember im Jahr 1963, habe man aber den Spieß umgedreht und ist dank der Tore des verstorbenen Timo Konietzka, Reinhold Wosab und Franz Brungs (der an seinem Geburtstag gleich dreimal traf) ins Viertelfinale des Europapokals der Landesmeister eingezogen. Warum Eusébio im Rückspiel nicht aufgelaufen war, erklärt der Portugiese übrigens so: „Mein verletztes Knie hatte einem Belastungstest meines Trainers nicht standgehalten, also wurde ich nicht aufgestellt.“

Bild
Franz Brungs am Ball

Doch Fußball allein ist nicht Thema des fünften Traditionsabends um die Moderatoren Matthias Bongard und Gregor Schnittker: Anhand vieler Bilder führt BVB-Historiker Gerd Kolbe ins Jahr 1963 ein. Adolf Herbst und Gerd Hanusch, Überlebende des „Wunders von Lengede“, erzählen vom Grubenglück im Oktober ´63 und dem Jahrhundertspiel in Dortmund. Denn der BVB lud die Überlebenden damals ins Stadion Rote Erde ein.

Kabarettist Fritz Eckenga berichtet zum Vergnügen der Gäste auf seine Art und Weise, wie er als Achtjähriger diesen unvergesslichen Europapokal-Abend gesehen hatte. Bis ihm die Tränen kommen, „weil mir der Abend so viel bedeutet hat und all mein Fußball-Idole heute hier sind“.

Aki Schmidt und Willi Burgsmüller machen weiter, sprechen mit den Moderatoren Matthias Bongard und Gregor Schnittker über die „Prämienverhandlung von damals“. Viel Gelächter. Dann ehrfürchtige Stille, denn es läuft schließlich, das Jahrhundertspiel (in Ausschnitten), auf Leinwand. Eine schwarzgelbe Sternstunde. Geburtstagskind und Dreifachtorschütze Franz Brungs bekommt sein Ständchen, wieder rollen ein paar Tränen.

Für ein Erinnerungsfoto stellen sie sich alle noch einmal auf, zusammen mit Präsident Dr. Reinhard Rauball und Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow. Das Bild kommt an die Hall of Fame-Wand. Der fünfte Traditionsabend des BORUSSEUM – er ist ein ganz besonderer, mit vielen tollen Gästen, unvergesslichen Erinnerungen und Momenten, viel Gelächter und ein paar Tränen.

Arne Niehörster

Alle Infos zum BORUSSEUM gibt es im Internet unter: www.borusseum.de