Als am 3. September 1987 eine Gruppe Dortmunder Kommunalpolitiker und Vertreter der Jugend- und Sportverwaltung zusammenkam, um gemeinsam mit einigen Mitarbeitern des BVB einen Trägerverein für sozialpädagogische Arbeit mit Fußballfans ins Leben zu rufen, ahnten sie noch nicht, welchen Stellenwert das Projekt, das daraus entstand, jemals erlangen würde.

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Thilo Danielsmeyer und Rolf Arnd Marewski

Dennoch hofften sie, dass sich dieses Projekt als ernst zu nehmende Alternative zum damals üblichen öffentlichen Umgang mit jungen, teils auch gewaltbereiten Fußballfans in Dortmund etablieren würde. Und tatsächlich entwickelte sich das zunächst als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme unter dem Dach des Stadtsportbundes Dortmund gestartete Fan-Projekt Dortmund e.V. bis heute zu einem der bekanntesten deutschen Projekte.
Das liegt zum einen an der in den ersten Jahren von Rolf-Arnd Marewski schwerpunktmäßig geleisteten, erfolgreichen Härtegruppenarbeit mit Hooligans, die Ende der 80er und Anfang der 90erJahre stark im Blickpunkt des öffentlichen Interesses lag und dafür sorgte, dass in NRW viele andere Bundesligastädte dem Dortmunder Beispiel folgten und weitere Fanprojekte in diesem Bundesland entstanden.
Während sich nun diese Tätigkeiten Marewskis in den ersten Jahren bis 1992 auf die Zielgruppe des harten Kerns der Dortmunder Hooligans beschränkten, bedeutete die Einstellung Thilo Danielsmeyers im Jahr 1992 den Wandel vom Hooligan- zum Fanprojekt. Der kontinuierliche Ausbau sportpädagogischer Bildungsangebote und gewaltpräventiver Projekte bewirkte danach die Integration des originären Klientels in funktionierende Dortmunder Fanstrukturen.
Komplettiert wird das pädagogische Team seit Beginn des Jahres 2008 durch den Diplom-Sozialarbeiter Davud Mohammed und seit August 2011 zudem durch die Erziehungswissenschaftlerin Tina Meidenstein. Diese beiden Mitarbeiter koordinieren u. a. die Durchführung verschiedener gewaltpräventiver Projekte wie die Betreuung der besonders jungen Anhänger der zweiten BVB-Mannschaft, alle Aktionen rund um U18, die Streettour und die NRW-Streetsoocer-Tour, bei denen zusätzlich noch Studenten und Honorarmitarbeiter eingesetzt werden. Die Verwaltung liegt seit Jahren in den bewährten Händen des Steuerfachgehilfen

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Wolfgang Pfeiffer, der halbtags die Verwaltungstätigkeiten des sozialpädagogischen Vereins bewältigt, den anderen Teil seiner Aktivitäten allerdings dem BVB-Lernzentrum, den U18-Fahrten sowie Turniervorbereitungen bzw. -durchführungen widmet.
Die praktische Arbeit der Mitarbeiter des Fan-Projekt Dortmund e.V. orientierte sich in all den Jahren, spätestens aber seit 1993 an den Vorgaben des "Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit".
Die originären pädagogischen Tätigkeiten mit Dortmunder Hooligans Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrtausends bildeten die Grundlage für die heutige konkrete Sozialarbeit. Einzelhilfen, pädagogische Gruppenarbeit und andere Stilmittel der klassischen Streetwork finden besonders ihre Anwendung bei den vielen Begleitungs- und Betreuungsanlässen, die sich im Laufe der Jahre bei den vielen Heim- und Auswärtsspielen des BVB ergaben.
Als anderes Standbein fungiert in Dortmund eine schon traditionell gute Öffentlichkeits- und Institutionsarbeit. Die Vernetzung mit allen, an Fußballgroßveranstaltungen Beteiligten in Dortmund und darüber hinaus ist sicherlich als vorbildlich zu betrachten und trägt in besonderem Maße dazu bei, dass das Verhalten Dortmunder Fußballfans medial differenziert dargestellt wird.

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Ein besonderer Schwerpunkt des Fan-Projekt Dortmund e.V. ist seit geraumer Zeit der Bereich der Gewaltprävention. Besonders herauszuheben aus dem Angebotsspektrum sind drei viel beachtete Projekte, die sich präventiv gegen die alltägliche Jugendgewalt und den leider gesellschaftsfähig gewordenen Rassismus in unserer Gesellschaft richten.
Bei dem Projekt "Young Generation on Tour" werden Jugendlichen unter 18 Jahren pädagogisch betreute Auswärtsfahrten mit ihrer Borussia angeboten. Unter dem Motto "Ohne Nikotin und Alkohol, aber mit viel Programm und Spaß" ermöglicht so das Fan-Projekt den Jugendlichen einen sanften Einstieg in die Fanszene.
Seit 1994 rollt die Streettour des Fan-Projekt Dortmund e.V. in Zusammenarbeit mit dem Jugendministerium des Landes NRW durch Dortmunds Vororte. Dieses vom Fan-Projekt konzipierte mobile, sportpädagogische Angebot, das in den Sommermonaten durch Dortmunds Vororte tourt, wurde inzwischen zu einem festen Bestandteil der sportlichen Jugendsozialarbeit in Dortmund und ist Vorbild für ähnliche Projekte in ganz Deutschland.

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Blick ins Lernzentrum im Signal Iduna Park

Das BVB-Lernzentrum kennzeichnet ein neues Kapitel in der Arbeit der deutschen Fan-Projekte. Basierend auf gewonnenen Erfahrungen mit Lernzentren in England haben Jugendamt und Fan-Projekt Dortmund ein gemeinsames Modell für Dortmund entwickelt, für das der BVB 09 Räumlichkeiten im Stadion zur Verfügung gestellt hat. Die schulischen Angebote, die federführend vom Jugendamt durchgeführt werden, richten sich primär an sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche und verstehen sich als ergänzende Angebote zu Schule und Ausbildungsvorbereitung. Der Lernort "Signal Iduna Park" sowie die Nähe zu "ihrem" BVB üben auf die beteiligten Jugendlichen einen außergewöhnlichen Reiz und große Anziehungskraft aus.