Es sind gerade auch diese Spiele, die den Fußball so faszinierend und seinen Charme ausmachen. Schweinberg, eine 700-Seelen-Gemeinde in Nordbaden, beschert sich selbst das „Spiel des Jahrhunderts“ und allen, die dabei gewesen sind, einen beeindruckenden Fußballabend. Das Ergebnis: zweitrangig. 10:0 gewinnt der Bundesligist beim Kreisligisten.

Für Borussia Dortmund war das erste von sechs Testspielen in der Vorbereitung auf die neue Saison ein lockerer Aufgalopp beim sieben Klassen tiefer spielenden FC Schweinberg, bei wackeren Amateuren, die sich den langanhaltenden Applaus der 5.000 (!) Zuschauer in der ausverkauften Sportanlage am Hummelberg und die respektvollen Gesten des Gegners verdient hatten. Bis zur 39. Spielminute hielten sie ein achtbares 0:1, weil sie, solange die Kräfte sie trugen, geschickt verteidigten – und dazu durchgängig fair. „Keine Verletzung, alles perfekt, und wir haben gewonnen“, attestierte Lucien Favre nach dem Spiel, das ihm – logischerweise – keine Erkenntnisse liefern konnte. Dazu war der Abstand zu groß, fehlten zu viele (15!) Spieler. Es sollte ein lockeres Spielchen sein, und das war es auch. „Es war sehr sympathisch: 5.000 Zuschauer bei einem Spiel in einem Dorf mit 700 Einwohnern“, meinte Favre anerkennend.

„60 Jahre haben wir auf dieses Spiel gewartet. Wir schicken die beste Elf aller Zeiten in dieses Spiel“, kündigte der Stadionsprecher des 1959 gegründeten Klubs vor dem Anpfiff an. Einer von ihnen, der 42 Jahre junge Torjäger Markus Greulich, nahm an diesem Tag seinen Abschied – nach 24 Jahren in der ersten Mannschaft. Auch wenn ihm kein Treffer vergönnt war: Schöner kann ein Amateurfußballer seine Laufbahn wohl nicht beenden als in einem Spiel gegen einen Topklub aus der Bundesliga.

„Hier ist der Fußball so, wie er sein sollte: zum Anfassen“, betonte BVB-Chef Hans-Joachim Watzke und stellte heraus: „Sie haben alles gegeben und sich in der ersten Halbzeit richtig reingefressen in dieses Spiel.“

Maximilian Philipp betrieb mit vier Toren Eigenwerbung, Doppeltorschütze Tobias Raschl feierte einen gelungenen Einstand im Profibereich. Außerdem trafen Marius Wolf, Mateu Morey, Emre Aydinel und Shinji Kagawa. „Ein herzliches Dankeschön an die Verantwortlichen“ des FC Schweinberg formulierte Geschäftsführer Carsten Cramer und fügte hinzu: „Die Rahmenbedingungen waren hervorragend. Danke für die Gastfreundschaft – wir sind gerne hier zugegen gewesen.“

Am Montag beginnt die einwöchige USA-Tour mit Spielen gegen die Seattle Sounders und Champions-League-Sieger FC Liverpool; während des ebenfalls einwöchigen Trainingslagers in der Schweiz (vom 27.7. bis 2.8. in Bad Ragaz) heißen die Gegner Udinese Calcio und FC St. Gallen.

An den FC Schweinsberg wird man sich noch lange und gern erinnern.
Boris Rupert