Ansgar Knauff hat seinen ersten Profivertrag bei Borussia Dortmund unterschrieben. Sein großer Traum begann mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land. „Ich habe mir die Spiele im Fernsehen angeschaut. Und hatte danach nur ein Ziel“, sagt der heute 18-Jährige.

Mit gerade einmal vier Jahren fing er an, in seiner Geburtsstadt Göttingen im Verein zu spielen. Seit dieser Saison trainiert er mit der Profi-Mannschaft von Borussia Dortmund. Bei den Spielen in Hoffenheim und in Rom saß er auf der Bank.

„Ich bin sehr dankbar, dass ich die Chance habe, mich dort zu zeigen – auf dem besten Niveau mit den besten Spielern, die man aus dem Fernsehen kennt. Das ist einfach ein geiles Gefühl“, sagt Ansgar. BVB-Sportdirektor Michael Zorc bezeichnet das Top-Talent als „sehr talentierten, jungen Offensivspieler mit einer guten Schnelligkeit und einem guten Dribbling“.

Mit seinen herausragenden fußballerischen Fähigkeiten beeindruckte Ansgar Knauff schon in noch jüngeren Jahren bei seinem Heimatverein SVG Göttingen. Nach einer Zwischenstation in der Jugend von Hannover 96 zog Knauff im Jahr 2016 ins Jugendhaus im Leistungszentrum von Borussia Dortmund, wo er bis heute wohnt. Nachwuchskoordinator Lars Ricken erinnert sich: „Ansgar war, als er in die U15 zu uns gekommen ist, der mit Abstand kleinste Spieler.“ Dennoch seien alle von seinem Potenzial überzeugt gewesen. Man ahnte: Okay, der wird körperlich noch kommen... Es habe, erinnert Ricken, früher mal einen Nachwuchsspieler im Verein gegeben, der ähnlich klein und schmächtig war. Sein Name: Marco Reus.

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Ansgar Knauff verletzte sich zudem und konnte lange nicht spielen. „Auch da haben alle die Ruhe bewahrt, inklusive Ansgar“, sagt Ricken. In der Endrunde der U17-Bundesliga mauserte sich Knauff zu einem Aktivposten bei den Schwarzgelben, schoss zwei Tore und bereitete vier Treffer vor. Mittlerweile gehört er zum Kader der U19-Nationalmannschaft. „Ich trainiere so viel es geht und mache so viele Spiele, wie möglich“, erzählt Ansgar. „Wo auch immer: in der U19, U23 – und wenn es gut läuft, hoffentlich auch oben.“

„Oben“ – so heißt bei den Nachwuchskickern von Borussia Dortmund die Profimannschaft. Für seinen Weg nach oben ordnet Ansgar Knauff alles andere unter: „Ich habe früher auch Basketball gespielt und unternehme auch gern etwas mit Freunden“, sagt der 18-Jährige. „Aber im Moment liegt mein Fokus voll auf Fußball.“ Er wolle sich jetzt nicht zu sehr mit anderen Sachen beschäftigen: „Ich habe diese Chance, und dafür muss ich alles geben und mit allem dahinterstehen. Sonst wäre das verschwendet. 

„Ansgar ist ein sehr netter Typ und sehr geerdet“, sagt Jugendhaus-Leiterin Julia Porath über den Rechtsaußen. „Er geht ganz ruhig und fokussiert seinen Weg.“ Eine tolle Erfahrung sei das Trainingslager mit den Profis in Bad Ragaz gewesen, berichtet der junge Mann. „Klar, wir haben viel von anderen Jungs gehört, die mal dabei waren. Aber es ist etwas ganz anderes, das selbst zu erleben.“ Da habe man noch mal einen ganz anderen Blick auf manche Dinge bekommen und unglaublich viel gelernt. „Als junger Spieler entwickelst du dich da unheimlich weiter“, meint Ansgar. „Und es ist jeden Tag wieder großartig, wenn du aufstehst und weißt: Ich kann jetzt mit den Profis trainieren und mich verbessern.“

„Erfahrene Spieler wie Marco Reus, Mats Hummels, Lukasz Piszczek oder Marcel Schmelzer reden wirklich sehr viel mit uns. Alle sind sehr nett“, ergänzt Ansgar. „Da fühlt man sich beschützt.“ Profifußball sei aber dennoch ein ganz anderes Metier als der Jugendbereich. In der U19 oder den Jahrgängen darunter spielen Gleichaltrige gegeneinander. Der Altersunterschied beträgt in der Regel maximal zwei Jahre. „Im Profibereich ist das kein Thema mehr: Da spielst du gegen 16-, 18-, 25- oder 30-Jährige. Es gibt Spieler, die sind seit 15 Jahren Profi und kennen das ganze Spiel noch einmal ganz anders. Sie haben eine ganz andere Spielweise.“

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„Der Profifußball ist auf einem ganz anderen Niveau als der U19-Bereich“, erklärt Nachwuchskoordinator Lars Ricken. „Da wird es vielleicht nicht nur diesen steilen Weg nach oben geben. Da laufen junge Spieler auch mal gegen Widerstände und müssen sich neu beweisen.“ Wichtig sei es, sich nicht von seinem Weg abbringen zu lassen, sich auch selbst die nötige Zeit zu geben und seine emotionale Widerstandsfähigkeit beizubehalten. 

„Natürlich träume ich davon, mit den Profis vor unseren Fans und nach der Corona-Zeit auch vor der vollen Südtribüne zu spielen“, sagt Ansgar. „Die Stimmung ist wirklich der Wahnsinn. Gänsehaut pur.“ 

Am 17. Oktober war Ansgar Knauff seinem Ziel noch ein ganzes Stück näher gerückt: Lucien Favre nominierte ihn erstmals für den Profi-Kader. Ansgar reiste mit den Profis nach Sinsheim zum Spiel gegen die TSG Hoffenheim. Auch wenn er „nur“ auf der Bank saß: Es war ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg nach oben. Der nächste: Der erste Profivertrag.
Christoph Klemp