Die Handballdamen von Borussia Dortmund können mit den besten Teams aus Europa mithalten. Das haben sie am Samstagabend trotz der 29:33 (14:16)-Niederlage bei CSM Bucuresti eindrucksvoll bewiesen. 

Mit einer etwas geringeren Fehlerquote und einer besseren Chancenverwertung wäre ein Punkt im elften Champions League-Spiel der Saison durchaus verdient gewesen gegen das Star-Ensemble aus Bukarest. In der Tabelle der Gruppe A hat sich jedoch nichts verändert. Der BVB bleibt auf Rang sechs und damit auf Kurs Richtung Playoffs. Kommentar BVB-Trainer André Fuhr: „Wir haben gut gespielt, aber nicht am Limit. Wenn man aber bei solch einer erstklassig besetzten Mannschaft wie CSM gewinnen will, muss einfach alles passen. Am Ende fehlt uns die Erfahrung und Cleverness."

In starker Form präsentierten sich Torfrau Yara ten Holte, Frida Rønning, Mia Zschocke und Außen Amelie Berger, die mit sechs Treffern beste Dortmunder Torschützin war. Ausschlaggebend für den Sieg der Rumäninnen war, dass die BVB-Defensive die elffache Torschützin Cristina Neagu nicht in den Griff bekam. Auffällig aber auch der Bonus, den Neagu bei den Schiedsrichterinnen genoss. Während beim BVB oft früh Schrittfehler gepfiffen wurde, war das bei der mehrfachen Welthandballerin Neagu genau umgekehrt.

„Wir sind der Underdog in dieser Liga. Wenn man bedenkt, mit welchen internationalen Topspielerinnen Bukarest besetzt ist, war unser Spiel absolut in Ordnung. Die vier Tore Unterschied waren etwas zu viel, ein oder zwei Tore war Bukarest aber besser als wir", zeigte sich Fuhr als fairer Verlierer. Zumal der Borussen-Coach ohne Kapitänin Alina Grijseels (Nasenbeinbruch) und Torfrau Madita Kohorst (Corona-Infektion) nach Bukarest anreisen musste. Linksaußen Jennifer Gutiérrez Bermejo war nach langer Corona-Pause zwar wieder dabei, aber noch längst nicht im Besitz ihrer alten Leistungsfähigkeit.

Yara ten Holte erneut stark

Die Dortmunderinnen waren als klarer Außenseiter zum Tabellenvierten nach Bukarest gereist. Und wollten dennoch ihre kleine Chance wahren. Beide Teams begannen mit einer hohen Fehlerquote. Besonders Spielmacherin Fatos Kücükyildiz leistete sich in der Anfangsphase zu viele Ungenauigkeiten im Positionsangriff, ihre Abspiele waren oft schwach. Dass es nach zehn Minuten dennoch 4:4 stand, war in erster Linie der erneut stark agierenden Torfrau Yara ten Holte zu verdanken.

Die zahlreichen Abspielspieler, das mangelhafte Anspiel an den Kreis und die schwache Chancenverwertung waren die großen Schwachstellen des BVB in der Anfangsphase. Etwas, was man sich gegen Klassemannschaften wie CSM Bucuresti allerdings nicht erlauben darf. Besonders Star-Spielerin Cristina Neagu glänzte in dieser Phase mit fünf Treffern und eiskaltem Überzahlspiel.

Es war eine schwächere Phase zwischen der zehnten und 20. Spielminute, die dem BVB vielleicht das mögliche Remis kostete. Nach dem Treffer zum 4:4 in der neunten Minute durch Kreisläuferin Merel Freriks kam lange nichts, der BVB spielte einfach zu statisch. Erst in der 19. Minute erlöste die gut aufgelegte Frida Rønning den BVB mit ihrem Siebenmetertor zum 6:11-Anschlusstreffer.

Die Ansage des Trainers in der Auszeit („das ist mir zu hektisch, wir machen zu viele Fehler") zeigte Wirkung, der BVB spielte jetzt ruhiger, fand wieder in die Partie und kam durch Tore von Rønning, Freriks und Laura van der Heijden heran. Jetzt hatte CSM den Faden verloren. Fünf Minuten vor der Pause verkürzte Merel Freriks durch zwei Treffer von Merel Freriks sogar auf 12:14. Mit einem perfekten Schlagwurf von Frida Rønning mit dem Pausenpfiff ging es beim Stand von 16:14 für CSM in die Kabinen.

BVB gab nicht auf

In Unterzahlspiel direkt nach der Pause geriet der BVB schnell wieder mit vier Toren in Rückstand. Ausgesprochen schade. Es war nicht die Überlegenheit der Rumäninnen, sondern die vielen eigenen Fehler, die den BVB einfach nicht näher rankommen ließen. Cristina Neagu traf per Siebenmeter gegen die eingewechselte Clara Woltering per Siebenmeter zum 22:18 in der 41. Minute.

Doch der BVB kämpfte, gab nie auf. Und mit Tessa van Zijl (für Laura van der Heijden) kam neuer Schwung ins BVB-Spiel. Der BVB arbeitete sich Tor um Tor heran, verkürzte durch Tore durch die im zweiten Durchgang stark spielende Mia Zschocke (45./48) und die sichere Rechtsaußen Amelie Berger (49.) auf 24:26. Als Nationalspielerin Berger Sekunden später zum 25:26 traf, war die realistische Chance zumindest auf ein Remis war wieder da.

Und es blieb eng. Acht Minuten vor Abpfiff schaffte Merel Freriks das 26:27. Der Ausgleich zum Greifen nah. Der der Favorit aus Rumänien spielte seine ganze Cleverness aus. Das machte den Unterschied. Als Cristina Neagu zwei Minuten vor Abpfiff per Siebenmeter auf 32:29 erhöhte, war die Partie gelaufen. Bilanz von Rupert Thiele, der als stellvertretender Abteilungsleiter die BVB-Delegation anführte: „Wir waren der Außenseiter, haben uns aber gegen diese Millionen-Truppe gut verkauft."

BVB: ten Holte, Woltering - Berger (6), Sando (2), Zschocke (5), van Zijl (1), Moreno (2), Kücükyildiz, Abdulla, Gutierrez, Freriks (5), van der Heijden (3), Rønning 5/1), Uscinowicz