Nach Auschwitz und Dachau gehen BVB-Fans auch im Sommer 2014 wieder auf Gedenkstättenfahrt. Das Ziel in diesem Jahr heißt Lublin. Die schwarzgelbe Delegation berichtet in dieser Woche täglich von der Spurensuche aus Polen.

Tag 5

Der letzte Tag unserer Gedenkstättenfahrt beginnt in der Kleinstadt Wlodawa. In dem Örtchen war vor dem zweiten Weltkrieg die Hälfte der Bevölkerung jüdisch. Im Gegensatz zu den meisten anderen Städten sind einige Gebäude des jüdischen Lebens hier noch erhalten. Besonders wertvoll sind die beiden bis heute existierenden Synagogen, die nach einer mehr als 200-jährigen Nutzung als Gotteshaus jetzt als Ort der Erinnerung dienen.

Bevor wir das Städtchen verlassen, halten wir an einem Sportplatz. Genauso wie in Dortmund am Eintracht-Sportplatz, mussten sich die Jüdinnen und Juden auch in Wlodawa hier versammeln. Anschließend mussten sie zu Fuß zum Bahnhof laufen, von wo aus sie ins Vernichtungslager Sobibor deportiert wurden.
 
Eben dieses ehemalige Vernichtungslager ist die nächste Station unseres Programms.

Bereits vor unserer Ankunft am ehemaligen Vernichtungslager fällt uns die Abgelegenheit der Umgebung auf, in der wir uns befinden. Das im heutigen Drei-Länder-Eck Polen - Ukraine - Weißrussland gelegene Sobibor ist nur über eine kilometerlange Landstraße durch einen Wald zu erreichen. An dem Ort des ehemaligen Vernichtungslagers erinnert auf den ersten Blick nur noch eine am Straßenrand aufgestellte Gedenktafel an die Vergangenheit. Nach einem Aufstand der zur Arbeit eingeteilten Häftlinge im Oktober 1943 wurde das Lager von den Nazis geschlossen und beim Verlassen komplett zerstört.

Ein Zeitzeuginnenbericht, den wir gemeinsam lesen, macht uns klar, dass der Bahnhof, der direkt am ehemaligen Eingangstor des Lagers liegt, auch während der Shoah für den Personenverkehr genutzt wurde. Da ein ständiger Durchgangsverkehr in Lagernähe herrschte, wird in Berichten oft von Schreien und Schüssen hinter dem Stacheldraht berichtet. Welche schrecklichen Taten sich hinter den Zäunen ereigneten, verdeutlicht auch die Zahl der 180.000 Ermordeten. Das Lager war auf die pure Vernichtung menschlichen Lebens ausgelegt. Wie in Belzec ist es auch hier besonders erschreckend, dass der Ablauf von der Ankunft bis zur Tötung nur zwei Stunden dauerte. Nach dem Plan der Nazis sollte niemand, der nach Sobibor deportiert wurde, überleben. Am Ende gelang es bei dem Aufstand knapp 200 Menschen, aus dem Lager zu fliehen. Nur 47 von ihnen überlebten den Krieg.

Bei einem Rundgang über das ehemalige Gelände nehmen wir den Aufbau wie einen Friedhof wahr. Wieder einmal begegnet uns die sogenannte „Himmelsstraße“, der Weg der Deportierten von der Rampe zum Tötungsort. Heute ist diese Allee eine symbolische Passage, an dessen Wegesrand Gedenksteine für einzelne Ermordete aufgestellt sind. Viele von uns gehen alleine diesen Weg entlang und gedenken der Opfer durch die Niederlegung einer Rose.
 
Über die Passage erreichen wir den Platz, auf dem sich die Massengräber der Getöteten befinden. Ein symbolisch aufgeschütteter Aschehügel erinnert dort an die vielen Ermordeten. Der Ort ist bewusst gewählt, da an dieser Stelle hunderttausende Menschen in Gaskammern ihren Tod fanden.

An unserem letzten Abend in Lublin besprechen wir die emotionalen Erlebnisse der Reise und lassen sie gemeinsam Revue passieren. Wir alle sind beeindruckt von den gesammelten Eindrücken der letzten Woche und werden versuchen, so viel wie möglich von dem Erlebten mitzunehmen und weiterzutragen.

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