Das war heftig: Borussias U19 bezog gegen Schalke eine bittere 0:4-Niederlage. "Ich bin total verärgert. Das ist nicht der Anspruch von Borussia Dortmund und auch nicht der Anspruch, den die Spieler an sich selbst stellen", mäkelte Nachwuchskoordinator Lars Ricken und ergänzte: "Wir laufen Gefahr, bereits bis zur Winterpause unsere Saisonziele zu verfehlen."

Im DFB-Pokal scheiterten die Jungs von Michael Skibbe in der ersten Runde an Leipzig, in der Bundesliga befinden sie sich vorerst "im Niemandsland" (Ricken), und in der UEFA Youth-League droht im Falle einer Niederlage am Mittwoch bei Inter Mailand der nächste Rückschlag. "Sehr bedenklich", nennt Ricken das Auftreten der Mannschaft, die im Derby vor allem in der ersten Halbzeit vor knapp 1 200 zahlenden Zuschauern eine enttäuschende Leistung bot. "Schalke war uns in einigen Bereichen deutlich überlegen", urteilte Ricken.

Michael Skibbe hatte mit einer System-Umstellung auf die zuletzt erkennbaren Defensivprobleme reagiert und auf Dreierkette umgestellt (Knoop, Ferjani, Thaqi). Doch die Abwehr wurde von den bislang nicht besonders torgefährlichen Schalkern (8 Treffer) gleich vor große Herausforderungen gestellt. Niclas Knoop sah nach einem taktischen Foul an Henri Matter die Gelbe Karte, und aus dem von Matter ausgeführten Freistoß resultierte in der 7. Minute das 0:1. S04-Abwehrchef Malick Thiaw köpfte unbedrängt zum 1:0 ein.

Moukoko hatte Ausgleichstreffer auf dem Fuß

Der BVB bemühte sich um eine schnelle Antwort, und tatsächlich hatte Youssoufa Moukoko nach zehn Minuten den Ausgleich auf dem Fuß. Doch nach der Ballannahme zögerte er zu lange und verdribbelte sich am Ende. "Das war Glück für uns und hätte dem Spiel eine Wende geben können", analysierte Schalkes Nachwuchschef Peter Knäbel in der Pause. Dieser Angriff blieb einige der wenigen guten Borussen-Szenen. Die Gäste kontrollierten mit ihrer starken Defensiv-Abteilung die Partie weitgehend, und in ihrem zielstrebigen Spiel nach vorn stürzten sie die Abwehr der Schwarzgelben häufig in die Bredouille.

So auch in der 30. Minute, als ein zuvor schon abgewehrter Eckball in die Füße von Kaparos gespielt wurde, und dessen Hereingabe vollstreckte der erneut sträflich aus den Augen gelassene Thiaw zum 0:2. Auf der anderen Seite scheiterte Immanuel Pherai aus spitzem Winkel an Torhüter Erdem Canpolat, und Moukoko setzte einen Freistoß aus 20 Metern über die Latte (45.)

In der Pause korrigierte Skibbe Taktik und Formation. Angreifer Reda Khadra ersetzte Innenverteidiger Knoop und sorgte für deutlich mehr Offensivschwung. Borussia führte die Zweikämpfe entschlossener, erarbeitete sich auch Dominanz - aber keine großen Chancen. Moukoko forderte nach einem Schubser von Cross Elfmeter, Ansgar Knauff reklamierte ein Schalker Handspiel im Strafraum, doch der umsichtig leitende Schiedsrichter Felix Prigan ignorierte die Proteste. Malte Wengerowski verfehlte mit einem guten Distanzschuss das Tor (55.), Moukoko verzog den Ball aus 16 Metern – ernsthaft in Gefahr geriet Schalke aber nie.

Skibbe bemängelt individuelle Fehler

Auch die nächsten Wechsel (Mert Göckan für Kuffour, Terzi für Wengerowski, Hetemi für Knauff) erzielten nicht die von Skibbe erhoffte Wirkung. Die Treffer fielen stattdessen auf der anderen Seite. Der starke Bozdogan ließ Nik Deubel mit einem Freistoß keine Abwehrchance (87.), und Ex-Borusse Stanislav Fehler gelang nach seiner Einwechslung sogar noch das 0:4.

"Am Ende ist es für uns richtig böse geworden", konstatierte Michael Skibbe und urteilte: "Wir müssen anerkennen, dass einige Mannschaften in der Defensive deutlich stärker und strukturierter spielen als wir." Der Cheftrainer bemängelte die individuellen Fehler, die zu den ersten beiden Gegentoren führten. Die Situation im Augenblick sei "deprimierend", aber Skibbe blickt auch zuversichtlich nach vorn: "Jetzt kommen Gegner, gegen die wir punkten können und müssen. Wir dürfen nichts mehr liegen lassen."

Zunächst aber ist UEFA Youth League angesagt: Borussia spielt Mittwoch bei Inter Mailand. Die Italiener starteten mit einem 4:0 gegen Sparta Prag und einem 3:0-Sieg beim FC Barcelona in die Gruppenphase.

BVB: Deubel – Wengerowski (79. Terzi), Knoop (46. Khadra), Ferjani, Thaqi, Kuffour (60. Göckan) – Amedick – Knauff (72. Hetemi), Pherai, Reyna – Moukoko.

Wilfried Wittke