Die letzten drei Minuten sind angebrochen im finalen Gruppenspiel der UEFA Champions League. Zwischen Olympique Marseille und Borussia Dortmund steht es 1:1 – und mit diesem Resultat ist der BVB zu diesem Zeitpunkt Gruppendritter. Und damit ausgeschieden.

Doch dann wirft Henrikh Mkhitaryan den Turbo an, setzt sich durch auf dem linken Flügel, passt zu Schieber, der zum besser postierten Großkreutz zurücklegt. Nach einer Vielzahl ausgelassener Tormöglichkeiten, hochkarätiger Tormöglichkeiten, erwartet man jetzt einen fulminanten Schuss, den die bange Frage begleitet: geht er rein – oder (wieder) nicht? Doch nichts da!

Großkreutz rutscht beim Schuss weg, irgendwie aber bekommt der Ball dadurch eine Flugbahn, die dazu führt, dass keines der zahlreichen Abwehrbeine ihn erreichen mag, und der bis dahin (fast) unüberwindbare Steve Mandada klatscht sich die Kugel „mit seinem Patschehändchen“ (O-Ton BVB-Netradio) irgendwie auch noch selbst rein. „Ein labbriges Ding“, so Jürgen Klopp kopfschüttelnd, zugleich vor Freude strahlend, beschert dem BVB das 2:1 – und damit Platz eins in der stärksten Vorrundengruppe aller Zeiten. Denn drei Teams (Borussia, Arsenal, Neapel) sind gleichauf. Nie zuvor ist ein Team mit zwölf Punkten ausgeschieden – bis es die zu Recht traurigen Neapolitaner erwischt.

Mit einem Paukenschlag beendet der BVB also sein 13. Champions-League-Spiel im Kalenderjahr 2013. Und auch im nationalen Pokal dürfen die Schwarzgelben jubeln. Obwohl acht Stammkräfte verletzt ausfallen oder wie Blaszczykowski und Lewandowski leicht lädiert nur auf der Bank Platz nehmen können, setzt sich der BVB beim 1. FC Saarbrücken durch Tore von Schieber und Hofmann sicher und verdient mit 2:0 durch und zieht zum dritten Mal in Serie ins Viertelfinale ein.

In der Liga aber muss Borussia weitere Rückschläge verdauen. Das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen geht verdient mit 0:1 verloren. Beim Auswärtsspiel in Hoffenheim holt die Mannschaft mit einer Defensive, die so noch nie zuvor zusammengespielt hat (Langerak – Piszczek, Friedrich, Sarr, Durm) nach 0:2-Rückstand ein 2:2 (Tore: Aubameyang, Piszczek) und trauert angesichts einer Vielzahl von Möglichkeiten am Ende sogar zwei verlorenen Punkten hinterher. Klopp lobt die Einstellung der Mannschaft: „Ich habe ihr 95 Minuten lang angesehen, dass sie unbedingt gewinnen wollte.“ Das wollte sie auch im letzten Heimspiel gegen Berlin. Im 52. Pflichtspiel des Jahres 2013 spult sie abermals ein Wahnsinns-Pensum (128,0 km) ab, verliert aber mit 1:2.
Boris Rupert