Der 09-Countdown - Jeden Tag bis zum Finale eine neue Geschichte zur DFB-Pokal-Historie des BVB! Heute die fünfte Geschichte. Frank Mill über das Finale von 1989: „An andere erinnert sich keiner mehr.“

387 Bundesligaspiele, 123 Tore. 17 A-Länderspiele für Deutschland und Mitglied der Weltmeister-Mannschaft von 1990. Doch wenn Frank Mill ins Schwärmen gerät, dann spricht er über Berlin. Über das Pokalfinale von 1989. „Das waren die schönsten Momente, die ich im Fußballer-Leben erleben durfte.“

Das 89er Finale jährt sich zum 25. Mal. Welche Erinnerungen haben Sie noch an dieses Spiel?
Nur positive. 40.000 Dortmunder. 4:1 gegen Bremen.

Jeder denkt bei diesem Spiel sofort an Norbert Dickel. Ihr Anteil am Sieg war jedoch auch nicht unerheblich.
Ich hab‘ ein Tor geschossen und beide von Nobby vorgelegt. Der Unterschied: Ich konnte damals weiterspielen, er musste seine Karriere beenden.

Sie wurden dann 1990 Weltmeister.
Naja, nicht wirklich. Ich war dabei und betrachte die WM 1990 als schöne Zeit und schöne Erfahrung. Ich darf mich Weltmeister nennen, aber ich fühle mich nicht als Weltmeister...

... weil Sie beim Turnier keine Einsatzminute hatten. Nimmt der Pokalsieg von 1989 von daher einen höheren Stellenwert für Sie ein?
Ja, weil ich da voll dabei war. Ich habe das 1:1 und das 3:1 vorbereitet, das 2:1 selbst gemacht und kurz zuvor noch einen Ball von der Linie geholt. Das waren die schönsten Momente, die ich im Fußballer-Leben erleben durfte.

Der Mannschaft von 1989 sagt man einen extrem ausgeprägten Teamgeist nach. Stimmt das?
Ja, wir hatten eine Super-Kameradschaft. Können Sie sich vorstellen, dass nach jedem Training noch sieben, acht Jungs beim damaligen Zeugwart „Bomber“ Wiegand in der Kabine gesessen, Kaffee getrunken, Kuchen gegessen und sich gegenseitig ein paar Dönekes erzählt haben? Ich weiß nicht, ob es das heutzutage noch gibt.

Wie intensiv ist der Kontakt untereinander noch?
Der besteht nach wie vor. Auch deshalb, weil ich noch in der Traditionsmannschaft spiele und von daher Kutowswki, Lusch und andere häufig sehe.

Am 17. Mai trifft man sich in Berlin.
Oh, da habe ich nachmittags noch ein Spiel in Peine, aber das liegt ja auf dem Weg nach Berlin. Da muss ich wohl in der Halbzeitpause abhauen.

Daraus hört man: Der Fußball lässt Sie heute noch nicht los.
Ganz bestimmt nicht. Ich habe 86 Kinder-Fußballschulen. Ich stehe jeden Samstagnachmittag auf dem Platz.

Das hält jung!
Und man nimmt nicht zu!

Was trauen Sie der Borussia im Pokalfinale zu?
Sie ist die einzige Mannschaft, die die Bayern schlagen kann, wenn es drauf ankommt. Ich glaube, dass Borussia gewinnt, denn die Bayern haben Angst vorm BVB.

An dieser Legende haben Sie allerdings nicht mitgestrickt. Stichwort Pfostenschuss 1986...
Ansonsten habe ich gegen die Bayern immer ein Tor gemacht. Aber da wollte ich es zu schön machen.

Gegessen! Darauf sollte man nun wirklich nicht mehr herumreiten.
Nee, nee, mir macht das nix aus! 28 Jahre ist das her. Heute kommen noch die kleinen Kinder und sagen, Du hast den Ball an den Pfosten geschossen. Und ich sage: Das hast Du doch nicht gesehen, das hat Dir Dein Papa doch erzählt... Ich sach mir imma: An andere erinnert sich kein Mensch mehr...
Interview: Boris Rupert