Die Kabine wurde zur Party-Zone. Die Korken knallten, die Stimmbänder bestanden den Härtetest. „Deutscher Meister ist nur der BVB!“ So dröhnte es aus den Katakomben. Und Borussias Bosse feierten mit. Dr. Reinhard Rauball, Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc, Nachwuchs-Chef Lars Ricken – sie alle ließen sich von der ausgelassenen Stimmung einfangen.

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Vier Mal Jugendmeister in Serie: Felix Passlack und Dzenis Burnic

„Kompliment an die Mannschaft, an die Trainer und das Funktions-Team für diese grandiose Leistung. Aber auch an unsere Fans. 33 450 Zuschauer an einem Montagabend bei einem Junioren-Finale, das gibt es nur in Dortmund“, strahlte Rauball. „Fantastisch, was Ihr in dieser Saison geleistet haben“, gratulierte Watzke dem überglücklichen Trainer Benjamin Hoffmann. Der erfolgreiche Fußball-Trainer wähnte sich scherzhaft kurz auf „des Kaisers Spuren“. Denn er hat es dem großen Franz Beckenbauer nachgemacht. Eine Etage tiefer zwar, aber doch bemerkenswert: Hoffmann ist nun Deutscher Meister als Spieler und Trainer.

„Unfassbar die Willensstärke dieser Jungs, die sich durch nichts unterkriegen lassen“, stellte der 37-Jährige Mentalität und Charakter seines Teams heraus. Sie sind im Laufe der letzten Monate, in denen sie einen Nackenschlag nach dem anderen verarbeiten mussten, ganz eng zusammengerückt. „Wie eine Familie“, beschreibt Kapitän Dzenis Burnic die Atmosphäre in dieser Vorzeige-Mannschaft. Der eine hilft dem anderen. Auf dem Spielfeld und außerhalb. Sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Den Kreis, den sie vor dem Anpfiff gebildet haben, bildeten nicht allein die elf Spieler, die auf dem Aufstellungsbogen standen. Mitten in der Traube schworen sich auch die Einwechselspieler auf das große Finale ein. Burnic, der am Finaltag seinen 19. Geburtstag feierte, verrät: „Der Teamgeist ist unser Erfolgsgeheimnis.“

Ein perfekter Abschluss der Jugendzeit

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Trainer Benjamin Hoffmann

Sie leben ihn vor. Auch jene, die Montagabend nur die Daumen drücken durften. Christian Pulisic etwa, mit seinen 18 Jahren fast schon ein gestandener Profi-Fußballer, fieberte und feierte mit. Er fühlt sich als Teil dieser Mannschaft, für die er in der Saison 2016/17 auch gemeldet war, aber für die er kein Spiel bestritten hat. Oder Felix Passlack. Als ihn die U19 wegen der schwierigen Personalsituation benötigte, brauchte er nicht lange zu überlegen und empfand es als Selbstverständlichkeit, die Schuhe auch für die A-Junioren zu schnüren. Die Langzeitverletzten Jakob Bruun Larsen, Dario Scuderi, Patrick Fritsch und Sahin Kösecik stürmten nach dem goldenen Elfmeter-Schuss von Amos Pieper mit einem Tempo auf den Hybrid-Rasen, als seien sie schon bereit für die nächste Aufgabe, das Halbfinale im Westfalenpokal am Freitag beim FC Schalke 04. Dabei ist an ihren Wiedereinsatz vorläufig nicht zu denken.

Dzenis Burnic standen Freudentränen in den Augen: „Vier Mal hintereinander Deutscher Meister – das ist wie im Traum, einfach überwältigend. Ein perfekter Abschluss meiner Zeit als Jugendspieler.“ Wie auch für Torhüter Eike Bansen sowie die Feldspieler Amos Pieper, Felix Passlack, Alexander Laukart, Etiennne Amenyido, Jakob Bruun Larsen, Patrick Fritsch, Dario Scuderi, Orel Mangala, Sahin Kösecik und Janni Serra.

„Glücklicher, aber verdienter Sieg“

Etwas Platz blieb auch noch für eine Analyse dieses dramatischen Finals. „Wir waren in der ersten Halbzeit etwas unruhig und nervös, aber in der zweiten Halbzeit die aktivere und bessere Mannschaft, die auch von diesem tollen Publikum getragen wurde“, befand Benjamin Hoffmann. Und jene mit den klareren Chancen. Deshalb mochte ihm keiner widersprechen, als er nach dem nervenaufreibenden Elfmeterschießen resümierte: „Ein glücklicher, aber verdienter Sieg.“ Und der größte Chor, den es je bei einem Vereins-Juniorenspiel gegeben hat, ließ die Jungs hochleben: „Wer ist Deutscher Meister? BVB Borussia....“ Emotionen pur. Auf den voll besetzten Rängen, auf dem Spielfeld und danach im Kabinentrakt.
Wilfried Wittke

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Spielbericht: 8:7 im Elfmeterschießen