Nur zwei von zwölf Duellen hatte Jürgen Klopp als BVB-Trainer gegen Bayer Leverkusen verloren. Durch das 0:2 zum Auftakt der Saison 2014/15 kam die dritte Heimniederlage dazu. Nach der Partie stellte sich der Coach den Fragen der Journalisten.

Herr Klopp, wie fällt Ihre Analyse zum Spiel aus?
Jürgen Klopp: Wenn man so ins Spiel startet, tut das richtig weg. Dass Leverkusen diesen Weg wählen würde, so draufzugehen, in diese Richtung das Angriffsspiel laufen zu lassen, hat wahrscheinlich keinen überrascht. Aber wenn man nach neun Sekunden hinten liegt, müssen erstens ein paar Fehler passiert sein, so dass sich der ein oder andere Spieler nicht mehr so gut fühlt wie neun Sekunden zuvor. Im Gegenzug fühlt sich der Gegner besonders gut. Das hat in den ersten 20, 25 Minuten das Spiel dramatisch beeinflusst. Leverkusen hat seinen Plan durchgezogen, wir lange Zeit nicht.

Erst in der zweiten Halbzeit wurde es auf Seiten des BVB besser…
Klopp: Wir haben das Heft in die Hand genommen. Wir waren körperlich präsenter, in allen Bereichen besser. In jeder Situation, in der wir ein bisschen Fußball gespielt haben, wurden wir gefährlich. Ohne die ganz großen Chancen zu kreieren, dennoch waren wir in der Partie. Dass es kein sensationelles Spiel mehr werden würde, die Gefahr bestand durchaus. Aber die Mannschaft hat extrem Willen gezeigt und sich Möglichkeiten erarbeitet. Nicht in der Hülle und Fülle, wie es vielleicht möglich gewesen wäre, aber sie waren da. Hätten wir eine genutzt, dann drehen wir das Spiel. Egal, wie gut Leverkusen gestartet ist. Dann fällt auch das zweite Tor nicht. Aber so ist es gewesen, dementsprechend hat Leverkusen verdient gewonnen.

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War nicht zufrieden mit dem Spiel seiner Elf: Jürgen Klopp.

Inwiefern war für Sie das schnelle Gegentor nach neun Sekunden ein Schock?
Klopp: Für mich als Trainer war das Tor kein Problem. Ich habe es ja nicht am eigenen Leib auf dem Rasen erfahren müssen. Da fehlten uns in drei oder vier Szenen zwei Schritte. Wir waren einfach nicht präsent, wir waren nicht dabei. Den Schuh müssen wir uns anziehen, den Schuh muss ich mir auch anziehen. Dass die Mannschaft wach sein sollte, fällt schon in meinen Bereich. Die Einstellung usw. obliegt zum großen Teil mir. Dementsprechend muss ich auch mal kurz nachdenken, was da genau vorgefallen ist. Fakt ist, dass Leverkusen so drauf geht, war klar. Das war nicht das Problem. Wir haben den Nutzen daraus viel zu selten gezogen. Wir haben das Spiel viel zu selten verlagert. Leverkusen tritt sehr ballorientiert auf. Wenn Du gut Fußball spielst, verlagerst Du einmal das Spiel und rennst dann mit zwei Mann alleine aufs Tor zu. Das haben wir nicht hinbekommen. Dementsprechend ist es dieses wilde Spiel geworden. Wir haben es uns in den ersten neun Sekunden schwerer gemacht als notwendig. Es gibt einiges aufzuarbeiten.

Wie beurteilen Sie die Leistung von Neuzugang Immobile?
Klopp: Wir haben nicht so gespielt, dass ein Stürmer massenhaft Chancen hätte abgreifen können. Und in der zweiten Halbzeit, als er vorne alleine gespielt hat, war er gefährlich. Das war in Ordnung. Er hatte auch ein bisschen Pech. Und dass er in einem Jahr mehr Bindung zum Spiel hat als heute, ist auch klar. Wir sind bei ihm ziemlich entspannt.

Wie viel Zeit braucht Marco Reus, um nach seiner Verletzung wieder in Top-Form zu kommen?
Klopp: Er braucht noch ein bisschen Zeit. Auch Marco war gegen Leverkusen nicht das Problem. Am besten Tag seiner Karriere hätte er dem Spiel sicher auch gut getan. Aber das ist alles kein Wunschkonzert. Wir müssen den Jungs helfen, dass sie wieder in die Spur kommen. Die Bereitschaft ist da. Der Wille ist da. Auf dem Weg dahin müssen wir Ergebnisse holen. (fu)