Hätte. Wenn. Und aber. Das 71. Endspiel um den DFB-Pokal wird im Konjunktiv diskutiert. Was wäre gewesen, wenn Schiedsrichter Florian Meyer den – regulären! – Treffer von Mats Hummels zum 1:0 in der 64. Minute anerkannt hätte?

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Der Ball, das beweisen Fernsehbilder und Fotoaufnahmen eindeutig, ist klar mit vollem Umfang hinter der Torlinie, und auch die leisen Zweifel, ob Hummels nach Sahins Freistoßflanke und Lewandowskis Kopfballverlängerung nicht etwa im Abseits steht, werden ausgeräumt. Ein regelgerechter Treffer also, der keine Anerkennung findet, und das Spiel möglicherweise in eine andere Richtung gedreht hätte. Stattdessen geht der Pokal an die Bayern.

„Wir alle wissen, wie das Spiel ausgegangen wäre, wie es gestanden hätte, wenn das Tor gezählt hätte. 1:0 für uns. Die Bayern haben sich Wadenkrämpfe rausgedrückt, haben irgendwie auf Zeit gespielt – und wir haben alles versucht, was ging“, kommentiert Jürgen Klopp die Entscheidung – und blickt dann voraus. „Das Leben ist eine Ansammlung von Versuchen“, stellt er fest. Und: „Wenn man immer nur das machen würde, was zu 100 Prozent gelingt, wie langweilig wäre das denn? Das, was wir im Finale gegen die Bayern gemacht haben, war eine Art Versuch, erneut einen Titel zu  gewinnen. Das hat leider nicht geklappt. Wir haben uns trotzdem als Verein und als Gemeinschaft präsentiert, wie es außergewöhnlicher nicht geht.“

„Auch wenn sich das sehr hart anfühlt, dieses Finale in der Verlängerung zu verlieren“, sagt BVB-Chef Hans-Joachim Watzke, „nehmen wir es so, wie es ist. Und ohne zu viel zu versprechen: Es ist nicht das letzte Finale, das wir gegen die Bayern gespielt haben.“ Die bescheren Schwarzgelb in der Verlängerung das erste Gegentor überhaupt im gesamten Wettbewerb und machen Sekunden vor Schluss dann noch das 2:0.

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Nicht nur die Mannschaft begeistert in Berlin – auch die Fans sind für zwei Tage Hauptdarsteller in der Hauptstadt. 50.000 von ihnen sind da! Das Epizentrum liegt am Breitscheidplatz, direkt am Ku’damm. Das Bild vom schwarzgelben Berlin geht um die Welt. Selbst die Spree ist am Finaltag in schwarzgelber Hand: Ein vollbeladenes BVB-Schiff schippert den ganzen Tag lang übers Wasser.

Berlin ist der Abschluss einer tollen Saison, auch wenn die Krönung verwehrt bleibt. In der Bundesliga steht man vorzeitig als Vizemeister fest, doch es lockt noch ein weiteres Ziel: die drittbeste BVB-Saison aller Zeiten. Nach Siegen über Hoffenheim (Tore: Großkreutz, Mkhitaryan, Piszczek) und Berlin (zwei Mal Lewandowski sowie Jojic und Mkhitaryan) kommt der BVB tatsächlich auf 71 Zähler und damit eine Zahl, mit der man seit Einführung der Drei-Punkte-Regel immerhin in acht Fällen Deutscher Meister geworden wäre.

Robert Lewandowski verabschiedet sich mit der Torjägerkanone zum FC Bayern München. Er hat bis zum letzten Moment mit Einsatz und Leistung überzeugt.
Boris Rupert

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