Sie sind durch dick und dünn gegangen, haben Rückschläge weggesteckt und sich wieder aufgerappelt, als Kollektiv allen Widerständen getrotzt und bewiesen, dass Teamgeist Berge versetzen kann. Jetzt wollen sie eine außergewöhnliche Saison krönen. Mit dem Titel des Deutschen A-Juniorenmeisters.

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„Wir sind bereit“, versichert Benjamin Hoffmann vor dem großen Finale im Signal Iduna Park gegen den FC Bayern (Montag, 19.30 Uhr, live bei Sport1). Es passt zum turbulenten Verlauf dieser Spielzeit, dass der ehrgeizige Fußball-Lehrer wieder einmal improvisieren und einen seiner Leistungsträger ersetzen muss. Orel Mangala, dieser athletische, zweikampfstarke und allgegenwärtige Stratege im defensiven Mittelfeld, ist nach der umstrittenen Gelb-Roten Karte im Halbfinal-Rückspiel gegen den VfL Wolfsburg gesperrt.

„Das ist ärgerlich und schade, aber eine weitere Hürde, die wir nehmen müssen“, sagt Hoffmann. Wie er diese große Lücke, die Mangala hinterlässt, schließen wird, bleibt noch sein Geheimnis: „Ich lasse mich von den letzten Trainingseindrücken leiten. Vielleicht ändern wir auch unsere taktische Ausrichtung.“ Er hat, weil er regelmäßig zu Umstellungen gezwungen wurde, fast alle Systeme getestet, und seine Jungs haben sie dank intensiver und gezielter Trainingsarbeit verinnerlicht, von Dreierkette über das 4-2-1-3 bis zum 4-1-4-1.

Nun also das Überraschung-Endspiel gegen den FC Bayern. Eigentlich waren die Schwarzgelben, erst recht nach dem Verlauf der Halbfinal-Hinspiele, voll auf ein Derby im Meisterschafts-Finale fokussiert. Doch die Schalker ließen sich eine 4:1-Gesamtführung aus der Hand nehmen. Benjamin Hoffmann, Augenzeuge des „Bayern-Wunders von Wattenscheid“, warnt deshalb: „Eine Mannschaft, die gegen Schalke eine Halbzeit mit 4:1 gewinnt, muss sehr stark sein. Und die Münchner haben einen wunderbaren Fußball gespielt. Euphorie und Selbstbewusstsein werden sie in das Finale tragen.“

Respekt vor starker Bayern-Offensive

Besonders ihre robuste Offensiv-Abteilung hat Eindruck hinterlassen. Hoffmann: „Timothy Tillman und Manuel Wintzheimer bringen große individuelle Qualität ein. Doch wir dürfen uns nicht nur auf diese beiden Jungs konzentrieren. Fast alle Spieler haben im Verlaufe der Saison Tore geschossen“. Die meisten erzielte Wintzheimer (14). Außerdem belegen Benjamin Hadzic (9), Mario Crnicki (6) und Marco Friedl (5) noch gute Plätze in der Torjägerliste der Bundesliga Süd.

Nicht zu vergessen Felix Götze, der beim BVB das Fußball-ABC erlernt hat und im Zuge des Wechsels seines berühmten Bruders Mario beim FC Bayern gelandet ist. Für ihn stehen sechs Treffer zu Buche, eine herausragende Bilanz des Abwehrspielers, der in dieser Saison bereits einige Male zum Profi-Kader gehörte. Das Wiedersehen mit dem ehemaligen BVB-Talent verleiht diesem Finale noch zusätzliche Brisanz.

Es wird eine Rekordkulisse erwartet

Sicher ist, dass dieses Endspiel vor einer großen Kulisse ausgetragen wird, vor deutlich mehr als jenen 15.117 Zuschauern, die im vergangenen Jahr Borussias 1:2-Halbfinalniederlage gegen den TSV 1860 München erlebt haben. Damals schien die Atmosphäre die Spieler beeindruckt und sogar gelähmt zu haben. Jetzt erwartet Benjamin Hoffmann eher eine positive Reaktion seiner Mannschaft: „Felix Passlack und Dzenis Burnic haben den Jungs schon erzählt, wie toll sich anfühlt, vor so vielen Fans zu spielen. Außerdem profitieren wir von den Erfahrungen aus der UEFA Youth League, als wir uns etwa in Haifa vor über 10.000 Zuschauern präsentieren durften.“

Alles ist gerichtet für ein hochklassiges Finale der U19-Teams der beiden erfolgreichsten deutschen Fußball-Klubs. Egal, wie es ausgeht: Borussias Talente gehen Dienstag auf einen 48-stündigen Mallorca-Trip. Und sollten sie als Deutscher Meister auf die Party-Insel fliegen, werden sie in ihrem Hotel wohl nur das Badezimmer für eine kurze Erfrischung zwischendurch benötigen...
Wilfried Wittke