Obwohl die Fans nach Bundesligaspielen im Oktober gar keinen Anlass zum jubeln haben, zeigen sie eine Solidarität mit dem Team, die es so noch nie gegeben hat in Deutschland, und die es wohl an keinem anderen Ort jemals geben wird. Sie sorgen für Gänsehaut-Momente in stürmischen Zeiten.

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Es ist 17.30 Uhr an diesem sportlich trostlosen 4. Oktober, das Spiel seit mehr als fünf Minuten beendet, da tanzen die Hamburger Spieler noch vor ihrem Fanblock. Doch noch imposanter ist das, was sich auf der anderen Seite des Stadions abspielt. Die Südtribüne feiert die Mannschaft nach der 0:1-Niederlage gegen den HSV mit minutenlangen Sprechchören.

Andächtig, fast schon ungläubig, postieren sich die Verlierer zunächst vor der Sechzehnmeterlinie und applaudieren immer wieder ihren Fans. Sebastian Kehl und andere lösen sich dann zwischendurch aus dieser Achtzehnerkette, ziehen sich die schweißnassen Trikots aus und reichen sie zum Dank durch den Zaun. „Das war eine außergewöhnliche Reaktion“, bedankt sich Jürgen Klopp. Seine Spieler finden hinterher ähnliche Worte.

Umso bemerkenswerter ist, dass sich diese Aktion nach dem nächsten Heimspiel, der nächsten Heimniederlage, einem 0:1 gegen Hannover, wiederholt. „Ich hatte Gänsehaut“, bekennt Hans-Joachim Watzke. Nach zwei Meisterschaften und drei großen Finals „erleben wir jetzt eine schwierige Phase“, sagt Sven Bender: „Wir hatten in den letzten Jahren gemeinsam viel zu feiern.“ Jetzt läuft es alles andere als optimal, „und deshalb sind wir noch dankbarer, dass die Fans weiterhin voll hinter uns stehen“.

In der Liga bleibt der BVB im Oktober ohne Punktgewinn, fällt nach einem 1:2 in Köln (trotz großer Feldüberlegenheit trifft nur Immobile das Tor) und dem erwähnten 0:1 gegen Hannover auf den 15. Platz zurück. Der schlechteste Start seit 26 Jahren ist perfekt. Dabei geht das Comeback des Jahres unter: 434 Tage hat Ilkay Gündogan kein Pflichtspiel mehr für Borussia Dortmund bestritten, ehe er am 18. Oktober in Köln auf den Rasen zurückkehrt.

Immerhin läuft es in den beiden Pokalwettbewerben rund. In Anderlecht gewinnt der BVB mit 3:0 (Immobile und zwei Mal Ramos), in Istanbul sogar mit 4:0 (zwei Mal Aubameyang, außerdem Reus und Ramos). Mit einem 3:0 beim FC St. Pauli (Immobile, Reus, Kagawa) gelingt zudem souverän der Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals.
Boris Rupert