Im Estadio Alfredo di Stefano hat Borussias U19 ein kleines Fußball-Wunder vollbracht und sich als einziger Bundesliga-Vertreter mit einem 3:1-Sieg bei Gruppensieger Real Madrid für die Play-off-Runde in der UEFA Youth League qualifiziert. „Das ist fantastisch, mir fehlen die Worte“, jubelte Trainer Benjamin Hoffmann nach dem Abpfiff.

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Keinen Pfifferling hatte man zum Seitenwechsel auf die Schwarzgelben gegeben, denen Legia Warschau am Nachmittag mit einem 2:0 gegen Sporting Lissabon eine Steilvorlage serviert hatte. Denn die Borussia hatte ab der 27. Minute nach der Roten Karte gegen Orel Mangala nicht nur in Unterzahl spielen, sondern auch deutliche Vorteile der Madrilenen anerkennen müssen. Dank einer famosen kämpferischen und taktisch vorzüglichen Leistung wendete die Mannschaft das scheinbar sichere „Aus“ in Europas Junioren-Königsklasse ab. Hoffmann strahlte: „Die Jungs haben sich in der Pause kräftig geschüttelt und neu aufgestellt. Das war eine tolle Reaktion.“

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Bis in die 5. Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit hielt der BVB die Null, dann leitete einer der vielen Passfehler Reals 1:0-Führung ein. Nachdem die Madrilenen vorher beste Chancen vergeben hatten oder am ausgezeichneten Eike Bansen gescheitert waren, bedankte sich Llario für das Gastgeschenk mit dem überfälligen Führungstreffer. Es klappte wenig bis gar nichts bei der Borussia, die Verstärkung erhalten hatte durch Felix Passlack, aber die Viererkette komplett umbauen musste. Der Jung-Profi verteidigte rechts, und für den leicht angeschlagenen Amos Pieper rückte Tim Sechelmann in die Innenverteidigung.

Doch diese Umstellungen reichten nicht als Erklärung für einen höchst bescheidenen Auftritt, der gekennzeichnet war von Konzentrationsfehlern, Missverständnissen und fußballerischen Unzulänglichkeiten. 13:1 Torschüsse hielt die Statistik zur Pause fest. Ein völlig anderes Bild bot sich den wenigen Zuschauern in der zweiten Halbzeit. Hoffmann hatte leichte taktische und personelle Korrekturen vorgenommen, das zentrale Mittelfeld nun mit Alexander Laukart (statt Gabriel Kyeremateng) besetzt und Etinne Amenyido als Stoßstürmer in den Angriff geschickt.

Janno Baxmann nahm sein Herz in der 51. Minute nach Zuspiel von Passlack in beide Hände und schoss an Luca Zidane im Real-Tor zum 1:1. Die Schwarzgelben, deutlich besser gestaffelt und aufmerksamer im Defensivbereich, fanden zu ihrem gewohnt flüssigen Kombinationsspiel und manövrierten die Madrilenen nun von einer Verlegenheit in die nächste. Nach einem Strafraum-Foul an Baxmann drückte der Schiedsrichter noch beide Augen zu (55.), in der 65. Minute zeigte er dann auf den Elfmeterpunkt, als Luca Zidane den anstürmenden Etienne Amenyido zu Fall gebracht hatte. Dzenis Burnic scheiterte zwar mit dem zu unplatziert geschossenen Strafstoß am Real-Torhüter, doch Amenyido schaltete blitzschnell und setzte den Abpraller zum 2:1 in die Maschen.

In der Folge kamen die Borussen immer besser ins Spiel, setzten ständig Nadelstiche – und machten die Sensation in der 82. Minute perfekt. Der gerade für Baxmann eingewechselte David Kopacz ließ nach Vorarbeit des überragenden Amenyido Reals Schlussmann Zidane keine Abwehrchance. „Das ist alles unglaublich, aber auch der Lohn einer großen Leistung in der zweiten Halbzeit“, resümierte der überglückliche Benjamin Hoffmann.

BVB: Bansen – Passlack, Kilian, Sechelmann, Beste – Burnic, Mangala – Baxmann (82. Kopacz), Kyeremateng (46. Kaukart), Larsen – Amenyido (90. Wanner).
Wilfried Wittke