Daniel Farke rang nach Worten, doch eine plausible Erklärung für die 2:3-Niederlage seiner Jungs im Spitzenspiel gegen Viktoria Köln hatte er auch am Ende des Tages nicht gefunden. „Es fühlt sich sehr bitter und nicht gerecht an“, befand der „gefrustete und unzufriedene“ Trainer der U23 am Samstagnachmittag.

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Farkes Enttäuschung war nur zu verständlich. Zum einen hatte es sein Team versäumt, die Signale vor dem Seitenwechsel in Richtung Sieg zu stellen, zum anderen kostete eine Slapstick-Einlage des sonst so zuverlässigen Torhüters Hendrik Bonmann Borussia zumindest einen Punkt. Denn Kölns Siegtreffer war tauglich für das fußballerische Kuriosen-Kabinett: Lars Dietz hatte eine harmlose Rückgabe gespielt, Bonnmann ein Luftloch getreten und das Spielgerät war über die Linie gehoppelt. „Ich will nichts schönreden, aber der Ball ist ganz blöde aufgetickt“, entschuldigte sich der unglückliche Torwart, den selbst Viktoria-Trainer Marco Antwerpen tröstete: „Es ist ganz bitter für Hendrik, durch einen Platzfehler solch einen Treffer zu kassieren.“ Pech auch für den guten Lars Dietz: Er wird als Eigentorschütze geführt, obwohl ihn die geringste Schuld traf...

Dabei hatte vor 5.529 Zuschauern – unter ihnen auch Hans-Joachim Watzke – alles so schön begonnen. Denn bereits nach acht Minuten bejubelten die jungen Borussen die 1:0-Führung durch einen Kopfball von Lars Dietz nach einer von Massih Wassey ausgeführten Ecke. Der BVB verteidigte diszipliniert und verstand es immer wieder, Nadelstiche zu setzen und brandgefährliche Konter zu spielen. Daraus resultierten reichlich Möglichkeiten, das Ergebnis in die Höhe zu schrauben.

Beste Chancen vergeben

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„Das Halbzeit-Ergebnis war ein absoluter Skandal. Wir haben vier Hundertprozentige liegen lassen“, haderte Farke mit der Chancenverwertung. Hamadi Al Ghaddioui köpfte nach Burak Camoglus Flanke freistehend über die Latte (15.), Kapitän Christoph Zimmermann scheiterte aus kurzer Distanz an Kölns Schlussmann Philipp Kühn, Dietz und El Ghaddioui vergaben in aussichtsreichen Positionen. Auf der anderen Seite arbeitete der BVB in der Defensive konzentriert und engagiert, so dass alle Kölner Angriffsversuche meist vor der Strafraumlinie endeten.

Ganz anders dann der zweite Durchgang. Viktoria verstärkte das Gegenpressing, gewann in diesem intensiven Spiel viele zweite Bälle und stürzte die schwarzgelbe Deckungsreihe häufiger in die Bredouille. „Unfassbare Nervosität“ und „viele Passfehler“ diagnostizierte Daniel Farke bei seinem Team, während sich die Kölner immer mehr freispielten und in der 50. Minute den Ausgleich durch Felix Backszat nach einem Eckball erzielten. Borussia gelang zwar noch das 2:1 (Al Ghaddioui nach Flanke von Wassey), aber die Gäste ließen sich nicht mehr vom Weg abbringen. Eine Unachtsamkeit in der BVB-Verteidigung nutzte der vom starken Mike Wunderlich freigespielte Marcel Gottschling zum erneuten Ausgleich – und dann passierte Bonmann das Missgeschick, das den Aufstiegsambitionen der Borussen einen gehörigen Dämpfer versetzte.

Daniel Farke war restlos bedient: „Wir müssen das Ergebnis akzeptieren. Aber es wird keinen Spaß machen, Sonntag zum Training zu gehen. Ich habe uns fußballerisch noch nie so schlecht gesehen.“
Wilfried Wittke