Dr. Reinhard Rauball führt den BVB auch in den kommenden drei Jahren. Der Jurist wurde während der Mitgliederversammlung des BV Borussia 09 e.V. fast einstimmig in seinem Amt bestätigt. „Herzlichen Dank für  dieses tolles Votum“, bedankte sich Rauball, der in seine siebte Amtszeit insgesamt und seine fünfte aufeinanderfolgende seit 2004 geht.

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Dr. Reinhard Rauball

„Der gestrige Tag“, bemerkte Rauball und spielte damit auf den Sieg gegen den FC Bayern an, „war die Ouvertüre zu dieser Veranstaltung. Unser BVB steht im Herbst 2016 im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich glänzend da.“ Er machte der Basis ein großes Kompliment: „Wir haben die engagiertesten Fans Deutschlands.“

„Ich finde es großartig, dass Du weitere drei Jahre auf der Brücke stehst“, erklärte Hans-Joachim Watzke vor den rund 1.200 in der Westfalenhalle anwesenden 145.207 Vereinsmitgliedern. Dr. Winfried Materna, Vorsitzender des Wirtschaftsrats, bewertet es mit Blick auf Vereins-Präsident Rauball und KGaA-Chef Watzke als einen „Glücksfall, dass uns diese Doppelspitze erhalten bleibt“. Die Entlastung des Vorstands erfolgte einstimmig.

„Siebter unter lauter Schwergewichten“

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Hans-Joachim Watzke

Hans-Joachim Watzke verspürte in seiner Rede „keine Lust auf Zahlen“ – obwohl diese mehr als beeindruckend sind bei 376 Millionen Euro („Ein Rekord-Umsatz; das wird die nächsten Jahre hoffentlich Standard“), einem operativen Ergebnis von 86 Millionen Euro, nach Abschreibungen 36 Mio. und schlussendlich nach Steuern einem Überschuss von 29,4 Millionen Euro für den Konzern. „Damit können wir gut leben.“ Borussia Dortmund verfügt über ein Eigenkapital von 309 Millionen Euro und wies zum Stichtag 30. Juni 2016 ein Bankgutgaben in Höhe von 51,7 Mio. € aus („Uli Hoeneß hat das immer Festgeld genannt“).

Eine andere imponierende Zahl: In der UEFA-Rangliste der besten Vereine Europas ist der BVB „unter lauter Schwergewichten Siebter“ – vor Manchester City (13) oder Manchester United (22). Watzke: „Wirtschaftlich trennen uns Welten, sportlich aber nicht! Ein ganz dickes Kompliment an Michael Zorc und die anderen Beteiligten!“ Zur aktuellen Situation stellte er fest: „Wir hatten einen schweren Sommer, weil wir drei absolute Leistungsträger verloren haben, die wir nicht unbedingt abgeben wollten. Wir haben uns für die mutige Variante entschieden, das zu machen, was wir bis 2011 gemacht haben: Eine Mannschaft aufzubauen mit hochtalentierten Spielern.“

„Der großartigste Verein der Welt“

Watzke lobte die Gremien des Vereins („Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihren Rat nach innen geben und nicht nach außen“), kündigte den Bau einer Zuschauer-Tribüne auf dem Nachwuchs-Gelände in Brackel an („Da wir ja jetzt wieder regelmäßiger Gast in den Halbfinalspielen sind“), sicherte der Fanabteilung seine Unterstützung beim geplanten Bau des Fan-Hauses zu und stellte fest: „Wir sind jetzt der zweitgrößte Verein Deutschlands und der viertgrößte der Welt. Unser Verein wird gelebt wie in keiner anderen Stadt Deutschlands. Ich habe verstanden, dass wir wieder einen Tick emotionaler werden müssen. Borussia wird seine Wurzeln niemals verleugnen, wir sind mit vollem Herzen am Borsigplatz, können aber unsere Grenzen nicht um die Stadtmauern ziehen.“ Unter dem großen Applaus der Mitglieder stellte der BVB-Chef abschließend fest: „In der Kombination aus großen Erfolgen, großer Tradition und einer unvergleichlichen Solidarität ist das sowieso der großartigste Verein der Welt.“

Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow hatte bei seinem Gang durch die Zahlen des eingetragenen Vereins ebenfalls nur Positives zu berichten. Der Umsatz erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr von 7,8 auf 8,6 Millionen Euro, was einen Überschuss von 1,6 Mio. € und damit 40.000 € mehr als im Vorjahr bedeutete.

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Still wurde es, als die Anwesenden jenen Borussen gedachten, die nicht mehr unter uns sind. So Paul Burchardt, der vor zwei Jahren noch für 80 Jahre (!) Vereinsmitgliedschaft geehrt worden war. Burchardt starb im Alter von 99 Jahren. Oder Alfred Schmidt, die BVB-Legende schlechthin. Im Nachgang an die Mitgliederversammlung, bei Erbsensuppe und Bier, fiel Hans-Joachim Watzke auf, dass „ich in meinem Redemanuskript ein großes Dankeschön an die Initiatoren und Umsetzer der Choreographie“ vermerkt, aber eben nicht erwähnt hatte: „Sorry, dass ich das auf dem Stichwortzettel überlesen habe. Ich war emotional sehr bewegt.“

Norbert Dickel im Ältestenrat

Zur Wahl stand auch der Ältestenrat an. Für den 2014 gestorbenen Alfred Niepieklo rückte bei der heutigen Neubesetzung Norbert Dickel (Rauball: „Auch Helden werden älter, lieber Norbert“) nach. Kassenprüfer Stefan Klos musste nach drei Amtsperioden sein Amt niederlegen und wurde durch den ehemaligen Vorsitzenden der Fan- und Förderabteilung, Marco Blumberg, ersetzt. Der Antrag von Markus Schäfer auf bundesweit faire Ticketpreise fand nicht nur die Zustimmung der Mitglieder, sondern die des gesamten Vereins. In diesem Zusammenhang kündigte Hans-Joachim Watzke zeitnah eine „Zweitmarktplattform“ an.
Boris Rupert

BVB total!-Video: Interview mit Dr. Reinhard Rauball