Borussia Dortmunds Nachwuchsspieler Youssoufa Moukoko spielt nach zweieinhalbjähriger Pause wieder für eine deutsche Jugend-Auswahl. Der 15-Jährige wird vom DFB für die die EM-Qualifikationsspiele der U19-Nationalmannschaft Ende März gegen Wales, Österreich und Serbien eingeladen. Verein und Eltern hatten den Jungen in den vergangenen Jahren bewusst aus dem Rampenlicht gezogen.

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„Youssoufa ist ein Ausnahmetalent, das in sehr, sehr jungen Jahren bereits einem riesigen Hype ausgesetzt war und immer noch ist. Wir hielten es genauso wie der Spieler und dessen Familie vor eben diesem Hintergrund für wichtig und richtig, sich eine Pause von der Nationalmannschaft zu nehmen“, erklärt Borussia Dortmunds Nachwuchskoordinator Lars Ricken und fügt hinzu: „Nur so konnte sich Youssoufa auf das wirklich Wesentliche konzentrieren und nicht nur sportlich und schulisch, sondern auch menschlich reifen. Im Zuge seines Entwicklungsprozesses, der längst nicht abgeschlossen, aber auf einem guten Weg ist, halten wir es nun für sinnvoll, dass Youssoufa den nächsten Schritt geht und wieder für Deutschland spielt. Wir waren mit ihm, seiner Familie und dem DFB in dieser Angelegenheit jederzeit in enger Abstimmung. Das Nationaltrikot tragen zu dürfen, ist sein großer Traum. Wir sind froh für Youssoufa, dass dieser Traum wieder in Erfüllung geht.“

Zuletzt war der Stürmer im Oktober 2017, damals noch als Zwölfjähriger, für die deutsche U16 aufgelaufen (vier Spiele, drei Tore). „Nun sind wir gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass ein passender Zeitpunkt für den nächsten Entwicklungsschritt auf Nationalmannschaftsebene gekommen ist“, meinte Meikel Schönweitz, verantwortlich für die U-Nationalmannschaften beim DFB.

Seit dieser Saison gehört Youssoufa, der im November vergangenen Jahres seinen 15. Geburtstag feierte, Borussia Dortmunds U19 an – und natürlich stellt er auch hier weitere Altersrekorde auf (u.a. jüngster Spieler und jüngster Torschütze in der UEFA Youth League), doch im Leben des fußballerisch Hochbegabten hat eine gewisse Normalität Einzug gehalten. Eben auch deshalb, weil er an natürliche Grenzen stößt. „Ich merke schon, dass das noch einmal ein anderes Level ist. Die Gegner spielen noch härter als in der U17. Und wenn du gegen Spieler spielst, die schon sehr groß und athletisch sind, ist das einfach etwas anderes als gegen Jungs, die zwei Jahre jünger sind“, sagte er dem Mitgliedermagazin „Borussia“ (Dezember-Ausgabe).

Geboren in Kamerun, zog er als Neunjähriger mit seiner Mutter nach Hamburg zu seinem Vater, spielte zunächst im Nachwuchs des FC St. Pauli und seit Sommer 2016 bei Borussia Dortmund. „Manchmal sitze ich in meinem Zimmer und frage mich, wie das alles so gekommen ist, wie schnell das alles ging. Heute spiele ich in der Youth League gegen Barcelona, Mailand oder Prag – und dabei habe ich vor ein paar Jahren noch einfach mit Freunden zum Spaß gekickt.“

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Am 20. November 2020 feiert das Talent seinen 16. Geburtstag. Wenn die DFL-Vollversammlung Ende März einem entsprechenden Antrag von Borussia Dortmund zustimmt, könnte er dann schon in der Bundesliga eingesetzt werden. Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff unterstützt diesen Vorstoß: „Wir reden von absoluten Ausnahmefällen, aber bei gewissen Spielern macht es Sinn.“Die DFL-Kommissionen Fußball und Nachwuchsleistungszentren plädieren ebenfalls für eine Herabsenkung der Altersgrenze und damit an eine Angleichung europäischer Normen. So spielten beispielsweise Romelu Lukaku (RSC Anderlecht, 16 Jahre, 3 Monate, 9 Tage), Martin Ödegaard (Real Madrid, 16 Jahre, 5 Monate, 6 Tage) oder Ansu Fati (FC Barcelona, 16 Jahre, 9 Monate, 25 Tage) schon in jüngsten Jahren in der UEFA Champions League. In der Bundesliga war dies früher auch möglich. Jüngster Spieler der Geschichte ist Nuri Sahin, der am 6. August 2005 im Alter von 16 Jahren und 335 Tagen sein Bundesliga-Debüt feierte – als Spieler von Borussia Dortmund. Noch gilt die Regelung, dass Spieler entweder ihr 18. Lebensjahr vollendet haben müssen oder zum jüngeren Jahrgang der U19 zählen, um grünes Licht für die Bundesliga zu erhalten.

„Mit diesem Antrag geht es mir nicht darum, einen Rekord zu knacken“, erläutert Lars Ricken im Mitgliedermagazin des BVB (März-Ausgabe), „sondern darum, dass wir Youssoufa zumindest die Option geben, mit 16 Jahren in der Bundesliga eingesetzt werden zu dürfen. Am Ende dieser Saison und damit drei Jahren in U17- und U19-Mannschaften wird er rund 120 bis 130 Tore in den Junioren-Bundesligen geschossen haben. Dementsprechend ist es sinnvoll, ihn an das höchste Level heranzuführen. Wir wollen ihm den Rucksack an Erwartungen, den er trägt, aber nicht noch voller machen als er ohnehin schon ist.“
Boris Rupert