Nach einer Achterbahnsaison hat das Trainergespann Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä bei Bayer Leverkusen für Ruhe gesorgt. Die junge Mannschaft wurde in der Sommerpause gezielt verstärkt und soll schnellen Kombinationsfußball zeigen. Mit einer Niederlage und einem Sieg ist die Werkself in die Saison gestartet.

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Trainergespann: Lewandowski und Hyypiä

Vor einem Jahr übernahm Robin Dutt die Verantwortung bei Bayer Leverkusen. Der neue Trainer wollte Titel gewinnen und konstant um das internationale Geschäft mitspielen. Die ihm zur Verfügung gestellte Mannschaft war jung und sollte von Michael Ballack geführt werden. Doch der Trainer, der Star und das Team passten nicht zueinander. Dutt ist seit April Geschichte unter dem Bayer-Kreuz, Ballack seit dem Sommer. Eine unruhige Saison brachten die neuen Übungsleiter Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski mit einem starken Schlussspurt (sechs Spiele ohne Niederlage) zu Ende und schafften noch die Qualifikation zur Europa League.
Nach fünf Trainern in den vergangenen fünf Jahren haben sich die Verantwortlichen für die unkonventionelle Doppellösung entschieden. Trainer Lewandowski war zuvor Jugendtrainer im Verein, Teamchef Sami Hyypiä war als Spieler ein Star und stand bis 2011 noch selber mit einigen seiner heutigen Schützlinge auf dem Platz. Die beiden haben für Ruhe gesorgt und das Arbeitsklima verbessert. Das Vertrauen gegenüber dem Trainergespann wurde mit Verträgen bis 2015 deutlich gemacht. "Sie arbeiten gut zusammen, sie ergänzen sich, obwohl sie grundverschiedene Charaktere sind", sagt Kapitän Simon Rolfes. "Die Atmosphäre ist angenehm, sehr offen, sehr kommunikativ."

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Neu in Leverkusen: Philipp Wollscheid [Fotos: firo]

Trainer Lewandowski will "aktiven Fußball" spielen lassen. Seine Mannschaft soll die eigene Spielidee umsetzen, wieder schneller und spielfreudiger agieren und mehr Chancen als zuvor herausspielen. Anders als Vorgänger Dutt, der ein 4-2-3-1-System spielen ließ, setzt das Duo auf ein 4-3-3. "Das System passt gut zu den Spielertypen, die wir haben", erklärt Hyypiä. Schritt für Schritt soll es damit Richtung internationalen Wettbewerb gehen. Von einem Titelgewinn ist vorerst keine Rede mehr. Mit einem Altersdurchschnitt von unter 24 Jahren schicken die Verantwortlichen die nach Werder Bremen zweitjüngste Mannschaft auf den Rasen.
Denn neben Ballack verließen auch die erfahrenen Rene Adler, Tranquillo Barnetta und Eren Derdioyk die Werkself im Sommer. 40 Mio. Euro hätte Sportdirektor Rudi Völler außerdem für Lars Bender (Bayern München hatte Interesse) und Andre Schürrle (der FC Chelsea ließ nicht locker) einstreichen können, doch die internationalen Topklubs bissen auf Granit. Auf Spielern wie ihnen ruhen die Hoffnungen in Leverkusen. Trotz ihres jungen Alters haben sie bereits eine Menge Bundesligaspiele auf ihrem Konto. Auch Renato Augusto und Neuzugang Philipp Wollscheid gehören zur Kategorie jung und erfahren.
Wollscheid ist mit 23 Jahren der älteste Neuzugang
Verpflichtet wurden in der Sommerpause ebenfalls nur talentierte Spieler, die ihr Können bereits unter Beweis gestellt haben oder die am Rhein den nächsten Schritt machen möchten. Neben dem ehemaligen Nürnberger Wollscheid, der Verteidiger ist mit 23 Jahren Ältester unter den Neuen, wechselten auch der spanisc

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he Rechtsverteidiger Daniel Carvajal aus Real Madrids zweiter Mannschaft und der chilenische Stürmer Junior Fernandes nach Leverkusen. Hinzu kommen die zuvor ausgeliehenen Rückkehrer Jens Hegeler und Hajime Hosogai, die in der vergangenen Saison in Nürnberg und Augsburg auf sich aufmerksam gemacht haben.
Die Forderung nach schnellem Angriffsfußball hat die Werkself in den ersten beiden Saisonspielen umgesetzt. Zwar ging der Auftakt gegen Aufsteiger Eintracht Frankfurt mit 1:2 verloren, doch die Teams boten eine unterhaltsame Partie, in der die Leverkusener zunächst in Führung gegangenen waren. Eine Woche später rehabilitierte sich Bayer 04 gegen den SC Freiburg. Die Mannschaft dominierte den Gegner mit attraktivem Kombinationsfußball. Leverkusen spielte schnell in die Spitze und stand stabil in der Defensive. Der erste Saisonsieg war unter Dach und Fach.
Christina Reinke