Acht Fragen zu Mario Götze - drei zum Halbfinale. Der Wechsel des Nationalspielers zum FC Bayern München überlagerte bei der Pressekonferenz das große Spiel. Zumindest kurzfristig. Jürgen Klopp ging bemerkenswert offensiv mit diesem Thema um, blockte keine Frage ab, sondern sagte 30 Stunden vor dem Anstoß des Champions-League-Semifinals gegen Real Madrid: "Alle sollen die Zeit haben, diese Nachricht bis zum Anpfiff zu verarbeiten." Das gilt für Spieler wie für Fans. Denn gemeinsam will man dem großen Ziel einen Schritt näher kommen.

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Guter Dinge: Jürgen Klopp

Klopp, der bereits seit Donnerstag vergangener Woche von Götzes Plänen wusste, wirkte keinesfalls angespannt oder gar frustriert. Er dokumentierte sogar sein Verständnis für den Wunsch des Ausnahmespieles, mit einem Trainer wie Pep Guardiola zusammenarbeiten zu wollen und deshalb den BVB vorzeitig zu verlassen ("Ohne festgeschriebene Ablöse hätte Mario den letzten Vertrag gar nicht unterschrieben"), er formulierte seine Wertschätzung ("Mario ist ein außergewöhnlicher Spieler, den wir gerne behalten hätten"), er machte seinem Ärger über die Veröffentlichung Luft ("Wir werden alles dafür tun, dass der - wer auch immer es wollte, dass wir in der Vorbereitung auf das Spiel gestört werden - damit keinen Erfolg haben wird"), ohne aber den FC Bayern als Verursacher zu vermuten ("So weit geht die Rivalität dann nicht"), und er sagte ganz offen: "Marco Reus hatte auch eine festgeschriebene Ablösesumme. In Gladbach wird man auch keine Freudentänze aufgeführt haben, als wir ihn geholt haben. Und dennoch hat Marco überragende Spiele gemacht und mitgeholfen, dass Gladbach Vierter wurde."
Mit Götze hat der BVB noch großes vor in dieser Saison. "Wenn wir damit richtig umgehen, wird uns Mario dabei helfen, unsere Ziele zu erreichen. Jetzt ist die Nachricht raus, und wir können ganz normal Fußball spielen", sagt Klopp, der personell aus dem Vollen schöpfen kann - und damit puzzeln muss. In der offensiven Dreierreihe sind vier Spieler erste Wahl. Was sich nicht umsetzen lässt. Dafür, dass Jakub Blaszczykowski ("Wir haben noch kein Spiel verloren. Ich hoffe, dass das bis zum Ende bleibt.") spielen wird, spricht allein schon dessen Anwesenheit bei der offiziellen UEFA-Pressekonferenz. Götze sowieso. Marco Reus, der Mann für das wichtige 1:0, dürfte ebenfalls gesetzt sein. Eigentlich. Denn da ist ja noch Kevin Großkreutz, der in beiden Gruppenspielen gegen Real Überragendes leistete (kicker-Noten 1,5 und 2,0) und überhaupt in der Königsklasse brilliert (kicker-Notenschnitt 2,30), als stabilisierendes Element immens wichtig ist.

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Auf ein riesiges Medieninteresse stieß die Pressekonferenz. [Fotos: firo]

Aussagen zur Aufstellung oder zur Herangehensweise ließ sich Klopp ohnehin keine entlocken. "Wir wissen, welche Ergebnisse uns eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel lassen", sagte er lediglich.
Auch wenn er nur elf Spieler einsetzen darf - der "zwölfte Mann" könnte der entscheidende sein. Die Fans sollen "für die außergewöhnlichste Atmosphäre sorgen, die möglich ist" und für eine Lautstärke, bei der einem das Starten eines Düsenjets wie Vogelgezwitscher vorkommt: "Wir alle haben von dieser Situation geträumt. Wir werden uns durch nichts abbringen lassen." Götze hin oder her. "Vielleicht", sinniert Klopp, "kann uns so ein Einschlag noch stärker machen." Die Geschichte untermauert diese These. Vor 16 Jahren, vor dem Halbfinale gegen den haushohen Favoriten Manchester United, sorgte unmittelbar vor dem Spiel das Gerücht, Matthias Sammer stünde vor einem Wechsel zum FC Bayern, für Unruhe im Umfeld. Die (ersatzgeschwächte) Mannschaft aber wuchs über sich hinaus, siegte 1:0. Jakub Blaszczykowski meint ohnehin: "Über allem in Dortmund steht der BVB."
Boris Rupert