„Es war der denkbar ungünstigste Start für uns“, sagte Jürgen Klopp nach der erfolgreichen Aufholjagd in Stuttgart und blickte anschließend nach Madrid: „Wir wollen dort ein Ergebnis holen, das uns die Möglichkeit lässt, im Rückspiel noch einiges zu regeln.“

 

0:2 nach 19 Minuten – was haben Sie da gedacht?
Es war der denkbar ungünstigste Start für uns. Wir wollten das anders aussehen lassen und hatten vor, intensive Zweikämpfe zu führen und Fußball zu spielen. Wir sind nicht gut reingekommen ins Spiel, und das mit dem Fußball spielen haben wir auch falsch verstanden. Vor dem ersten Gegentor spielen wir drei Rückpässe, mit denen wir selbst nicht rechnen konnten. Und beim 0:2 hat man gesehen, dass man Traoré nicht so häufig in ein Eins gegen Eins gehen lassen sollte.

Aber dann kam Borussia zurück und feierte erstmals seit über elf Jahren einen Sieg nach 0:2-Rückstand.
Vielleicht haben wir diese beiden Gegentore gebraucht, um zu reagieren. Ulreich hat schon vor unserem Anschlusstor zwei Mal überragend gehalten. Das Selbstvertrauen, das bei Stuttgart nach dem 2:0 vorhanden war, wurde durch unsere Großchancen und das 1:2 schnell erschüttert. In der zweiten Halbzeit haben wir toll weitergemacht. Eine Rote Karte bei diesen Temperaturen hilft dann natürlich auch der Mannschaft, die in Überzahl spielt. Das haben wir ausgenutzt und verdient gewonnen.

Warum sind Sie sind nach dem Halbzeitpfiff in die Kabine gesprintet?
Ich renne dann immer in die Kabine, unabhängig davon, ob wir führen oder zurückliegen, weil wir uns dann einige Videoszenen angucken. Da hilft jede Sekunde, die ich vor der Mannschaft da bin.

Wie bewerten Sie die Offensivleistung?
Ab einem gewissen Moment war die komplett in Ordnung. Wir haben der Mannschaft in der Pause einige Szenen gezeigt, mit denen sie gefährlich werden konnte. Denn wir hatten bis dahin bei Ballbesitz zu wenig Druck in unseren Aktionen. Als wir uns dann gut bewegt haben, waren sofort die Schnittstellen da, um hinter die letzte Linie zu kommen. Und dann muss man nur noch richtig einlaufen.

War es eine taktische Überlegung, einen schnellen Mann wie Aubameyang zunächst auf der Bank zu lassen?
Nur zum Teil, denn Auba war krank – und ich war froh, dass wir ihn überhaupt mitnehmen konnte. Ein Einsatz von Beginn an war nicht möglich. Aber rein zu kommen und nochmals für Tempo zu sorgen, macht schon Sinn.

Haben Sie es schon einmal erlebt, dass der Schiedsrichter ausgetauscht werden musste?
Häufiger schon, aber nicht mit so einer Verletzung. Achillessehnenriss – das ist schon hart! Wir wünschen Michael Weiner alles Gute! Zum Glück musste er dann draußen nur noch die Tafel hochhalten. Das hätten wir Trainer auch noch für ihn gemacht...“

Wie wichtig ist der Sieg mit Blick auf die nationalen Ambitionen?
Wir haben das Ergebnis unbedingt gebraucht. Jetzt geht’s weiter. Es ging für beide Mannschaften um alles. Das hat man dem Spiel auch angesehen, das insgesamt aber sehr fair geführt wurde. Selbst die Rote Karte war kein übles Foul. Heute blieb alles im Rahmen.“

Erstmals seit dem Hinspiel gegen den VfB geht der BVB mit dem Rückenwind eines Sieges in der Bundesliga in ein Champions-League-Spiel.
Wir haben die Wettbewerbe bislang immer getrennt und sind nach einem verlorenen Bundesligaspiel nie mit einem miesen Gefühl in die Champions League gegangen. Wir haben uns riesig darüber gefreut, dass wir noch dabei sind, aber wir werden in Madrid große Probleme zu bewältigen haben, wie sie alle anderen Mannschaften dort auch haben. Wir werden in Madrid das Spiel nicht machen müssen; wir sind in anderen Belangen gefordert. Real ist haushoher Favorit. Dennoch wollen wir ein Ergebnis holen, das uns die Möglichkeit lässt, im Rückspiel noch einiges zu regeln. Erst einmal müssen die Jungs regenerieren. Sie sind kaputt nach diesem intensiven Spiel in Stuttgart.
(Interview: Boris Rupert)