Zwei Zahlen, die ausdrücken, wie stark Borussia Dortmund in den letzten Jahren geworden ist: Real Madrid hat nur fünf der letzten 23 Auswärtsspiele in der UEFA Champions League verloren, davon aber drei in Dortmund. Seit 2010 war Bayern München keinem Klub so häufig unterlegen wie dem BVB. Fünf Niederlagen gab es in dieser Zeit in der Liga (aber nur einen Sieg).

Schwarzgelb ist auf Augenhöhe mit den ganz großen der Branche, mit zwei Teams, die wohl die besten auf der Welt sind. Mit vergleichsweise bescheidenem Etat und trotz zahlreicher Schneisen im verletzungsbedingt dezimierten Kader, ist es dem Trainerteam gelungen, die eigene Mannschaft so ein- und aufzustellen, dass sie zu absoluten Top-Leistungen fähig ist. Und dies nicht temporär, sondern mit bemerkenswerter Konstanz.

Und so durfte Jürgen Klopp am Samstagabend auf eine „außergewöhnliche Woche“ zurückblicken, „in der wir Real Madrid und Bayern München geschlagen haben – und das in einer phantastischen Art und Weise.“ 2:0 gegen die Königlichen, 3:0 beim Rekordmeister. Wer diese Resultate getippt hat und nicht ganz geizig war beim Wetteinsatz, muss vermutlich nicht mehr arbeiten in seinem Leben.

„Es war einfach nur ein geiles Spiel von uns“
„Besser hätte es nicht laufen können“, sagte auch Erik Durm nach seinen persönlichen Highlights gegen Madrid und München, als er die Weltstars Gareth Bale und Arjen Robben aus dem Spiel nahm: „Unsere Defensive hat super funktioniert. Wir waren immer nah an den Bayern dran, so dass sie teilweise nicht wussten, wohin sie spielen sollten. Es war einfach nur ein geiles Spiel von uns.“

„Wenn man hier etwas mitnehmen will, muss man alles anders machen als die Mannschaften, die bisher in München angetreten sind“, hatte Jürgen Klopp im Vorfeld bei BVB total! geäußert und seinem Team eine Taktik verpasst, die mit hohem Aufwand und klugen Attacken gepaart war: „Wir hatten viel vor und konnten das meiste davon sogar umsetzen. Das war harte Arbeit, brutal harte Arbeit.“

Zwei Punkte fehlen noch bis zur Champions League
Am Ende standen der vierte Auswärtssieg in Serie und das Überschreiten der 60-Punkte-Marke. „Dadurch, dass Punkte gegen Bayern für jede Mannschaft Bonuspunkte sind, bin ich froh, dass wir uns drei davon schnappen konnten“, sagte der Trainer. Vier Runden vor Saisonschluss fehlen dem BVB faktisch noch zwei Zähler (rechnerisch drei), um die direkte Qualifikation zur UEFA Champions League zu schaffen und damit für ein Novum in der Klubgeschichte zu sorgen: Vier aufeinanderfolgende Jahre in der Königsklasse hat es in Dortmund nie gegeben.

Doch die Mannschaft will mehr. Sie will Platz zwei ins Ziel bringen – und sie will ins Pokalfinale nach Berlin. Dass es dort ein erneutes Wiedersehen mit dem FC Bayern geben könnte, „daran denke ich noch gar nicht“, sagt allerdings Kevin Großkreutz: „Dazu müssten wir erst einmal am Dienstag gegen den VfL Wolfsburg gewinnen. Wir haben letzte Woche gesehen, wie stark diese Mannschaft ist.“

Über Wolfsburg ins Finale nach Berlin
Um so fit wie möglich ins Pokal-Halbfinale zu gehen, wird es Training im Wortsinn bis Dienstag keines geben. „Wir trainieren schon lange nicht mehr“, sagt Klopp: „Es gibt nur noch erweiterte Regeneration und ein bisschen Abschlusstraining am Montag.“ Das sollte reichen, um die Akkus so voll wie möglich zu machen. Großkreutz verspricht den Fans jedenfalls eine „leidenschaftliche Leistung wie gegen Real Madrid und Bayern München“. Dies und die Unterstützung auf den Rängen sollten helfen, den Weg nach Berlin zu ebnen.
Boris Rupert