Klatschnass stiefelten die Spieler von Borussia Dortmund am späten Dienstagabend in Richtung ihrer Kabine im Londoner Emirates-Stadion. Minutenlang hatten sie kurz zuvor mit den fast 5.000 mitgereisten BVB-Fans in der Kurve den 2:1-Sieg über den FC Arsenal in der UEFA Champions League gefeiert. Die schwarzgelben Anhänger hatten dabei, trotz des überzeugenden Auftritts ihrer Mannschaft, allerdings schon längst wieder ein anderes Spiel im Kopf: das Revierderby am kommenden Samstag.

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Mhkitaryan feiert das 1:0.

"Wir sind in der Gruppe wieder voll im Geschäft", zog Michael Zorc nach dem Spiel in der englischen Hauptstadt vor den TV-Kameras Bilanz und drückte damit das Selbstbewusstsein aus, das sein Team durch diesen überzeugenden Auftritt getankt hatte. "Eiskalt" hätte man die sich bietenden Torchancen ausgenutzt, so der Sportdirektor: "Das war der Knackpunkt, denn in der Champions League bekommt man nicht so viele Torgelegenheiten."
Auch Jürgen Klopp, der wegen seines Innenraumverweises im Spiel gegen Neapel zum zweiten - und letzten - Mal ein Spiel seiner Mannschaft von der Tribüne verfolgen musste, war durchaus angetan von dem, was seine Spieler 90 Minuten lang auf dem Rasen praktizierten. "Meine Mannschaft hat sich auf das Spiel eingelassen", sagte der Coach, "es war ein offenes Spiel, das wir durch einen fantastischen Angriff gewonnen haben."

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Hans-Joachim Watzke, Jürgen Klopp und Reinhard Raubal schauen von der Tribüne zu. [Fotos: firo]

Der Trainer beschrieb damit die Szene in der 82. Minute. Mitten in eine Drangphase der Gastgeber hinein versetzte der BVB dem Gegner den Knockout: Mit beispielhaftem Einsatz eroberte Robert Lewandowski den Ball im Mittelfeld, spitzelte ihn zu Nuri Sahin und machte sich dann postwendend auf in Richtung des Strafraums der Gunners. Währenddessen bewiesen erst Sahin, der Aubameyang im Mittelfeld einsetzte und dann der Gabuner selbst, der Großkreutz über die rechte Seite auf die Reise schickte, Übersicht. Das Dortmunder Urgestein sprintete fast bis zur Torauslinie, flankte punktgenau zum heranrauschenden Lewandowski, der den Ball volley ins kurze Eck hämmerte.
"Wie meine Mannschaft das am Ende dann heruntergespielt hat, war unglaublich", lobte Klopp die Leistung nach dem spielentscheidenden Treffer. Elf Minuten (inkl. Nachspielzeit) ließen die Westfalen nichts mehr anbrennen, Arsenal kam zu keiner einzigen Torchance mehr. "Das war sehr reif", unterstrich Klopp begeistert, der zuvor ein Spiel gesehen hatte, in dem seine Mannschaft zumindest statistisch unterlegen war. 42 Prozent Ballbesitz und 45 Prozent gewonnene Zweikämpfe schrieben die Statistiker dem BVB nach dem Spiel zu. Unverdient war der Sieg dennoch nicht. "Wir haben zwischendurch ein bisschen Glück gehabt, aber im Endeffekt geht der Sieg in Ordnung", sagte Mats Hummels.

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Hummels und Großkreutz nach dem Spiel mit den Fans.

Das Spiel erinnerte ein bisschen an das letzte Aufeinandertreffen beider Kontrahenten. Vor zwei Jahren unterlag die Borussia an selber Stelle mit 1:2. Robin van Persie hatte dem BVB damals in der 86. Minute mit seinem Tor zum 2:0 den Knockout versetzt, Shinji Kagawa schaffte in der Nachspielzeit nur mehr den Anschlusstreffer für Schwarzgelb - nach Vorlage von Robert Lewandowski. Kagawa und van Persie spielen nun gemeinsam bei Manchester United, Lewandowski immer noch beim BVB. "Es war ein wichtiges Tor - und ein wichtiger Sieg", sagte der Pole.
Die zweite Parallele, die sich zwischen der Partie von vor zwei Jahren und der vom Dienstagabend ziehen lässt, ist eine kuriose. Am Samstag trifft Borussia Dortmund im prestigeträchtigen Revierderby - das man in der letzten Saison zwei Mal verlor - auf den FC Schalke 04. Wie es der Zufall so will, war die Konstellation vor zwei Jahren dieselbe. Damals folgte auf die Niederlage gegen Arsenal ein 2:0-Heimsieg gegen Blauweiß. Ein gutes Omen? - "Das Spiel wird uns für Samstag einen Schub geben", sagte Nuri Sahin, "jetzt heißt es, ein bisschen regenerieren, dann liegt der Fokus voll darauf, den Derbysieg zu holen."
Dennis-Julian Gottschlich

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Der Ex-Borusse Tomas Rosicky machte ein gutes Spiel, Bender, Großkreutz und Co. waren aber am Ende siegreich.