Sowohl in der UEFA Champions League als auch in der Premier League legte der FC Arsenal einen guten Start hin. Erstmals seit drei Jahren könnten die Londoner bei der Vergabe der Meisterschaft wieder ein Wörtchen mitreden. Zum Erfolg tragen auch sechs Deutsche im erweiterten Kader bei.

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Arsène Wenger [firo]

Der FC Arsenal gehört zu den Stammgästen in der UEFA Champions League und nimmt zum 16. Mal hintereinander an der Königsklasse teil. Bei den zurückliegenden zehn Auftritten ging es immer mindestens bis ins Achtelfinale. In die aktuelle Spielzeit starteten die Engländer mit Siegen über Olympique Marseille und den SSC Neapel. Erst gegen den BVB unterlag Arsenal; es war wettbewerbsübergreifend die erste Niederlage nach zwölf Spielen. Denn auch in der heimischen Premier League läuft es rund. Am fünften Spieltag eroberten die Londoner zum ersten Mal seit 2009 wieder die Tabellenspitze und gaben sie auch an den folgenden Wochenenden nicht wieder ab. Zuletzt gab es ein 2:0 gegen den FC Liverpool - und damit fünf Punkte Vorsprung auf den Zweiten.
Glaubt man Spielern und Medien, ist der Aufschwung eng mit dem Transfer von Mesut Özil verbunden, den Teammanager Arsene Wenger kurz vor Ende der Transferperiode aus Madrid locken konnte. 50 Mio. Euro ließ er sich den Transfer kosten, soviel hatte Arsenal noch nie für einen Spieler bezahlt. "Er hat die Stimmung im ganzen Verein verbessert", sagt der Trainer über Özil, und Innenverteidiger Per Mertesacker erklärt: "Wir sind froh, dass er bei uns ist und uns eine Initialzündung gegeben hat."
Mit Özil hat Arsenal nach Offensivspieler Lukas Podolski, der mit einer Oberschenkelverletzung noch bis zum Winter ausfällt, und Mertesacker einen weiteren deutschen Nationalspieler verpflichtet. Besonders vom Abwehrspieler ist Trainer Wenger begeistert: "Vielleicht ist Per weniger elegant und der visuelle Eindruck weniger ansprechend. Aber er ist effizient und intelligent." Der 29-Jährige ist Arsenals Abwehrchef Co-Kapitän. Die deutsche Abteilung vervollständigen die Nachwuchsspieler Serge Gnabry, der in Swansea erstmals ein Tor erzielte, der ehemalige Dortmunder Thomas Eisfeld, der im Liga-Pokal ebenfalls bereits getroffen hat, und Gedion Zelalem, der im ersten Ligaspiel auf der Bank Platz nehmen durfte. "Deutsche Spieler sind talentiert, und sie gewöhnen sich schnell an neue Umgebungen", erklärt Wenger, der als Elsässer übrigens perfekt deutsch spricht: "Man geht kein großes Risiko ein, wenn man einen Deutschen holt."

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Per Mertesacker (l.) ist einer der Deutschen im Team. [dpa]

Arsenals Lauf hat aber auch damit zu tun, dass anders als in den Vorjahren (Cesc Fàbregas, Samir Nasri, Robin van Persie) kein Leistungsträger den Verein verlassen hat. Im Kasten steht der polnische Nationaltorwart Wojciech Szczesny. Mertesacker bildet zusammen mit Laurent Koscielny die Innenverteidigung, nachdem Kapitän Thomas Vermaelen seinen Stammplatz während seiner Verletzungspause verloren hat. Im Mittelfeld trumpfen Jack Wilshere und Aaron Ramsey auf, die den Sprung vom Talent zum Spitzenspieler geschafft haben. Auch Santi Cazorla, Mikel Arteta, der im Hinspiel verletzte Theo Walcott und der ehemalige Borusse Tomas Rosicky gehören zu Arsenals Topleuten. Im Angriff ist der torgefährliche Franzose Olivier Giroud gesetzt.
Seine Mannschaften lässt Wenger seit jeher attraktiven Fußball spielen: Technisch anspruchsvoll, mit schnellen Pässen und nur wenigen Ballkontakten wird der Weg nach vorn gesucht. Seit dem Abgang von Alex Ferguson bei Manchester United ist der Franzose der mit Abstand dienstälteste Trainer in den großen Ligen des Kontinents. 1996 hat er das Amt übernommen und seither dreimal die Premier League sowie viermal den FA-Cup gewonnen. Im Champions-League-Finale 2006 unterlagen die Gunners dem FC Barcelona. Wenger bevorzugt es, junge Spieler zu Stars zu formen. Jedes Jahr schaffen es große Talente aus dem eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft.
Wenger ist jedoch auch bekannt für seine sparsame Transferpolitik. War der Verein in der Vergangenheit finanziell limitiert, war die Kasse in diesem Sommer gut gefüllt. Nachdem der Elsässer das Geld lange nicht anrührte, forderten die Fans ihn allmählich zum Einkaufen auf ("Spend some fuckin´ money!"). Der Last-Minute-Transfer von Özil hat die Anhänger wieder versöhnt.
(Christina Reinke)