Dass ein Trainer vermutet, ein verloren gegangenes Spiel „deutlich weniger kritisch zu sehen als meine Spieler, die mit hängenden Köpfen in der Kabine sitzen“, kommt so häufig sicherlich nicht vor. Und das nach einer so klaren Sache wie dem 0:3 von Borussia Dortmund bei Real Madrid.

Aus Madrid berichtet Boris Rupert
„Wir dürfen eigentlich keines der drei Gegentore kassieren“, sagte Jürgen Klopp am späten Mittwochabend. Er wirkte nicht zerknirscht, er wirkte nicht angefressen. Er versuchte ein Spiel zu erklären, das so einfach nicht zu erklären ist: „Wir haben Madrid zwei Tore aufgelegt und die eigenen Chancen nicht genutzt. Wir waren zu wenig kompakt, hatten viel zu große Räume zwischen unseren Ketten. Mit mangelndem Einsatz oder Willen hat das nichts zu tun, das taktische Verhalten hat gefehlt.“

Es fehlte auch die Balance an diesem schmerzhaften und lehrreichen Fußballabend in Madrid. Man hatte sich im Vorfeld keinen Sand in die Augen gestreut und angesichts des Fehlens der halben Finalmannschaft vom Mai vergangenen Jahres die Chancen gegen eines der besten Teams der Welt realistisch eingeschätzt. „Wir können viel lernen aus diesem Spiel. Wir waren nicht ruhig, hatten nicht das Vertrauen, waren nicht unbequem“, haderte Klopp hinterher.

„Wenn du den Raum zustellst, kommt Bale erst gar nicht an den Ball“, kritisierte er die Entstehung des ersten Gegentores. „Da nimmt man sich total viel vor, kriegt aber nach zwei Minuten und 45 Sekunden – die Hymne ist gerade erst verhallt – das 0:1. Wir waren da einfach nicht kompakt.“ Anschließend habe „die Qualität des Gegners beeindruckt“. Beim zweiten Gegentor will Mkhitaryan das Spiel eigentlich beruhigen, beim dritten landet Piszczeks Ball in der Vorwärtsbewegung beim Gegner. „Wir haben da einige Bälle gespielt, die nicht so gut waren“, so Klopp, der gleichfalls anmerkte: „Wir haben Fehler gemacht und sind dafür bestraft worden. Barcelona hat hier auch drei Tore bekommen.“

Barcelona hat neulich aber auch vier geschossen im Bernabeu. Das aber war den Borussen nicht vergönnt. „Wir haben Chancen kreiert, wir sind mutig geblieben, wir sind dran geblieben. Ich habe viele Momente gesehen, wo wir das 1:2 oder das 2:3 hätten machen können“, erklärte der Trainer: „Wir haben sehr viele Möglichkeiten gehabt, wir hätten vier oder fünf Tore erzielen können.“