0:2 - Fußball auf den Kopf gestellt - BVB verpasst Tabellenführung

Vor 34.000 Zuschauern in der ausverkauften Coface Arena war der BVB über eine Stunde die bessere Mannschaft, verpasste jedoch das Toreschießen. Ramos ließ in der ersten Hälfte einige Möglichkeiten ungenutzt, während Immobile in der zweiten Halbzeit sogar mit einem Elfmeter (70.) scheiterte. Insgesamt gab es zwei Pfostenschüsse auf Dortmunder Seite, zudem rettete zwei Mal ein Mainzer auf der eigenen Torlinie.

Ausgangslage:
Mainz gegen Dortmund oder auch der Tabellensiebte gegen den -vierten. Der BVB hatte keines der letzten acht Aufeinandertreffen gegen den FSV verloren und gewann sieben Mal. Auswärts gewann die Borussia die letzten vier Partien. Die letzte Niederlage gegen den „Karnevalsverein“ datierte vom 10. April 2010. Weil Hannover 96 in Paderborn verlor (0:2), der FC Bayern in Hamburg nur 0:0 spielte und Leverkusen erst am Sonntag in Wolfsburg antreten musste, konnte der BVB mit einem Sieg in der Coface-Arena Tabellenführer werden.

Personalien:
Nach dem sensationellen 2:0-Erfolg in der UEFA Champions League gegen Arsenal gab es in der BVB-Startelf fünf Änderungen. Für den Neven Subotic (Aduktorenbeschwerden) rückte Matthias Ginter in die Innenverteidigung. Piszczek war nach seinen muskulären Problemen wieder fit, ersetzte nominell Schmelzer und lief auf der rechten Abwehrseite auf, während Durm von rechts nach links rückte. Die Position von Sebastian Kehl (Aduktorenbeschwerden) im defensiven Mittelfeld übernahm Jojic. Mkhitaryan erhielt eine Pause, dafür stand Kagawa bereit. In der Spitze löste Ramos Immobile ab. In Mainz darüber hinaus nicht einsatzfähig: Hummels (Trainingsrückstand), Blaszczykowski (Muskelfaserriss), Gündogan (Aufbautraining), Kirch (Muskelbündelriss), Reus (Außenbandteilriss), Sahin (Knie-OP), Ji (Muskelfaseriss). Bei den Gastgebern lief der vom BVB ausgeliehene Jonas Hofmann von Beginn an auf.

Taktik:
Beide Teams agierten in einem 4-2-3-1, legten großen Wert auf Pressing und Gegenpressing und sorgten damit für Tempo in der Partie. Kasper Hjulmand, Coach der 05er, hatte gegenüber dem Bezahlsender Sky kurz vor Anpfiff angekündigt: „Zunächst werden wir hoch stehen. Was wir aber vermeiden müssen, sind zu große Räume für Dortmund. Denn da sind sie brutal gefährlich.“ Ganz so hoch verteidigten die Mainzer dann doch nicht, vielmehr griffen sie erst in der eigenen Hälfte an und überließen den Dortmundern die Initiative. Von zwei offensiv ausgerichteten Mannschaften war der BVB daher das ballsicherere und aggressivere Team, spielte von Beginn an wie in einem Heimspiel und mit einer Viererkette, die fast auf Höhe der Mittellinie verteidigte.

Spielverlauf und Analyse:
Ein Feuerwerk wie beim 2:0 gegen Arsenal blieb zumindest in der ersten Hälfte aus, dafür waren die 05er zu gut auf das Dortmunder Pressing vorbereitet. Beide Teams betrieben einen sehr hohen Aufwand, kamen allerdings nur zu wenigen Chancen. Adrian Ramos hätte die Borussia in der 14. Minute in Führung köpfen müssen, als er nach einer Flanke von Aubameyang völlig frei zum Abschluss kam, aber am Tor vorbei zielte. Dass der Kolumbianer klar im Abseits gestanden hatte, blieb von Schiedsrichter Günter Perl und seinen Assistenten unbemerkt. Zuvor hatte bereits Piszczek die Führung auf dem Fuß (3.), Junior Diaz klärte jedoch in letzter Sekunde.

„In den ersten 15 Minuten haben wir uns vom BVB beeindrucken lassen“, analysierte Mainz-Manager Christian Heidel. Danach wurde die Partie ausgeglichener, so dass die Gastgeber auch zu Möglichkeiten kamen: Okazaki prüfte nach Vorarbeit von Allagui Roman Weidenfeller aus kurzer Distanz (36.), wenig später faustete der Dortmunder Kepper einen Schuss von Jonas Hofmann aus der Gefahrenzone.

Der Schlusspunkt der ersten Hälfte blieb jedoch Schwarzgelb vorbehalten. Nachdem sich Piszczek auf der rechten Außenbahn wunderbar durchgesetzt hatte, spielte er den Ball flach auf den ersten Pfosten. Dort lauterte Ramos, scheiterte jedoch am Aluminium. Das 0:0 zur Pause war leistungsgerecht, wobei die Borussia der Führung näher war. Auch in Sachen Ballbesitz (61 Prozent), Zweikämpfe (53:47 %) sowie bei den Torschüssen (9:6) waren die Gäste leicht im Vorteil.

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In der zweiten Halbzeit hatte zu Beginn erneut der BVB die besseren Chancen. Und wieder war es Ramos, der nach einem Pass von Großkreutz in den Rücken der Abwehr mit seinem Schuss scheiterte - diesmal an Junior Diaz (53.). Eine Minute später kam Aubameyang links aus spitzem Winkel zum Abschluss, am Ende konnte jedoch wieder Junior Diaz klären. Vom 1. FSV Mainz 05 war gut eine Stunde in der Offensive wenig zu sehen, der BVB dominierte, vergaß jedoch das Toreschießen.

Und wie so oft im Fußball sollte sich diese Nachlässigkeit rächen: Karius schlug einen weiten Ball, der bei Jairo landete. Der für Allagui (60.) eingewechselte Spanier, passte zunächst zwar zurück, kam dann im Strafraum aber erneut ans Leder, ließ Sokratis stehen und passte in die Mitte. Dort lauerte Okazaki, der sich von Ginter gelöst hatte, und traf mit seinem vierten Saisontreffer zur völlig überraschenden Führung (66.). Eine Minute zuvor waren Mkhitaryan (Kagawa) und Immobile (Ramos) in die Partie gekommen.

Letzterer hatte in der 69. Minute seine erste nennenswerte Szene, als sein Schuss im eigenen Strafraum durch Okazakis Arm geblockt wurde. Schiedsrichter Perl zögerte kurz, zeigte dann jedoch auf den Punkt. Elfmeter für den BVB. Der Italiener übernahm Verantwortung, fand jedoch seinen Meister in Karius, der den Ball rechts unten parierte. Die Borussia wirkte danach etwas verunsichert und offenbarte auch defensiv Lücken. Eine davon nutzte Mainz 05 in der 74. Minute zum 2:0: Jairo hatte über die rechte Seite freie Bahn, passte quer ins Zentrum, und dort lenkte Ginter das Leder ins eigene Tor.

Der BVB war in den letzten 15 Minuten zwar bemüht, der Partie noch eine Wende zu geben, unter dem Strich fehlten im Angriff jedoch die Ideen und die Durchschlagskraft. Glücklich konnte auf Seiten der Dortmunder am Ende - wenn überhaupt - nur Mitsuru Maruoka sein. Der Japaner kam in der 80. Minute für Bender und absolvierte sein erstes Bundesliga-Spiel.

Ausblick:
Die „englischen Wochen“ gehen weiter: Der BVB empfängt am Mittwoch (20 Uhr) im Signal Iduna Park den Tabellenletzten aus Stuttgart. Der VfB hatte am vierten Spieltag gegen die TSG Hoffenheim mit 0:2 verloren. Für Schwarzgelb ist es das vierte Spiel innerhalb von lediglich zwölf Tagen. Resttickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen oder im Onlineshop.

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