Borussia Dortmund steckt in der Bundesliga weiter im unteren Tabellendrittel fest: Trotz einer über 60 Minuten guten Leistung und einem Chancenverhältnis von zu diesem Zeitpunkt 9:1 (!) verlor der BVB das Heimspiel gegen Hannover 96 mit 0:1 (0:0) und kassierte damit erstmals seit dem Frühjahr 2000 wieder vier Niederlagen in Folge.

Vor 80.667 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park errzielte Hiroshi Kiyotake (61.) mit einem direkt verwandelten Freistoß den Treffer des Tages. Der BVB hatte zuvor Tormöglichkeiten in Hülle und Fülle liegengelassen, zielte entweder knapp neben das Tor oder scheiterte am glänzend aufgelegten 96-Keeper Ron-Robert Zieler, der unter anderem einen Kopfball von Mats Hummels (18.) an die Latte lenken konnte und Marco Reus in der 55. Minute zur Verzweifelung brachte.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Der Tabellen-14. empfing den Zehnten. Nach dem schlechtesten Saisonstart seit 27 Jahren hoffte der BVB gegen Hannover 96 auf einen Neuanfang. Im Duell zweier Teams, die die letzten drei Ligaspiele verloren hatten, konnte die Borussia mit einem Sieg an den Niedersachsen vorbeiziehen. Selbstvertrauen hatte Schwarzgelb unter der Woche in der UEFA Champions League beim 4:0 in Istanbul getankt. Und weil es in der „Königsklasse“ bisher so gut lief (neun Punkte, 9:0 Tore), hatte der BVB bei der DFL erfolgreich beantragt, auch in der Bundesliga im CL-Trikot auflaufen zu dürfen.

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Roman Weidenfeller absolvierte gegen Hannover sein 322. Bundesliga-Spiel für den BVB - nur Michael Zorc (468) trug öfter das Dortmunder Trikot.

Personalien:
Schmelzer (Mittelhandbruch), Blaszczykowski (Faserriss mit Sehnenbeteiligung), Kirch (Trainingsrückstand) und Sahin (Knie-OP) fehlten auf Seiten der Borussen. Durm (muskuläre Probleme) und Bender (Nervenquetschung sowie Stauchung im Bereich des linken Ellenbogens) standen jedoch genauso in der Startelf wie Ramos (für Kagawa) und Gündogan (für Kehl). Ein Verschnaufpause erhielt zudem Sokratis. Hannover reiste ohne Miller (Knieoperation), Andreasen (Beckenringreizung), Stindl, Hoffmann (beide Aufbautraining nach Knieverletzung), Albornoz (Achillessehnenprobleme), Pander (Magen-Darm-Virus) und Sakai (Muskelverhärtung im Oberschenkel) an. 96-Coach Korkut musste daher vor allem auf den Außenpositionen in der Abwehrkette improvisieren, so dass Stankevicius und Felipe neu in die Mannschaft rückten und Schulz anstatt innen auf Linksaußen verteidigte.

Taktik:
Der BVB agierte statt im gewohnten 4-2-3-1 aus einer „flachen“ 4-4-2-Grundordnung heraus. Ramos und Aubameyang waren die Spitzen, während Mkhitaryan und Reus aus dem Mittelfeld kommend auf den Flügeln rochierten. Hannover trat zuletzt in einem 4-4-2 an, favorisierte im Signal Iduna Park allerdings ein 4-2-3-1 und stand - erwartungsgemäß - sehr tief.

Spielverlauf und Analyse:
Zu Beginn kamen die Gäste besser ins Spiel. Die Niedersachsen hatten in den ersten zehn Minuten mehr Ballbesitz (54%) und durch Bittencourt auch die erste Chance: Der Ex-Borusse kam nach einem Einwurf von Stankevicius aus acht Metern unbedrängt von Piszczek frei zum Abschluss, der Ball ging jedoch knapp am Tor vorbei (6.). Glück für die Borussia, die sich bis dahin im Spielaufbau schwer getan hatte.

Für den BVB war diese Situation so etwas wie ein Weckruf. Von da an war es Einbahnstraßenfußball in Richtung Hannoveraner Tor. Nach exakt elf Minuten hatte Mkhitaryan die Führung auf dem Fuß, seinen Schuss aus der Drehung klärte Zieler aber zur Ecke.

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Kurz darauf brachte Hannovers Gülselam das Leder beinahe selbst im eigenen Tor unter, als er mit einer Rettungstat nach einer Piszczek-Flanke (17.) knapp am Winkel vorbei schoss. Die nachfolgende Ecke drehte Reus herrlich in die Mitte, dort gewann Hummels das Kopfballduell gegen Felipe, und Zieler lenkte den Ball mit einer Parade an die Querlatte (18.).

Schwarzgelb drückte weiter: Reus schoss mit dem linken Fuß knapp rechts vorbei (20.), Aubameyangs Schuss klärte Marcelo in höchster Not zur vierten Ecke (21.), und auch der 16-Meter-Schuss von Reus fand nicht den Weg ins Tor. Der BVB war in der ersten Halbzeit die aktivere Mannschaft (6:1 Chancen), ein Tor wollte allerdings (noch) nicht fallen.

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Nach dem Seitenwechsel machte die Borussia da weiter, wo sie aufgehört hatte: Reus (47.) zog aus spitzem Winkel ab - vorbei. Acht Minuten später bewahrte Zieler 96 mit einem Riesenreflex vor dem 0:1, als er gegen Reus (55.) in höchster Not rettete. Für den Dortmunder war es der sechste Torschuss der Partie und zu diesem Zeitpunkt damit drei Mal so viele wie bei Hannover zusammen. In der 58. Minute rückte Ramos in den Fokus, der Kolumbianer hatte sich gegen Marcelo durchgesetzt, den Ball von links auf rechts gelegt - aber auch die neunte BVB-Chance wurde nicht verwandelt.

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Sven Bender im Zweikampf mit Hannovers Bittencourt.

Wie man effektiv auftritt, zeigte dann Hiroshi Kiyotake. Der Japaner hob in der 61. Minute das Leder über die Fünf-Mann-Mauer und ließ auch Weidenfeller keine Abwehrmöglichkeit. Völlig überraschend das 1:0 für Hannover! Für Kiyotake war es das erste Tor für seinen Arbeitgeber, zugleich das erste Auswärtstor von 96 seit dem 3. Mai 2014. Der BVB wirkte fortan geschockt und hatte Glück, nicht gleich das zweite Gegentor zu kassieren. Weidenfeller parierte aber sowohl gegen Kiyotake (65.) als auch gegen Joselu (65.).

Jürgen Klopp reagierte: Kagawa kam für Gündogan (66.), der Rückstand hatte jedoch für einen Bruch im Spiel gesorgt. Es dauerte bis zu 76. Minute, bis der BVB wieder gefährlich wurde, Ramos köpfte aber am Tor vorbei. Mit Sokratis (für Durm) und Immobile (für Ramos) brachte Klopp weitere frische Kräfte. Jetzt hieß es Alles oder Nichts - gegen in der Schlussphase dezimierten Gäste (Gelb-Rot für Gülselam)! Richtig gefährlich kamen die Dortmunder jedoch nicht mehr in den gegnerischen 16er. Stattdessen musste Weidenfeller nach einem schlampigen Rückpass von Piszczek (79.) sein ganzes Können gegen Joselu aufbieten. Die beste Gelegenheit vergab in der 84. Minute Mkhitaryan, dessen Heber aus 50 Metern zwar über Zieler, aber auch über das Tor ging.

Ausblick:
Es geht Schlag auf Schlag weiter: Bereits am Dienstag (20.30 Uhr, live in der ARD) tritt der BVB in der zweiten Runde des DFB-Vereinspokals beim FC St. Pauli an. Die Partie am Millerntor ist ausverkauft. In der Bundesliga gastiert die Borussia am Samstag (18.30 Uhr) beim FC Bayern, auch für diese Begegnung gibt es keine Karten mehr.

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