Jürgen Klopp war die pure Erleichterung nach dem Schlusspfiff anzusehen. Er jubelte ausgelassen über den 1:0-Erfolg gegen Mönchengladbach und zog vor dem Gang in die Stadion-Katakomben den Hut bzw. seine Cap vor den BVB-Fans - als Dank für die großartige Unterstützung. Im Gespräch bei sky bedankte sich der Trainer auch bei seiner Elf für eine „außergewöhnliche Leistung“ sowie bei Sportdirektor Michael Zorc und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, die in der schwierigen Situation „keine doofen Fragen“ gestellt hätten.

Wie fühlt sich dieser Sieg an?
„Ich finde kaum Worte dafür. Es ist relativ viel Druck von uns abgefallen. Die Mannschaft hat in dieser Situation ein außergewöhnliches Spiel gemacht. In der ersten Halbzeit haben wir überragend Fußball gespielt, aufgebaut und den Gegner bearbeitet. Defensiv haben wir die Stärken der Gladbacher nicht zum Vorschein kommen lassen und dann ein sehr kurioses Tor gemacht. Wir haben einen Haufen Chancen vergeben und dann muss, um es perfekt zu machen, auch noch so ein verrücktes Tor fallen. Am Ende haben wir ein bisschen gezittert, aber hochverdient gewonnen. Ein großartiges Gefühl.“

Haben Sie nach dem Spiel Christoph Kramer getröstet oder sich bedankt?
„Beides. Er ist ein außergewöhnlicher Kicker, der eine ganz tolle Entwicklung genommen hat. Es wird als Kuriosität auch in seinem Leben nur eine kleine Randnotiz bleiben. Für uns waren es extrem wichtige drei Punkte. Wenn es auf diese Art sein musste, dann hat Christoph Kramer ungewollt jetzt einen Platz in unserer kleinen Geschichte.“

Wie wichtig war es, in der schwierigen Situation eine gewisse Lockerheit beizubehalten?
„Es wäre frech von mir, nach sechs, sieben Wochen, in denen wir es nicht hinbekommen haben, diese Lockerheit auf den Platz zu bringen, jetzt direkt ein Buch darüber zu schreiben, wie das geht. Wir arbeiten, wir kämpfen, wir geben alles. Die Verantwortlichen im Verein helfen dabei extrem. Ich habe mich sogar explizit bei Michael Zorc und 'Aki' Watzke bedankt, dass sie mir keine doofen Fragen stellen und mir nicht mit zweifelnden Blicken hinterhergucken, wenn ich irgendeine Entscheidung treffe. Und dann kommt hinzu, und das ist wirklich außergewöhnlich: Wer heute hier war, und mitbekommen hat, was unsere Zuschauer im Stadion abgezogen haben, in allen Situationen, bei allen Chancen, die wir vergeben haben, wie sie dageblieben sind und ihren Auftrag mehr als erfüllt haben, war bei einem großen Sportereignis dabei. Es war außergewöhnlich. Wir haben endlich eine zweistellige Punktzahl. Verrückt.“

Ist die emotionale Bindung zum BVB in dieser schwierigen Phase noch mal gestiegen?
„Das ist nicht möglich. Wir haben schon auch Phasen gehabt, in denen wir verstehen mussten, was passiert. Die Jungs haben sich zwischendurch gefragt, was sollen wir noch machen? Wir haben 50 Chancen, der Gegner eine und am Ende verlieren wir 0:2. Wir mussten lernen, dass wir der Verursacher der ganzen Geschichte sind. Dann war das Problem, dass bei dem ein oder anderen, der nach einer Verletzungspause zurückkam, bei allem Willen der Körper noch nicht da war. Aber wir sind ruhig geblieben und drangeblieben, die negativen Dinge in Energie umzuwandeln. Für heute hat es geklappt.“