Zum ersten Mal seit Ende August hat Borussia Dortmund eine „normale Trainingswoche“ mit jeweils nur einem Spiel am Wochenende. Auch wenn der zeitliche Abstand zwischen Frankfurt (Sonntag) und Hoffenheim (Freitag) der denkbar kürzeste in dieser Konstellation ist, gibt es in diesen Tagen ohne weite Reisen die Möglichkeit, intensiv auch an taktischen Dingen zu arbeiten.

„Wir können trainieren, an Abläufen arbeiten und Gespräche führen“, bestätigte Jürgen Klopp. Bis zum Anpfiff am Freitagabend (20.30 Uhr) stehen noch drei Einheiten auf dem Plan, die letzte am Vormittag des Spieltags. „Auch da können wir noch einige Dinge abarbeiten.“

Der Trainer beschrieb das Dilemma, in dem eine – und da dürften sich alle einig sein – taktisch und technisch hoch veranlagte Mannschaft steckt, wenn sie sich unerwartet im Abstiegskampf wiederfindet. Niemand, versichert der Coach, nehme die Situation nicht wahr oder verkenne den Ernst der Lage.

„Ich weiß, wie Abstiegskampf sich anfühlt“

Aber: „Eine Mannschaft, die sich typischerweise im Abstiegskampf befindet, hat keinen fußballerischen Anspruch mehr“, erläutert Klopp: „Sie funktioniert ausschließlich über großen Kampf mit herausragender Einstellung. Bei uns ist immer noch fußballerische Enttäuschung dabei, wenn etwas nicht gelingt. Im Abstiegskampf nutzt man nicht sieben Chancen, sondern die eine. Es geht nicht darum, das beste Spiel aller Zeiten zu machen, sondern erfolgreich zu sein. Das geht nur über eine konzentrierte Defensivleistung, und offensiv kommen wir ohnehin zu Chancen. Ich weiß, wie Abstiegskampf sich anfühlt. Und ich habe 98 Prozent aller Abstiegskämpfe bestanden, kann also Erfahrungen weitergeben.“

Bild
BVB-Jubel gegen Hoffenheim: Wieder mit Sahin und Hummels? Sokratis muss wohl passen.

Viele Gespräche werden geführt – und es wird genau hingeschaut. „Als Trainer“, sagt Klopp, „muss ich herausfinden, wer der Situation standhalten kann und demnach aufstellen. Dazu benötigt man personelle Möglichkeiten, die sich langsam wieder bieten.“ Möglicherweise kann Mats Hummels spielen, bei Sokratis sieht es allerdings nicht danach aus. „Wir könnten reagieren, und das gedenke ich zu tun.“ Die Gretchenfrage lautet: „Wer wirkt am robustesten?“

Gleichwohl fügt der Coach hinzu, dass dies dann eine Entscheidung für „diesen Moment, für dieses Spiel“ sei. Und nicht jeder, der auf der Bank sitzt, wäre nicht „robust“ genug. Es können nur elf Mann spielen, und es gelte die herauszufiltern, die gut zum Gegner passen.

„Hoffenheim kann richtig gut kicken“

Mit der TSG Hoffenheim kommt eine Mannschaft in den Signal Iduna Park, die nach geschossenen Toren und erspielten Großchancen zur Top 5 der Liga zählt. Klopp attestiert dem Gegner eine „hohe Qualität im Offensivbereich, der man sich stellen muss. Hoffenheim ist eine Mannschaft, die richtig gut kicken kann.“ Er erwartet „viele Zweikämpfe, in denen man um den Ball kämpfen kann“, wertet dies positiv und kündigt an: „Wir werden den Gegner analysieren, doch der weitaus größere Faktor ist das eigene Verhalten, nicht das, was der Gegner anbietet.“

Franz Beckenbauer würde in dieser Situation wohl sagen: „Geht’s ’naus und spuits Fußball.“ Jürgen Klopp sagt: „Freitagabend ist High Noon, da muss Fußball gespielt werden.“
Boris Rupert