Jürgen Klopp stand ergriffen vor der Marathon-Kurve des Olympiastadions. Erst gab’s Kritik von den Fans, dann Unterstützung. „Unser ganzes Leben, unser ganzer Stolz!“ Nach dem Spiel sprach der Trainer über Zusammenhalt, Systemwechsel und Fehler im Spiel.

Bild

Jürgen Klopp über das Spiel in Berlin:
Die erste Halbzeit war nahezu das krasse Gegenteil von dem, was wir wollten. Wie Hertha spielen würde, war klar, ebenso, wo sie die Zweikämpfe führen würden. Das bedeutet, dass man diese Räume nicht bespielen darf. Doch das haben wir vor dem Gegentor gemacht, und bei der Großchance kurz danach ebenso. Und selbst haben wir zu wenig Zielstrebigkeit gezeigt, sind nicht hinter die letzte Linie und nicht zum Abschluss gekommen. Wir haben zwar Ballbesetz gehabt, ohne aber klare Aktionen entstehen zu lassen. Das war der falsche Weg.

... über die Folgen des Gegentores:
Es hat den Druck, der ohnehin groß war, nochmals vergrößert. In so einem Spiel, in dem sich der Gegner in jeden Ball schmeißt, mit allem, was er hat, wird es dadurch nicht leichter.

... über die taktische Veränderung vom 4-1-4-1 zum 4-4-2 im zweiten Durchgang:
Es hat eine Weile gedauert, bis sich die Mannschaft auf das System eingestellt hat. Danach hatten wir einige Möglichkeiten, konnten sie aber nicht nutzen und haben erneut verloren.

... über das Verhalten der Fans nach der Partie:
Außergewöhnlich, absolut außergewöhnlich. Ich hatte kurzzeitig den Eindruck, als wollten sie uns sagen, dass sie mit dem nicht einverstanden gewesen sind, was sie gesehen haben. Das kann ich gut nachvollziehen. Wir sind dennoch dageblieben, um zu hören, was sie zu sagen haben, und dann bekommen wir so eine Unterstützung. Das wird uns helfen! Wir hören Woche für Woche, dass wir eine großartige Mannschaft sind, aber diese großartige Mannschaft hat auch großartige Probleme. Den Unmut über die erste Halbzeit kann ich verstehen.

... über die letzten Spiele bis zur Winterpause:
Wir haben den Auftrag, in diesen beiden Spielen unsere Ausgangsposition für die Rückrunde dramatisch zu verbessern. Wir setzen dabei auch auf die Atmosphäre im Signal Iduna Park. Sollten wir irgendwann da unten raus sein, dann ist das Verhältnis zwischen allen Beteiligten noch enger als es ohnehin schon ist. Unsere Zuschauer haben sich noch gar nichts zu schulden kommen lassen. Das kann ich von uns nicht behaupten.
Aufgezeichnet von Boris Rupert