Die Kapitänsbinde hat er vor der Saison weitergereicht. Doch auch ohne Amt ist Sebastian Kehl wichtig wie eh und je. Gegen Wolfsburg biss er auf die Zähne und ging mit einer Rippenverletzung ins Spiel.

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Hat Borussia Dortmund einen Punkt gewonnen oder zwei verloren?
Wenn man so spielt, und dann doch noch den Ausgleich hinnehmen muss, kann man nicht begeistert sein. Wir hätten die drei Punkte sehr gebraucht. Auf der anderen Seite muss man das alles realistisch sehen: Wolfsburg hat eine sehr starke Mannschaft, die zurecht auf dem zweiten Platz steht. Von daher relativiert sich dieses Unentschieden. Wir haben alles gegeben. Dennoch ist nicht alles optimal gelaufen. Wir müssen irgendwie mit dem Punkt zufrieden sein.

Beide Gegentore fielen nach Standardsituationen und waren zudem äußerst unglücklich: Beim ersten schleichen sich zwei Wolfsburger in die Mauer und ducken sich, beim zweiten kommt Naldo nach einer Ecke frei zum Kopfball...
Bei einem Freistoß wird geschoben und gedrückt, ja, und irgendwie war da dann wohl eine Lücke. Ein ärgerliches Ding. Beim 2:2 werde ich weggedrückt, und Naldo kommt dann frei zum Kopfball. Wolfsburg hatte einige Chancen aus dem Spiel heraus, wir haben es leidenschaftlich verteidigt. Dass der Ausgleich dann aber auf diese Art und Weise fällt, ist schade, aber wir müssen auch anerkennen, dass die Wolfsburger den Punkt auch irgendwie verdient haben.

Auf der anderen Seite stehen einen Chancenplus sowie 17:10 Torschüsse. Jürgen Klopp sagte: „Wir leben noch.“ Wie deutlich ist dieses Zeichen, das die Mannschaft ausgesandt hat?
Wir haben uns einige tolle Chancen herausgespielt und hatten einige gute Aktionen im Gegenpressing. Es war schön zu sehen, dass wir einige Möglichkeiten aus dem Umschaltspiel heraus kreieren konnten – diese hatten wir in den letzten Wochen kaum. Und ich finde, dass wir auch gut standen und Wolfsburg über weite Strecken im Griff hatten. Dennoch tut es weh, dass es nur ein Punkt ist, denn wir hätten gerne drei mitgenommen, um die Tabellensituation etwas positiver zu gestalten. Aber wir haben auch sehr viel Positives gesehen, auch wenn ich das im Moment noch nicht so fühlen kann. Wir werden das ab morgen aufarbeiten und versuchen, in Bremen drei Punkte zu holen.

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Apropos fühlen: Wie fühlt sich Deine verletzte Rippe an?
Nicht so gut. Ich habe den ganzen Tag über Schmerzmittel genommen und Spritzen bekommen. In dieser Situation macht man alles, auch wenn es am Ende nicht hundertprozentig klappt. Ich mache mir jedenfalls keinen Vorwurf: Ich habe mich reingehauen, habe alles versucht, gehe an die Grenze – auch an die gesundheitliche – und hoffe einfach, dass wir die Kurve kriegen.
Interview: Boris Rupert