31 Torschüsse in einem Spiel. Vier Bundesliga-Siege in Serie. 13 Tore in diesen vier Spielen. Werte, die in der Bundesliga derzeit nur Bayern München und der VfL Wolfsburg überbieten. Auch in der Rückrundentabelle liegen nur diese beiden Klubs vor dem Team von Jürgen Klopp. Der BVB steht erstmals seit dem fünften Spieltag in den Top-10 der Bundesliga. Alles Ausdruck der wiedergewonnen Stärke der Borussia, die dennoch nur fünf Punkte vor dem Relegationsrang 16 liegt.

Für den Coach der Schwarzgelben Grund genug, weiter mahnende Worte zu finden. „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen“, sagte Jürgen Klopp nach dem auch aus seiner Sicht „perfekten Nachmittag“ im Spiel gegen Schalke. Aus der Tatsache, dass man viermal gewonnen habe, es aber trotzdem nur fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz seien, können man ableiten, in was für einer Situation sein Team war und immer noch ist.

Offensive in exzellenter Verfassung

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Dennoch: Gegen Schalke spielte der BVB so, wie man es eigentlich seit Jahren von ihm kennt. „Von der ersten bis zur letzten Minute haben wir super den Ball laufen lassen, sind in die richtigen Räume gegangen und haben herausragendes Gegenpressing gezeigt“, meinte Jürgen Klopp. Das Spiel gegen hoffnungslos unterlegene Gelsenkirchener kam einer Wiedergeburt des „alten“ BVB gleich. Synonym dafür steht auch das Auftreten von Henrikh Mkhitaryan.

„Das war das beste Spiel, das wir in dieser Saison abgeliefert haben“, sagte der Armenier nach dem Spiel. „Ich bin überglücklich.“ Es war nicht nur das beste Spiel, es war vor allem auch sein bestes Spiel. Nach 45 erfolglosen Torschüssen in dieser Spielzeit brachte Micki den Ball endlich im Tor unter, zuvor leitete er schon das 1:0 mit einem feinen – wenn auch abgefälschten – Pass ein. „Es war total wichtig, dass er immer wieder das Tempo angezogen hat, er war sehr ballsicher“, lobte der Trainer Mkhitaryan, der laut Klopp aber auch nach hinten eine Klasseleistung ablieferte: „Defensivtaktisch war es das beste Spiel, was ich von ihm für Borussia Dortmund gesehen habe. Das kann jetzt eine Befreiung für ihn sein.“

Derzeit bestes Sturmduo der Liga

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Der Armenier ließ sich von der herausragenden Form der beiden Offensivspezialisten an seiner Seite anstecken. Ohnehin scheint es so, als ob Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus der gesamten Mannschaft ein neues Selbstbewusstsein eingeimpft haben. Bärenstarke fünf Scorerpunkte (4 Tore, 1 Assist) sammelte Reus in den vergangenen vier Spielen. Diese werden mit fünf Toren und zwei Vorlagen von Auba sogar noch überboten. Lediglich Arjen Robben und Bas Dost sind in der Liga derzeit ähnlich gut in Form. In Sachen kreativer Torjubel kann Reus und Aubameyang nach ihrer Einlage als Batman & Robin wohl ohnehin keiner das Wasser reichen.

Und im Sog der stark verbesserten Offensive mausert sich auch Shinji Kagawa immer mehr an seine Bestform heran. Auf engstem Raum spielte er die Schalker Abwehr ein ums andere Mal schwindelig, hatte zudem Pech, dass sein Lupfer über S04-Keeper Wellenreuther knapp neben dem Tor landete. Lediglich dieses eine Tor scheint dem Japaner derzeit noch zu fehlen, um den Knoten endgültig zum Platzen zu bringen. Das ist in der Defensive der Borussia schon geschehen.

Das Selbstbewusstsein ist zurück

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Zum dritten Mal stand in der Rückrunde die Null. Schon jetzt einmal mehr als in der kompletten Hinserie. Im Revierderby überzeugte die gesamte Defensivabteilung auf ganzer Linie. Mats Hummels spielte ein ums andere Mal seine präzisen und gefürchteten langen Bälle aus dem Rückraum, Neven Subotic stand wie ein Fels in der Defensivzentrale, Marcel Schmelzer und Oliver Kirch lieferten defensiv fehlerfreie Leistungen ab und setzten offensiv immer wieder Akzente über die Außenbahnen. Kein einziges Mal kamen die Schalker gefährlich vor das BVB-Tor. Roman Weidenfeller musste nicht einen einzigen Ball halten, berührte das Leder über die gesamten 90 Minuten gerade elf Mal.

„Ich habe immer gesagt, dass unser Problem das fehlende Selbstvertrauen war“, sagte Mats Hummels. „Jetzt weiß wieder jeder von uns, wie gut er eigentlich spielen kann.“ Das Selbstbewusstsein ist bei Borussia Dortmund zurück. Und mit einem derart souveränen Derbysieg im Gepäck dürfte es auch nicht so schnell wieder verschwinden.
Dennis-Julian Gottschlich