Frust und Enttäuschung herrschten nach dem 1:3 der Borussia in Mönchengladbach bei den Profis. Die 13. Saisonniederlage – so viele wie in den letzten beiden Spielzeiten zusammen – war dabei ein „Spiegelbild der kompletten Saison“, wie Sebastian Kehl anmerkte.

Tatsächlich gab es kaum neue Erkenntnisse, man hatte alles schon mal gesehen: Zum dritten Mal kassierte der BVB in der ersten Minute ein Gegentor. Was auf den ersten Blick schier unglaublich klingt, weil so viel Schlafmützigkeit eigentlich nicht vorkommen kann, kommentierte Sportdirektor Michael Zorc mit einer gehörigen Portion Sarkasmus: „Das ist wohl ein Weltrekord.“

Es wäre allerdings zu einfach, in dieser Szene die Schuld allein bei Mats Hummels („Mein Fehler, da mache ich mir nichts vor“) zu suchen. Der Kapitän war weggerutscht, ermöglichte so Patrick Herrmanns flache Hereingabe in die Mitte auf Johnson, Roman Weidenfeller reagierte großartig, doch der Nachschuss von Oscar Wendt saß – 1:0 nach 28 Sekunden. Bitter: Bis dato war Hummels laut eigener Aussage noch nie zuvor weggerutscht.

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Mats Hummels sah bei den ersten beiden Gegentreffern nicht gut aus. Er sagt: „Es hat in Gladbach im negativen Sinne wieder alles gepasst.“

„Es hat sich gleich in der ersten Minute abgezeichnet, dass wir wohl mit leeren Händen nach Hause fahren müssen“, analysierte der 26-Jährige nach der Partie. Trainer Jürgen Klopp erkannte: „Dieser Einstieg ins Spiel war der ungünstigste, den man sich vorstellen konnte.“ Nicht neu war auch, dass der BVB nach dem Rückstand das Spiel unter Kontrolle brachte, sich ganz ordentlich aus der Affäre zog, zweikampfstärker war und zum Beispiel auch bis zu 56 Prozent Ballbesitz für sich beanspruchen konnte. Ebenfalls nicht neu: Torgefahr ging Schwarzgelb aber komplett ab.

Hummels: „Wir hatten die Partie komplett im Griff – bis zum Sololauf von Patrick Herrmann.“ Der Gladbacher hatte zunächst Hummels stehen gelassen, sich im Laufe seines 55-Meter-Sprints gegen drei weitere Borussen durchgesetzt und uneigennützig auf Raffael quergelegt – 2:0 (32.). Der Halbzeitstand und gefühlt irgendwie schon die Vorentscheidung.

„Nach langer Zeit das erste richtig schlechte Spiel“

In der zweiten Hälfte sorgte eine Systemumstellung vom 4-2-3-1 auf ein 3-4-3 zwar insgesamt für Besserung, die Angriffe wirkten durchdachter und zielstrebiger, die Unkonzentriertheit blieb jedoch. Kurz nach der Pause scheiterte Herrmann an Weidenfeller (49.), das dritte Gegentor fiel dennoch. Diesmal nach einer Ecke. Auch nicht neu, denn dies passierte bereits zum siebten Mal in dieser Saison – Bundesligaspitze. Hummels: „Nach langer Zeit war es das erste richtig schlechte Spiel von uns. Beim 0:3 legen wir dem Gegner das Tor auf… Es hat in Gladbach im negativen Sinne wieder alles gepasst.“

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Klopp: „Wir waren in allen Situation stets bemüht. Am Ende rennt aber der Gegner Richtung Tor. Das macht so keinen Sinn.“

Für Sebastian Kehl waren diese Aussetzer „nicht zu erklären“, Jürgen Klopp analysierte sie so: „Wir waren in allen Situation stets bemüht. Wir sind da im Zweikampf, verlieren ihn, und am Ende rennt der Gegner Richtung Tor. Das macht so keinen Sinn. Jedes Tor war für sich genommen Quatsch, auch wenn es unterschiedliche Probleme gewesen sind.“

Wie immer ließ sich der BVB, der erstmals in der Bundesliga drei Gegentreffer kassierte, zum Glück nicht völlig auseinandernehmen. Ilkay Gündogan (77.) verkürzte in der Schlussviertelstunde sogar noch auf 1:3, hielt die Niederlage somit im Rahmen. Und wer weiß, wenn noch das 2:3 gefallen wäre...

Nicht neu ist Gott sei Dank auch, dass sich in der Bundesliga-Tabelle für Borussia Dortmund kaum etwas ändert. Der BVB ist Zehnter. Sechs Punkte beträgt der Abstand auf einen Relegationsplatz. Sechs Punkte beträgt der Abstand auf Platz sechs, der zur Teilnahme an der Europa League berechtigt. Mehr Mittelfeld geht nicht.

In der Tabelle ändert sich kaum etwas

Dass das Pendel noch nach unten ausschlägt, scheint angesichts der Schwäche der Konkurrenz fast ausgeschlossen. Ob es nach oben ausschlägt, hängt wiederum ausschließlich vom Willen, der Einstellung und der Leistung des BVB ab. Mit zwei Siegen in den kommenden beiden Heimspielen gegen Paderborn und Frankfurt ist zumindest Platz sieben realistisch. Unter Umständen könnte auch dieser für eine Europacup-Qualifikation reichen. Hummels: „Da müssen wir die Punkte holen, um nicht mehr unten reinzurutschen.“ (fu)