Borussia Dortmund hat die Tür zum Achtelfinale der UEFA Champions League weit aufgestoßen: Im Auswärtsspiel bei Galatasaray Istanbul siegte der BVB auch in der Höhe verdient mit 4:0 (3:0) und belegt mit der Maximalausbeute von neun Punkten vor dem FC Arsenal (6) den ersten Platz in der Gruppe D - und stellte sogar einen Vereinsrekord auf.

Denn vier Champions-League-Partien hintereinander ohne Gegentor gab es für die Borussia noch nie. Vor gut 40.000 in der eigentlich 52.650 Zuschauer fassenden Türk Telekom Arena wusste jedoch nicht nur Dortmunds Defensive zu überzeugen, sondern auch die Offensive: Pierre-Emerick Aubameyang hatte mit seinem Doppelpack (6., 18.) für einen Traumstart gesorgt. Marco Reus mit einem Traumtor aus 24 Metern die beruhigende 3:0-Führung (41.) erzielt. In der zweiten Halbzeit erhöhte der eingewechselte Adrian Ramos gegen überforderte Gastgeber sogar noch auf 4:0 (83.).

Aus Istanbul berichtet Felix Ulrich

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Sebastian Kehl hier beim Kopfball nur zweiter Sieger.

Ausgangslage:
In der Bundesliga nur auf Rang 14, in der UEFA Champions League souveräner Tabellenführer der Gruppe D: Nach den Siegen gegen den FC Arsenal (2:0) und beim RSC Anderlecht (3:0) konnte der BVB bei Galatasaray mit einem weiteren „Dreier“ die Tür zum Achtelfinale weit aufstoßen, während die Gastgeber nach nur einem Zähler aus zwei Partien unbedingt gewinnen mussten, um nicht kurz vor dem Aus zu stehen. Mit Blick auf die Statistik standen die Chancen für den BVB gar nicht schlecht: Drei Mal hatte die Borussia zuvor am Bosporus gespielt und dabei kein einziges Gegentor hinnehmen müssen. Im UEFA-Cup trennte man sich 1999/2000 bei Galatasaray mit einem 0:0. In der UEFA Champions League gewann der BVB 1997/98 bei den „Löwen“ sogar mit 1:0. Und das Aufeinandertreffen mit Besiktas endete 1989/90 1:0.

Personalien:
Jürgen Klopp baute die Startelf im Vergleich zum 1:2 in Köln auf drei Positionen um: Für Großkreutz, der zuletzt der „Dauerbrenner“ gewesen ist und „überspielt“ gewirkt hatte, rückte Subotic in die Innenverteidigung und verdrängte dort Sokratis auf die linke Außenbahn. Der Grieche hatte auf dieser Position bereits im Trikot von Werder Bremen gespielt - zuletzt am 20. April 2013. Bender ersetzte zudem erwartungsgemäß Gündogan, und der konterstarke Aubameyang kam für Immobile ins Team. In Istanbul nicht mit dabei waren Durm (Verletzung am linken Oberschenkel), Schmelzer (Bruch der rechten Mittelhand), Blaszczykowski (Faserriss mit Sehnenbeteiligung), Kirch (Aufbautraining nach Muskelbündelriss) und Sahin (Knie-OP).

Galatasarays Trainer Cesare Prandelli nahm im Vergleich zum 2:1-Derbysieg gegen Fenerbahce drei Änderungen vor: Hamit Altintop, Goran Pandev und Alex Telles rotierten für Veysel Sari, Blerim Dzemaili und Olcan in die Startformation. Der ehemalige Borusse Yasin Öztekin saß immerhin auf der Reservebank.

Taktik:
Während der BVB im gewohnten 4-2-3-1 antrat, setzte der 19-fache türkische Meister mit einem 4-1-3-2 auf eine offensive Form der „Raute“. Pandev und Yilmaz bildeten den Angriff, während Sneijder im Zentrum dahinter agierte. Auffällig war, dass bei gegnerischem Ballbesitz zumindest einer der beiden Außen (Reus oder Mkhitaryan) konsequent eine Linie mit Bender und Kehl bildete und so in Form eines „Tannenbaums“ das Gegenpressing betrieben. Der Plan war ohnehin, Galatasaray erst einmal kommen zu lassen und zugleich möglichst wenig Freiräume im Spielaufbau zu bieten.

Spielverlauf und Analyse:
Fußball kann manchmal so einfach sein - und so schön... Der BVB zeigte sich in Istanbul wieder von seiner guten Seite, weil er die kleinen Nachlässigkeiten, die Unkonzentriertheiten, die zuletzt in der Bundesliga an der Tagesordnung gewesen waren, abstellen konnte. In der Innenverteidigung räumten Hummels und Subotic weitestgehend souverän alles ab. Sokratis, auf der ungewohnten Linksaußen-Position, sowie Piszczek ließen defensiv ebenfalls nichts anbrennen.

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Aubameyang schnürte seinen ersten Doppelpack in der Champions League.

Die sicherere Deckung war wiederum die Basis für ein gerade in der ersten Halbzeit perfekt vorgetragenes Konterspiel. Schwarzgelb hatte nach 45 Minuten zwar weniger Ballbesitz als die Gastgeber (46:54 Prozent), schien sich in der Rolle der abwartenden Mannschaft jedoch wohl zu fühlen.

Aubameyang erzielte nach Zuspiel von Reus mit dem ersten Torschuss bereits in der sechsten Minute das 1:0 und sorgte für einen Traumstart. Welch glückliches Händchen Jürgen Klopp mit der Hereinnahme des Stürmers gehabt hat, zeigte sich erneut nach einer guten Viertelstunde: Mkhitaryan hatte Piszczek in die Tiefe geschickt. Der Pole wiederum hatte viel Zeit zum Flanken, und im Zentrum war erneut Aubameyang zur Stelle - 2:0 (18.). Für den Mann aus Gabun war es in dieser Saison der dritte Treffer in der UEFA Champions League und der zweite Pflichtspiel-Doppelpack.

Aubameyang scheitert am Pfosten

Und „Auba“ hätte sogar noch Nummer drei folgen lassen können, als er aus kurzer Distanz und Vorarbeit von Mkhitaryan am Pfosten scheiterte (31.) und Semih auf der Linie retten konnte. Zumindest seinen ersten Treffer hätte kurz zuvor Kagawa erzielen können, der Japaner scheiterte mit seinem Linksschuss an Muslera (24.).

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Shinji Kagawa bereitete das Tor zum 3:0 vor.

Und Galatasaray? Der 19-malige türkische Meister kam erst nach einer knappen halben Stunde besser in die Partie, Burak bekam aus aussichtsreicher Position jedoch den Ball nicht unter Kontrolle, so dass Subotic zur Ecke klären konnte (28.). Irgendwie bekam Istanbul aber auch in der Folge keinen richtigen Zugriff auf das Spiel, vor allem gegen Borussias Offensive agierten die Türken zu passiv. Konsequenz: Der BVB sorgte noch vor der Pause für die Vorentscheidung. Reus wurde nicht angegriffen, schoss aus 24 Metern halbrechter Position einfach Mal aufs Tor - und traf zum 3:0 (41.). Das Sahnestück zum Ende einer Halbzeit, die nicht nur den knapp 3000 mitgereisten BVB-Fans Spaß gemacht hatte.

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Nach dem Seitenwechsel wurde Galatasaray zwar ein wenig stärker, zur großen Aufholjagd bliesen die Gastgeber jedoch nicht. Zu groß schien der Respekt zu sein. Zu groß die Angst, erneut in einen Konter zu laufen und frühzeitg das 0:4 zu kassieren. Aus diesem Grund kam in der zweiten Hälfte keine Spannung mehr auf, die türkischen Fans verließen frühzeitg das Stadion in Scharen. Der BVB schaltete einen Gang zurück, dominierte das Geschehen trotzdem nach Belieben.

Bender verletzt ausgewechselt

Reus (59.) und Kagawa (66.) hätten sogar frühzeitig den vierten Treffer nachlegen können, überließen den Schlusspunkt jedoch dem Sekunden zuvor eingewechselten Ramos (83.). Der Kolumbianer wurde mustergültig vom ebenfalls neu gekommenen Gündogan bedient und erzielte sein drittes Champions-League-Tor.

Einziger Wermutstropfen an diesem Abend: Sven Bender verletzte sich bei einem Zweikampf mit Alex Telles am Ellenbogen, musste in der 55. Minute verletzt ausgewechselt werden und wurde direkt zum Röntgen in ein Krankenhaus gebracht.

Ausblick:
In der Bundesliga empfängt der BVB am Samstag (15.30 Uhr) Hannover 96 im Signal Iduna Park. Für diese Partie sind alle 80.667 Karten bereits vergriffen. Ebenfalls ausverkauft ist das Duell am Dienstag beim FC St. Pauli im Rahmen des DFB-Pokals (20.30 Uhr). In der Champions League steigt das Rückspiel gegen Galatasaray am 4. November, auch diese Partie ist ausverkauft.

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