„Das Ergebnis ist dramatisch besser als das Spiel verlaufen ist“, sagte Jürgen Klopp nach dem 4:1 bei den Stuttgarter Kickers. Vor 37.000 Zuschauern, darunter fast 20.000 BVB-Fans, hatte seine Mannschaft zwischen der 30. und 60. Minute große Probleme mit dem Drittligisten, zog aber verdient und am Ende auch deutlich in die zweite Runde des DFB-Pokals ein.

Aus Stuttgart berichtet Boris Rupert

Üblicherweise teilt man ein Spiel in zwei Hälften, hier aber muss man von drei Dritteln sprechen. In den ersten 30 Minuten war Borussia Dortmund drückend überlegen, aber kaum torgefährlich. Ausgerechnet mit Mkhitaryans Führungstreffer in der 30. Minute kippte die Begegnung, Stuttgart kam zu einem halben Dutzend hochkarätiger Möglichkeiten und sogar zum 1:2, nachdem Aubameyang in die Drangphase der Schwaben den zweiten Dortmunder Treffer gesetzt hatte. Die letzte halbe Stunde ging dann wieder klar an den BVB.

Und so konnte Kickers-Trainer Horst Steffen unwidersprochen feststellen: „In weiten Teilen konnten wir Paroli bieten, und sogar eine Sensation schien möglich.“ Dass es nicht dazu kam, lag zum einen an Mitch Langerak, der bei seinem siebten Pokaleinsatz für den BVB den siebten Sieg feierte und sein insgesamt erst zweites Gegentor in diesem Wettbewerb hinnehmen musste, sowie am neuen „Traum-Duo“ Pierre Emerick-Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan, das von Stuttgarts Defensive kaum zu kontrollieren war.

 Aubameyang und Mkhitaryan wie ein Versprechen auf die Zukunft
„Beide sind herausragende Fußballer“, konstatierte Klopp: „Bei ihnen sieht man, dass eine Sommerpause und eine normale Vorbereitung gut tun.“ Auf Aubameyang gemünzt, der in Stuttgart zwei Tore erzielte und ein weiteres vorbereitete, sagte der Trainer: „Er hat unsere Spielweise gefressen, ist im Spiel gegen Ball stärker geworden und immer heiß auf Tore.“ Insbesondere Treffer Nummer zwei, als Aubameyang einen zu schwach geratenen Rückpass erahnte, entlockte dem Coach ein zufriedenes Lächeln: „Das hat er überragend gemacht. Letzte Saison wäre ihm das wohl noch nicht gelungen. Manchmal muss man eben etwas länger lernen.“

Ein Robert Lewandowski ist wohl das prominenteste Beispiel, das manche Spieler einen längeren Anlauf benötigen, um das „System Klopp“ zu verinnerlichen – und dann voll durchstarten. Das Auftreten von Aubameyang und Mkhitaryan in den letzten Wochen klingt jedenfalls wie ein Versprechen auf die Zukunft.

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Reus feiert Comeback – „Jetzt ist Marco 60 Minuten weiter“
Und dann ist da noch Marco Reus, der elf Wochen nach seiner tragischen Verletzung im finalen WM-Test gegen Armenien sein Comeback feierte. „Marco ist seit anderthalb Wochen wieder im normalen Training. Irgendwann muss man anfangen, ihn in die Wettbewerbssituation zu bringen“, erläuterte Klopp eine Entscheidung, die am Vortag des Spiels gefallen war, die Öffentlichkeit vielleicht überraschte, nicht aber die Mannschaft oder gar den Spieler. „Wenn du Marco trainieren siehst, musst du mit dem Klammerbeutel gebügelt sein, wenn du nicht darüber nachdenkst, ihn spielen zu lassen“, ergänzte der Trainer, „jetzt ist er 60 Minuten weiter. Das war eine ganz wichtige Belastung für ihn.“

In einer mit vielen Problemen gespickten Vorbereitung reihen sich nun langsam die Mosaiksteinchen an die richtige Stelle. „Wir stehen am Ende der Vorbereitung, der Gegner ist schon mitten in der Saison“, erklärte Klopp nach einem packenden Pokalfight, bei dem er die Startelf wohlweislich und nachvollziehbar auf fünf Positionen verändert hatte: „Der Supercup hat weder bei uns noch bei den Bayern ins Programm gepasst. Doch nächste Woche“ – damit meint er den Ligastart gegen Leverkusen – „sind wir ein Stück weiter und auch frischer.“