Auch wenn der BVB-Sieg gegen Mainz von den überaus traurigen Ereignissen neben dem Platz begleitet wurde, die auch einen Tag später immer noch jeden BVB-Fan bedrücken und nur sehr schwer zu verdrängen sind, muss die Mannschaft von Thomas Tuchel nun versuchen, den Kopf frei zu bekommen. Denn das rein sportliche Fazit des Sonntagabends muss heißen: Tottenham kann kommen!

Bild

Schon am Donnerstag steht für die Schwarzgelben das wichtige Achtelfinal-Rückspiel gegen das Team aus dem Norden Londons auf dem Programm. Zeit zum Durchschnaufen? Fehlanzeige! Weiter, immer weiter, geht es für Borussia Dortmund im Drei-Tages-Rhythmus. „Ich hatte so meine Befürchtungen, weil sich Mainz komplett über die Athletik definiert“, erklärte Coach Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz nach dem Spiel am Sonntag. Schließlich befindet sich seine Mannschaft seit Anfang Februar unter Dauerbelastung. Ein Spiel jagt das nächste, eine englische Woche folgt auf die andere. Ganz davon abgesehen, dass Tuchels Team mit nun 43 Pflichtspielen in dieser Saison mit Abstand die meisten aller Bundesligisten auf dem Buckel hat. Von Abnutzungserscheinungen trotzdem keine Spur, ganz im Gegenteil.

Noch keines seiner 13 Spiele in der Rückrunde hat der BVB verloren, lediglich gegen den FC Bayern und die diese Saison stark aufspielende Berliner Hertha kam man – trotz teils hervorragender Leistungen – nicht über ein Remis hinaus. Einfach beeindruckend, mit welcher Konstanz und mit welcher Klasse die Westfalen seit der Winterpause ihr Programm abspulen. Das sieht auch Thomas Tuchel so, der seinem Team deshalb am Sonntag ein Extralob aussprach: „Wir haben seit Wochen herausragende Leistungen gebracht. Mainz in dieser Form so zu dominieren und so zu schlagen, ist mehr, als man sich vorher wünschen kann.“

Gelungene Trainingssteuerung

Doch woher kommt diese Physis? Warum hat die Borussia auch nach fünf englischen Wochen in Folge immer noch die Körner, eine solche Top-Leistung wie die gegen Mainz auf den Rasen zu zaubern? Nuri Sahin sieht einen Grund in der gelungenen Trainingssteuerung und natürlich auch in der Rotation, die Thomas Tuchel von Spiel zu Spiel vornimmt. „Jeder Spieler ist sofort da, wenn er aufgestellt wird und bringt seine Leistung“, so Sahin, „es macht einfach Spaß, egal wie wir aufgestellt sind.“ Die Belastung der vielen Spiele wird also auf alle Spieler verteilt und auch arrivierte Stammkräfte murren nicht, wenn sie mal auf die Bank rücken. Sie wissen, dass Pausen nötig sind, um konstant auf diesem Niveau abliefern zu können.

Bild

Aber nicht nur für die Physis, auch für die Psyche bedeuten die vielen Spiele eine Belastung. „Das ist nicht einfach alle drei Tage zu spielen, auch nicht für den Kopf“, bestätigt Sahin, „da ziehe ich echt den Hut vor den Jungs.“ Auch hier spielt natürlich die Trainingssteuerung ein Rolle, aber auch die Einstellung, die Moral der Mannschaft, die vom Kollektiv am Ende auf jedes Individuum abstrahlt. Der BVB präsentiert sich zurzeit also nicht nur körperlich, sondern auch mental auf absolutem Top-Niveau.

Am Donnerstag die Leistung bestätigen

Das wird es auch am Donnerstag wieder brauchen, wenn mit Tottenham Hotspur ein hochbegabter Gegner auf die Schwarzgelben wartet, der nach der 0:3-Niederlage aus dem Hinspiel eine Rechnung mit dem BVB offen hat, und sicherlich hochmotoviert sein wird. Mit dem vermeintlich sicheren Drei-Tore-Vorsprung im Rücken also sowohl psychisch als auch physisch die nächste große Herausforderung für Borussia Dortmund. Bestätigt man aber auch am Donnerstag die Leistungen der letzten Wochen, sollte niemandem bange werden…
Dennis-Julian Gottschlich