Borussia Dortmund bleibt durch einen 2:0 (1:0)-Sieg gegen den 1. FSV Mainz 05 am 26. Bundesliga-Spieltag auch im wettbewerbsübergreifend 13. Spiel in Folge ungeschlagen und startet so mit viel Selbstbewusstsein in die vorerst letzte von sechs englischen Wochen am Stück. 

Das Spiel geriet am Ende des Tages aber zur Nebensache, denn während der ersten Halbzeit kam es in der Süd-West-Ecke des Stadions zu tragischen Vorfällen, bei denen ein Besucher starb und ein weiterer wiederbelebt werden musste. Borussia Dortmund ist in diesen schweren Stunden in Gedanken bei den Angehörigen des Verstorbenen und wünscht dem weiteren Patienten eine baldige Genesung. Es gibt wichtigere Dinge als Fußball.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Nachdem die Nachricht des Unglücks in der Halbzeit die Runde gemacht hatte, stellten beide Fanlager unter den 81.000 Zuschauern im fast ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK geschlossen den Support ein. Vor der Pause hatten sie einen BVB gesehen, der sich eine halbe Stunde lang schwer tat, weil Mainz gut verteidigte. Dann waren die Gäste allerdings einmal nicht aufmerksam, ließen Castro den Sprint anziehen und zu Reus passen, der für das 1:0 sorgte (30.). In der zweiten Halbzeit sorgte Kagawa für das 2:0 (72.).

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Ausgangslage:
Nach dem überzeugenden 3:0-Erfolg über Tottenham Hotspur hatte BVB-Coach Thomas Tuchel das Gefühl "noch einen draufpacken" zu können. Mit den Mainzern stand den Schwarzgelben dabei aber eine schwere Aufgabe bevor, denn die Rheinhessen spielten eine starke Rückrunde, hatten nur eins der letzten sechs Spiele verloren und hätten mit einem Sieg sogar bis auf Platz vier springen können. Die Gesamtbilanz beider Teams in der Bundesliga sprach bei 10 Siegen und sechs Remis in 19 Spielen hingegen deutlich für die Westfalen.

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Kagawa kehrte in die Startelf zurück.

Personalien:
Bender konnte wegen einer Zerrung nicht mitwirken, auch Gündogan, der einen Schlag auf den Fuß erlitten hatte, war nicht dabei. Ansonsten hatte Thomas Tuchel alle Mann an Bord, auch den wiedergenesenen Sokratis, der für Bender in die Startelf rückte. Außerdem spielten im Vergleich zum 3:0 gegen Tottenham am Donnerstag Bürki, Sahin und Kagawa für Weidenfeller, Weigl und Piszczek. Anders sah die Personalsituation bei Mainz aus: Donati (Rote Karte), Bungert (muskuläre Probleme), Berggreen (Knie-OP), Bengtsson, Muto, Klement und Soto (alle Aufbautraining) waren nicht mit dabei.

Taktik:
Sahin übernahm von Weigl (Bank) die zentral defensive Position vor der Abwehrkette. In einer sehr variabel interpretierten 4-3-3-Grundordnung spielten vor ihm Kagawa und Castro auf den Halbpositionen, wobei sich der Japaner bei Ballbesitz sehr weit nach vorne orientierte und gemeinsam mit Mkhitaryan, Aubameyang, Reus und einem der immer wieder aufrückenden Außenverteidiger (Durm rechts, Schmelzer links) einen Fünfer-Angriff bildete. Die Mainzer spielten defensiv in einem 4-4-2, bei eigenem Ballbesitz in einem 4-2-3-1-System.

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Sokratis und Malli im Luftduell.

Spielverlauf & Analyse:
Das Duell 09 gegen 05 brauchte lange, um Fahrt aufzunehmen. Der BVB mühte sich zwar und hatte deutlich über 60 Prozent, teilweise fast 70 Prozent der Spielanteile auf seiner Seite, Mainz aber stand defensiv gut gestaffelt und ließ die Schwarzgelben nur ganz selten in gefährliche Abschlusspositionen kommen. Es dauerte 22 Minuten, bis Schmelzer von der Strafraumkante den ersten Torschuss des Spiels abgab, den Karius aber entschärfen konnte. Auf der Gegenseite kam Bell nach der ersten Mainzer Ecke im Strafraum zum Abschluss – Castro klärte für Bürki deutlich vor der Linie (25.).

Castro war es auch, der dann beim ersten wirklich blitzsauber vorgetragenen Angriff der Borussia wieder im Mittelpunkt stand. An der Mittellinie bekam er den Ball von Durm, zog dann den Sprint an und gleich vier Mainzer auf sich, nur um den perfekt getimten Pass auf Reus in den Strafraum zu spielen. Der blieb elf Meter vor dem Tor eiskalt und vollstreckte an Karius vorbei ins lange Eck zum 1:0 (30.).

Das Tor war die Initialzündung, denn Mainz war in der Folge etwas unsortiert und ermöglichte dem BVB weitere Möglichkeiten: Eine feine Flanke von Schmelzer erreichte Mkhitaryan rechts im Strafraum aber so eben nicht, weil Karius im letzten Moment dazwischen gehen konnte (33.), außerdem legte sich Bell den Ball nach Hereingabe des Armeniers fast selbst ins Netz (35.), Karius war jedoch wieder zur Stelle.

Kagawa mit dem 2:0

So lange es vor der Pause bis zur ersten Chance der Schwarzgelben gedauert hatte, so schnell ging es dann im zweiten Durchgang. Vom Anstoß weg spielte der BVB nach vorne. Kagawa leitete ein, und bekam den Ball im Strafraum über Mkhitaryan und Aubameyang zurück, konnte ihn am Ende aber nicht mit genug Druck an Karius vorbeispitzeln, so dass Bungert die Kugel wegschlug.

Danach entwickelte sich ein Privatduell zwischen Aubameyang und dem FSV-Keeper. Erst vereitelte der herauseilende Karius gegen den Gabuner aus halbrechter Position im Strafraum (51.), Sekunden später hielt er einen Schuss von Aubameyang von der Strafraumkante, um dann wieder nur eine Minute darauf erneut gegen den besten BVB-Torschützen auf dem Posten zu sein (52.).

Die Westfalen drückten nun auf die Entscheidung: Mkhitaryan konnte Karius mit einer Doppelchance nicht überwinden (66.) und Reus verzog aus sieben Metern über das Tor (69.). Am Ende war es dann aber Kagawa, der nach 72 Minuten für das nun hochverdiente 2:0 sorgte. Aubameyang, Mkhitaryan und Schmelzer hätten kurz vor Schluss sogar das 3:0 besorgen können (85.). Aubameyang scheiterte ein weiteres Mal an Karius (89.).

Als Reaktion auf die tragischen Vorfälle stimmte das gesamte Stadion am Ende des Spiels "You'll never walk alone" an.

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Ausblick:
Ohne Pause geht es für den BVB weiter: Am Donnerstag (17.3., 21:05 Uhr) reist das Team von Thomas Tuchel nach London, um gegen Tottenham Hotspur im Achtelfinal-Rückspiel der UEFA Europa League anzutreten. Drei Tage später (So., 20.3., 17:30 Uhr) muss der BVB in der Bundesliga beim FC Augsburg ran.

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