Borussia Dortmund bleibt dem FC Bayern München auf den Fersen: Im Heimspiel gegen Werder Bremen gewann der BVB nach einem 1:2-Rückstand und einem in der zweiten Hälfte irren Fußballspiel verdient mit 3:2 (0:0) und verkürzte den Rückstand auf Platz eins auf fünf Punkte.

Vor 81.359 Zuschauern im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK war die Borussia bereits in der ersten Halbzeit drückend überlegen, die zweikampfstarken Gäste verteidigten jedoch geschickt und hielten die Null. Nach dem Wechsel besorgte Pierre-Emerick Aubameyang mit seinem 23. Saisontreffer die überfällige 1:0-Führung (53.). Durm hatte das 2:0 (59.) auf dem Fuß, stattdessen fälschte Castro einen Schuss von Gálvez unglücklich zum 1:1 (69.) ab. Eine Einzelleistung von Öztunali verwertete Junuzovic sogar zum überraschenden Bremer 2:1 (75.). Die eingewechselten Kagawa (77.) und Ramos (82.) drehten die Partie aber erneut und verwandelten das Stadion in ein Tollhaus.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Der Tabellenzweite empfing den -14.: Die Vorzeichen sprachen im 96. Aufeinandertreffen ganz klar für einen Sieg des BVB, der acht der letzten neun Spiele in und gegen Bremen gewann. Im SIGNAL IDUNA PARK gab es sogar acht Heimsiege in Serie. Bemerkenswert: Aufgrund der Schalker Niederlage in Ingolstadt (0:3) hatte der BVB bereits vor Anpfiff und damit nach 27 absolvierten Bundesliga-Spielen die direkte Qualifikation zur UEFA Champions League perfekt gemacht. Die Grünweißen waren vom europäischen Wettbewerb meilenweit, oder 17 Punkte entfernt. Stattdessen betrug vor der Partie der Abstand auf einen Abstiegsplatz nur ein Zähler.

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Clemens Fritz im Duell gegen Marco Reus.

Personalien:
Thomas Tuchel musste im Heimspiel gegen Werder improvisieren: Nach Neven Subotic (Thrombose im Arm) fiel mit Sokratis (Magen-Darm-Infekt) ein weiterer Innenverteidiger aus. Da Mats Hummels in beiden Länderspielen zum Einsatz kam, erhielt der Kapitän eine Pause. Sven Bender und Matthias Ginter traten daher in der Abwehr an. Im Vergleich zum 3:1-Sieg in Augsburg waren es auf BVB-Seite fünf Veränderungen in der Startelf, da Sahin, Kagawa und Ramos zunächst auf der Bank saßen. Für die Drei liefen Schmelzer, Castro und Aubameyang auf. Verletzungsbedingt zudem nicht dabei war Gündogan.

Werders Trainer Victor Skripnik änderte die Elf auf vier Positionen: Galvez, Yatabaré, Sternberg und Ujah agierten für den gesperrten Djilobodji, Öztunali, Bartels (beide Bank) und Pizarro (Rückenprobleme und Beckenprellung).

Taktik:
Nach den Ausfällen in der Innenverteidigung bildeten Bender und Ginter erstmals gemeinsam das zentrale Abwehrduo, auf den Außenpositionen der Viererkette agierten wie gewohnt Schmelzer (links) und Piszczek. Vor Weigl besetzten Castro und Mkhitaryan die Halbpositionen des Mittelfelds. Durm stürmte über die rechte, Reus über die linke Seite – und Aubameyang im Zentrum. Bremen agierte in einer 5-2-1-2-Grundordnung mit Ujah und Junuzovic (hängend) in einem „Anderthalb-Mann-Angriff“. Gegen den Ball orientierte sich Yatabaré zu diesem Duo: Dann versuchten die Bremer zu dritt, die Aufbaubemühungen der Schwarzgelben zu torpedieren. Ziel schien es zu sein, die Dortmunder nach außen zu drängen, wo dann durch die „doppelten Außenverteidiger“ (Gebre Selassie/Gálvez rechts bzw. Garcia/Sternberg links) Überzahl bestand.

Spielverlauf und Analyse:
13:1 Torschüsse, 69 Prozent Ballbesitz, 88 Prozent Passquote bei 342:156 gespielten Pässen – der BVB war in der ersten Halbzeit deutlich überlegen gegen Werder Bremen. Tore sahen die 81.359 Zuschauer im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK zur Halbzeit allerdings nicht.

Denn die Grünweißen, die auswärts im Durchschnitt 2,14 Gegentore pro Spiel kassieren, leisteten kämpferisch ordentlich Gegenwehr. Fast kampflos – wie Mitte März beim 0:5 in München – wollte sich der SVW in Dortmund nicht ergeben. Die ersten zarten Versuche Richtung gegnerisches Tor gelangen sogar den Hanseaten, als Ujah das Leder bei einer Flanke von rechts knapp verpasste (7.).

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Kurz vor dem Anpfiff der Partie zwischen dem BVB und Werder Bremen.

Die echten Torchancen hatte allerdings nur der BVB: Aubameyang schoss ans Außennetz (14.), gegen Durm rettete aus kurzer Distanz Bremens Keeper Wiedwald mit der linken Hand (15.). Es folgten weitere Möglichkeiten durch Aubameyang (19.), Durm aus 16 Metern (23.) und Schmelzer, der erneut nur das Außennetz traf (39.).

BVB trifft zwei Mal nur das Außennetz

Die Borussia war spielerisch besser als Werder, kam in der eigenen Abwehr meist mit einer Dreierkette aus, so dass Schmelzer sich nach vorne einschalten konnte. Gegen Bremens engmaschig gestrickte Abwehr aber nicht so oft wie gewünscht gefährlich zum Abschluss. Der letzte „Kick“ fehlte (noch).

Nach dem Seitenwechsel folgte Gott sei Dank recht schnell die Erlösung. Als Werders Gálvez Dortmunds Reus rüde von den Beinen holte, seinen perfekten Pass auf Mkhitaryan aber nicht verhindern konnte, lief der schwarzgelbe Konter: Mkhitaryan bediente Aubameyang, und der Gabuner lupft den Ball über den herauslaufenden Wiedwald ins Tor – 1:0 (53.). Für „Auba“ war es das 23. Saisontor, für Mkhitaryan der 14. Assist, für Werder das 31. Mal in Folge, dass ein Bundesliga-Spiel nicht zu Null ausging.

Borussia liefert irre zweite Hälfte ab

Wenig später hatte Durm die Riesenchance zum 2:0, frei vor Wiedwald blieb jedoch erneut der Keeper Sieger (59.). Völlig überraschend schlug Werder danach zurück: Nach dem zweiten Eckball sprang der Ball von Piszczeks Rücken vor die Füße von Gálvez, der Spanier zog, Castro fälschte ab – 1:1 (69.). Und es kam noch schlimmer: Öztunali wurde an der Strafraumgrenze von Bender nicht gestoppt, stand nach einem Foulspiel schnell wieder auf, flankte in die Mitte, wo Junuzovic zur völlig überraschenden Führung traf (75.).

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Jubel nach der 1:0-Führung: Pierre-Emerick Aubameyang.

Und wie reagierte die Borussia? Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch und einem absoluten Siegeswillen. Power-Fußball der Marke BVB!

Die 77. Minute: Castro bedient Schmelzer, der flankt über die linke Seite in die Mitte, und dort steht der drei Minuten zuvor für Durm eingewechselte Kagawa – 2:2.

Die 82. Minute: Eckball für den BVB. Mkhitaryan schlägt eine Ecke scharf ins Zentrum. Der zwei Minuten zuvor eingewechselte Ramos köpft zum 3:2. Der sechste Saisontreffer des Kolumbianers.

Der SIGNAL IDUNA PARK bebt! Borussia gegen Werder – langweilig können diese Teams nicht. Am Ende blieb es in einem mitreißenden Fußballspiel bei einem mit Blick auf die Statistik (23:9 Torschüsse, 71 Prozent Ballbesitz) verdienten 3:2-Erfolg.

Ausblick:
Die Partie gegen Werder war der Start in die „englischen Wochen“: Bereits am Donnerstag empfängt der BVB in der UEFA Europa League den FC Liverpool im SIGNAL IDUNA PARK. Anstoß ist um 21.05 Uhr. Am Sonntag (15.30 Uhr) reist Schwarzgelb dann zum Revierderby nach Gelsenkirchen.

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