Der BVB hat die vorzeitige Meisterschaft für den FC Bayern verhindert: Am 31. Spieltag gewann die Borussia beim VfB Stuttgart trotz des kräftezehrenden Pokalspiels unter der Woche mit einer beeindruckend abgeklärten Leistung mit 3:0 (2:0).

Vor 60.000 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena stellten Shinji Kagawa (21.) und der erst 17-Jahre junge Christian Pulisic (45.) die Weichen früh auf Sieg. Beide Treffer hatte gegen chancenlose Schwaben Henrikh Mkhitaryan vorbereitet. In der zweiten Hälfte durfte der Armenier, der jetzt schon auf 29 Scorer-Punkte kommt, selbst ran und traf per Abstauber zum 3:0 (56.). Kurz vor dem Ende verpasste Leitner mit einem Pfostenschuss noch das 4:0 (87.).

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage
Drei Tage nach dem Halbfinale im DFB-Pokal musste Borussia Dortmund in der Liga in Stuttgart ran. Der BVB war gegen den VfB seit elf Spielen ungeschlagen (sechs Siege, fünf Remis) – so lange wie gegen keinen anderen Bundesligisten. Diese Serie wollten die Schwarzgelben bei den Schwaben im Duell der beiden konterstärksten Teams (10 Tore VfB, 11 der BVB) ausbauen. „Es ist wichtig, dass wir im Wettbewerbsmodus bleiben. Ich erwarte, dass wir voll auf Sieg spielen und auch körperlich voll an die Leistung von Mittwoch anknüpfen“, lautete die Forderung von Thomas Tuchel. Die Gastgeber als Tabellen-15. wiederum ging es um den Klassenerhalt in der Bundesliga. Die Marschroute des VfB: Zu 100 Prozent wehren und große Willenskraft zeigen.

Bild
Marco Reus lief in Stuttgart als BVB-Kapitän auf.

Personalien
Thomas Tuchel tauschte seine Startelf im Vergleich zum 3:0-Pokalsieg in Berlin auf vier Positionen: Durm, Ginter, Pulisic und Sokratis spielten für Bender, Castro, Hummels und Schmelzer (alle Bank). VfB-Coach Jürgen Kramny veränderte seine Anfangsformation nach dem 0:1 in Augsburg auf drei Positionen: Barba, Harnik und Rupp begannen für Kravets, Niedermeier und Sunjic (alle Bank).

Taktik
Beide Mannschaften suchten in den ersten 20 Minuten den direkten Weg zum Tor und gingen entsprechend offensiv zu Werke. Der BVB agierte in einer 3-2-4-1-Grundordnung, die linkslastig war, da Durm und Pulisic über die linke Seite kamen. Wenn die Stuttgarter (gegen den Ball in einem 4-4-2 formiert) angriffen und auf ein 4-2-4 umstellten, rückte Durm ein in den Abwehrverband und erweiterte ihn zu der gewohnten Viererkette. Nach der Pause wechselte Pulisic nach Rechtsaußen, Mkhitaryan rückte ein Stück nach innen, Reus wechselte nach Linksaußen.

Spielverlauf und Analyse
Wenn es tatsächlich jemanden gegeben haben sollte, der gedacht hat, der BVB würde sich in der Bundesliga nun hängen lassen, der irrte gewaltig. Die Borussia war beim VfB Stuttgart, für den es sicher um mehr ging, klar spielbestimmend. Schwarzgelb wirkte von Beginn an bissiger und zielstrebig im Offensivspiel.

Gleich nach 09 Minuten hätte es 1:0 stehen können, Reus verzog aus 13 Metern aber knapp links am Tor vorbei. Vorausgegangen war ein von einem Stuttgarter abgefälschter Piszczek-Schuss. Dass Reus deutlich im Abseits gestanden hat, erkannte das Schiedsrichtergespann um Daniel Siebert (Berlin) nicht.

Bild
Schwarzgelber Torjubel.

Gute zehn Minuten später erwischte es jedoch den VfB: Mkhitaryan kam über die linke Außenbahn, bediente am zweiten Pfosten Kagawa – 1:0 (21.). Für den Japaner war es das achte Saisontor und das vierte in den zurückliegenden sechs Bundesliga-Spielen. Der VfB reagierte zwar keinesfalls geschockt, wirkte aber gedanklich weiter viel, viel langsamer als der BVB, das Geschehen spielte sich meist im Mittelfeld ab. Im Angriff hatte Didavi mit einem Schuss aus 22 Metern noch die beste Möglichkeit (35.) – wenn man überhaupt von einer echten Möglichkeit sprechen kann.

Christian Pulisic stellt Bundesliga-Rekord auf

Es änderte aber nichts daran, dass der BVB mit rund 60 Prozent Ballbesitz, 11:6 Torschüssen und 51 Prozent gewonnenen Zweikämpfe in Halbzeit eins alles unter Kontrolle hatte. Reus hätte bereits in der 25. Minute auf 2:0 erhöhen können, Tyton parierte jedoch und war auch gegen den im „Nachschuss“ einköpfbereiten Pulisic mit der Faust zur Stelle. Auch gegen Ramos' Schuss aus zehn Metern zeigte der Polen sein Können, lenkte den Ball über die Querlatte (37.).

Kurz vor der Pause belohnte sich Schwargelb mit dem zweiten Treffer: Mkhitaryan zog zentral aus 17 Metern einfach mal ab, Tyton ließ den kurz vor ihm aufspringenden Ball nach vorne abklatschen, Pulisic stand goldrichtig, reagierte schnell – 2:0 (45.). Der US-Amerikaner traf damit innerhalb von nur sieben Tagen zum zweiten Mal. Mit 17 Jahren, sieben Monaten und fünf Tagen ist Pulisic damit in der Bundesliga-Geschichte auch der jüngste Spieler, dem zwei Tore gelangen.

Henrikh Mkhitaryan mit den Scorerpunkten 27, 28 und 29

Nach dem Wechsel dauerte es gerade einmal elf Minuten bis zur Entscheidung: Kagawa setzte sich mit einem kurzen Sprint an der linken Strafraumkante durch, chippte den Ball an den zweiten Pfosten, wo Ramos per Kopf an Tyton scheiterte, Mkhitaryan aber zum 3:0 (56.) abstaubte. Der Armenier war damit in Stuttgart an zu diesem Zeitpunkt allen drei Treffer beteiligt. Der 27-Jährige liegt damit bei elf Toren und 18 Vorlagen – nur Bayerns Robert Lewandowski (31) war an noch mehr Toren beteiligt.

Bild
Henrikh Mkhitaryan traf in Stuttgart zum 3:0, die ersten beiden Tore hatte er vorbereitet.

In der Folge rannte der VfB zwar weiter an, fand aber in der Dortmunder Deckung keine Lücke. Meist blockte ein Borusse den Pass- oder Schussversuch noch ab, so wie zum Beispiel bei Harnik (72.), den Ginter entschärfte. Und wenn dann doch mal ein Ball aufs BVB-Tor ging, dann war Bürki zur Stelle, wie bei Niedermeiers Kopfball (73.).

In der 76. Minute wechselte Thomas Tuchel doppelt: Reus, der in Stuttgart die Kapitänsbinde trug, und Pulisic gingen raus, Leitner und Schmelzer kamen in die Partie (76.). Die Schlussphase plätscherte ein wenig dahin. Die Gastgeber hatten sich mit der neunten Heimniederlage abgefunden, versuchten, bloß nicht noch den vierten Gegentreffer zu kassieren. Und die Schwarzgelben waren gnädig, ließen Ball und Gegner laufen, wirkten eher so, als würden sie Kräfte sparen wollen.

09 Minuten vor dem Ende kam Sahin für Weigl – sein achter Einsatz. Das letzte „Highlight“ der Partie: Leitners Pfostenschuss (87.). Für den BVB war das 3:0 der dritte Pflichtspielerfolg in dieser Spielzeit gegen den VfB Stuttgart (10:2 Tore).

Ausblick
In einer Woche empfängt der BVB zum vorletzten Heimspiel der Saison den VfL Wolfsburg (Sa., 15.30 Uhr). Auswärts geht's am 7. Mai zu Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr).

Teams & Tore