Der Wolfsberger AC hat die beste Saison der Vereinsgeschichte hinter sich und qualifizierte sich als Tabellenfünfter der österreichischen Bundesliga erstmals für den internationalen Wettbewerb. In der zweiten Qualifikationsrunde für die Europa League setzte sich die Mannschaft gegen Schachtjor Soligorsk aus Weißrussland durch.

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Präsident Dietmar Riegler

„Borussia Dortmund – das ist das Spiel des Jahres für Kärnten und für den gesamten Verein“, sagte Wolfsbergs Präsident Dietmar Riegler vor dem Hinspiel gegen den BVB, und Mittelfeldspieler Thomas Zündel vermutete: „Das werden sicher zwei geile Spiele.“ Der Einzug in den internationalen Wettbewerb ist für die Mannschaft der Lohn für die beste Saison der Vereinsgeschichte.

Wolfsberg, das erst 2010 aufgestiegen war, entpuppte sich in der abgelaufenen Spielzeit als Überraschungsmannschaft der österreichischen Bundesliga und konnte vor allem in der Hinrunde überzeugen. In den ersten elf Spielen gelangen neun Siege; am achten Spieltag übernahmen die „Wölfe“ sogar als erste Kärntner Mannschaft überhaupt die Tabellenspitze. Das aufgebaute Polster reichte für den gesamten Saisonverlauf, sodass der WAC am Ende auf Rang fünf landete.

Weil Meister Salzburg auch den Pokal holte und zudem für die UEFA Champions League qualifiziert war, rutschte Wolfsberg erstmals in den internationalen Wettbewerb. In der zweiten Qualifikationsrunde traf der Europa-Novize auf Schachtjor Soligorsk und löste mit einem 1:0 in Weißrussland sowie einem 2:0 in Klagenfurt (die heimische Lavanttal-Arena ist mit 7.300 Plätzen zu klein) das Ticket für die nächste Runde. Zwei Spiele, zwei Siege – eine blütenweiße Weste zum Auftakt.

Für den Großteil der Mannschaft waren es die ersten Auftritte auf internationalem Parkett. Im Kader gab es nach der erfolgreichen vergangenen Saison keinen großen Umbruch, das Team ist eingespielt. „Sie stehen kompakt, sie sind eine Einheit. Sie brauchen wenige Chancen, sind bei Standards stark“, sagte Thorsten Fink, ehemaliger Borusse und heute Trainer von Austria Wien, Wolfsbergs Auftaktgegner der neuen Bundesligasaison (0:2). Die Standardstärke machte sich 2014/15 auch in der Torausbeute bemerkbar: Ein Viertel der Treffer erzielten die Wolfsberger Spieler mit dem Kopf – der höchste Anteil in der österreichischen Liga.

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Im Tor steht mit Alexander Kofler ein überdurchschnittlicher Bundesliga-Torwart, der sich zuletzt in den erweiterten Kreis der österreichischen Nationalmannschaft gespielt hat. Vor ihm läuft Kapitän und Abwehrchef Michael Sollbauer auf. Der 35-Jährige Joachim Standfest ist zwar eigentlich Rechtsverteidiger, wurde in der vergangenen Saison allerdings 16 Mal auf anderen Positionen benötigt. Im Mittelfeld herrscht ein harter Kampf um die Stammplätze, sicher sein können sich nur Manuel Weber (defensiv) sowie Jacobo (offensiv). Den Platz in vorderster Front können der Brasilianer Silvio, der 2014 von Union Berlin nach Österreich kam, Tadej Trdina, mit sieben Treffern Wolfsbergs Toptorjäger der vergangenen Saison, sowie Neuzugang Philip Hellquist ausfüllen. Der Schwede hat in den bisherigen Test- und Pflichtspielen regelmäßig getroffen und eroberte auf Anhieb den Platz im Sturmzentrum des von Trainer Dietmar Kühbauer präferierten 4-2-3-1-Systems.

Kühbauer, ehemaliger Spieler des VfL Wolfsburg, übernahm den WAC im September 2013 auf dem letzten Tabellenplatz, hat die Mannschaft mit der nötigen Zeit formen können und innerhalb von rund zwei Jahren in den internationalen Wettbewerb geführt. „Die gesamte WAC-Familie wurde für die harte Arbeit belohnt“, erklärte Präsident Riegler und freute sich über die Teilnahme zur Qualifikation an der UEFA Europa League. „Davon habe ich nicht einmal geträumt. Das war so weit weg.“ An der Strategie des Vereins ändere sich durch den Europacup allerdings nichts. Riegler: „Der WAC ist ein kleiner Klub, der kleine Brötchen backen muss. Wir sind froh, dass wir dabei sind. Es ist sicher ein Ansporn für die Kicker.“ Eine Partie gegen einen deutschen Bundesligisten ist für seine Spieler allerdings nicht ganz neu: Im Juli bezwang der Wolfsberger AC den FC Schalke 04 in einem Testspiel der Saisonvorbereitung mit 3:1.
Christina Reinke