Borussia Dortmund hat sich eine exzellente Ausgangslage für das Rückspiel gegen Tottenham Hotspur in einer Woche geschaffen: Gegen die Londoner, immerhin Tabellenzweiter in der englischen Premier League, gewann der BVB aufgrund einer beeindruckenden Leistung mit 3:0 (1:0).

Vor 65.848 Zuschauern im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK traf Pierre-Emerick Aubameyang nach einer halben Stunde zur hochverdienten Halbzeit-Führung. In der zweiten Häflte sorgte Marco Reus mit einem Doppelpack (61., 70.) für einen nie gefährdeten Sieg, der durchaus noch hätte höher ausfallen können.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage:
Nach dem souveränen Weiterkommen gegen den FC Porto (2:0, 1:0) wartete im Achtelfinale mit den Londonern gleich der nächste Hochkaräter. Die Hotspurs hatten sich in der Gruppenphase als Erster gegen den RSC Anderlecht (2:1, 1:2), AS Monaco (4:1, 1:1) und Qarabag Agdam (1:0, 3:1) durchgesetzt. In der Runde der letzten 32 Teams schalteten sie den AC Florenz (3:0, 1:1) aus. Beide Teams trafen erstmals in einem europäischen Wettbewerb aufeinander, hatten aber schon vier Testspiele bestritten. Drei Partien gewannen die Engländer, ein Duell endete Remis.

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Erik Durm schoss in der siebten Minuten knapp neben das Tor.

Personalien:
Der BVB musste gegen Tottenham kurzfristig auf Ilkay Gündogan verzichten. Der Mittelfeldspieler hatte im Abschlusstraining einen Schlag auf den Fuß erlitten. Für Gündogan rückte Gonzalo Castro in die Startelf, die mit einer weiteren Änderung – im Tor stand Roman Weidenfeller – das gleiche Gesicht hatte wie am Samstag beim 0:0 im Ligaspiel gegen Bayern München. Verletzungsbedingt nicht dabei war Sokratis.

Spurs-Coach Pochettino ließ ordentlich rotieren. Sieben neue Spieler standen im Vergleich zum 2:2 gegen Arsenal in der Anfangsformation. Trippier, Davies, Carroll, Mason, Onomah, Son und Chadli waren neu dabei. Rose, Walker, Dembelé, Dier, Alli, Lamela und Kane saßen nur auf der Bank oder standen nicht im Kader.

Taktik:
Borussia agierte wie im Spiel gegen die Bayern am Samstag nominell mit einer Fünfer-Abwehrkette. Tatsächlich war es eine taktisch sehr flexible Herangehensweise. Durch das Laufpensum der Außenverteidiger, besonders von Erik Durm, der Rechtsverteidiger und Rechtsaußen gleichzeitig zu spielen schien, hatte der BVB ständig Überzahl. Weigl zentral defensiv vor der Abwehr sowie Mkhitaryan und Castro auf den Halbpositionen bildeten das Mittelfeld, Aubameyang und der halblinks hinter ihm versetzt spielende Reus im Zwei-Mann-Angriff, den Durm ständig zum Dreier-Sturm erweiterte. Tottenham operierte gegen den Ball in einer 4-3-3-Grundordnung, bei eigenen Aktionen in einem 4-2-3-1. Son (links in der offensiven Dreierreihe) sowie Chadli im Angriffszentrum wechselten ständig die Positionen.

Spielverlauf und Analyse:
Vollgasfußball ohne Ende gab es gleich vom Start weg: Nach 40 Sekunden schloss Tottenhams Eriksen aus 20 Metern das erste Mal ab, doch keine Mühe für Weidenfeller – die erste halbe Chance der Partie. Nach sechs Minuten folgte die erste richtige Möglichkeit: Durm hatte von der rechten Seite geflankt, Reus per Kopf zurück auf Castro gelegt, „Gonzo“ schoss jedoch über das Tor. Und als Durm, nach Vorarbeit von Aubameyang, im Fallen nur wenige Meter am rechten Pfosten vorbeizielte (7.), Aubameyang nach Schmelzers Flanke knapp drüber schoss (11.) und Mkhitaryan Tottenhams Lloris zu einer Glanzparade zwang (14.), wäre eine 1:0-Führung für den BVB bereits hochverdient gewesen.

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Die Szene vor dem Tor zum 1:0: Aubameyang setzt sich gegen Davies durch und erzielte per Kopf sein achtes Europpokaltor in dieser Saison.

Nach der furiosen Anfangsviertelstunde gönnten sich die Borussen eine kleine Verschnaufpause – um rechtzeitig nach einer halben Stunde zuzuschlagen: Über Reus und Castro kam der Ball zu Schmelzer. Der 28-Jährige flankte wunderbar auf den Kopf von Aubameyang – 1:0 (30.). Für den Gabuner, der sich gegen Davies durchgesetzt hatte, war es der achte Treffer im elften Europapokalspiel in dieser Saison und der 33. im 38. Pflichtspiel.

Spurs blieben in der Offensive blass

Und wo waren die Spurs? Sie waren anwesend, verteidigten mit Mühe und Not gegen den Dortmunder Angriffswirbel. In der Offensive blieben die Engländer aber völlig blass. Nicht ein einziges Mal kamen sie im gegnerischen Strafraum an den Ball. Mit dem 0:1 war die Elf von Mauricio Pochettino angesichts von 2:11 Torschüssen folglich noch gut bedient, zumal Reus auch noch einen Freistoß knapp neben das Tor gesetzt hatte (37.).

Castro aus spitzem Winkel an den Pfosten

Nach dem Wechsel blieben die Kräfteverhältnisse identisch: Der BVB war eindeutig tonangebend und hätte frühzeitig auf 2:0 erhöhen können. Nach Mkhitaryans Sahnepass zu Aubameyang, ließ der Gabuner zwar Lloris aussteigen, den Querpass setzte Castro jedoch aus extrem spitzen Winkel an den Pfosten (51.) – bereits der zehnte Aluminiumtreffer des BVB im laufenden Wettbewerb. Nach 58 Minuten brachte Thomas Tuchel Subotic für den angeschlagenen Bender (58.). Ein Wechsel mit Folgen...

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Marco Reus dreht nach seinem Tor zum 2:0 jubelnd ab.

Denn nur wenige Minute später stieg Subotic nach einer kurz ausgeführten Ecke hoch zum Kopfball, verlängerte die Schmelzer-Flanke an den langen Pfosten, und dort stand Reus goldrichtig und donnerte das Leder unter die Latte – 2:0 (60.). Hochverdient!

Tottenham war nun unter Zugzwang. Pochettino brachte Lamela (65., für Eriksen), der immerhin schon sechs Tore im laufenden Wettbewerb erzielt hatte. Die Schwarzgelben blieben gegen lustlos wirkende Gäste jedoch Herr im Haus, hatten 68 Prozent Ballbesitz und mussten erst in der 72. Minute den zweiten ernstzunehmenden Torschuss der Londoner durch Son hinnehmen. Zu diesem Zeitpunkt stand es jedoch bereits 3:0: Aubameyang hatte auf Castro gespielt, dieser den Ball in den Strafraum gelupft, und dort hämmerte Reus den Ball per Dropkick unter die Latte (70.) – sein achter Treffer im Wettbewerb.

Acht Minuten vor dem Ende nahm Thomas Tuchel die beiden Torschützen vom Feld: Kagawa und Ramos kamen ins Spiel. In der Schlussphase wurden die Londoner etwas stärker, trauten sich auch mal nach vorne, dies änderte am Ende jedoch nichts an einem hochverdienten 3:0-Sieg des BVB.

Ausblick:
Alle guten Dinge sind Drei: Nach den Heimspielen gegen die Bayern und Tottenham empfängt der BVB am Sonntag (17.30 Uhr) den 1. FSV Mainz 05 im SIGNAL IDUNA PARK. In einer Woche erfolgt dann das Rückspiel in der UEFA Europa League bei Tottenham Hotspur (21.05 Uhr).

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