Borussia Dortmund hat die erste Saisonniederlage kassiert: Bei Aufsteiger Rasenballsport Leipzig verlor der BVB völlig unnötig kurz vor Schluss mit 0:1 (0:0). Kurz zuvor hatte Schürrle die Querlatte getroffen.

Vor 42.558 Zuschauern in der ausverkauften Red-Bull-Arena war die Borussia lange Zeit tonangebend, Schürrle (30.) verpasste jedoch das 1:0 in Halbzeit eins. Nach dem Wechsel wurden die Gastgeber stärker, Werner (78.) und Halstenberg (80.) hatten Möglichkeiten. Beim BVB traf Schürrle nur die Querlatte (83.). In der 89. Minute sorgte der eingewechselte Keita mit dem 1:0 auf Vorlage des eingwechselten Burke für den Leipziger Sieg.

Es berichtet Felix Ulrich

Ausgangslage
Die „englischen Wochen“ - mit sieben Pflichtspielen in 21 Tagen - begannen für den BVB in Leipzig. Für beide Klubs war es der erste Vergleich in der Bundesliga. Zuvor hatte lediglich der BVB II zwei Mal gegen die Sachsen gespielt (3:3, 0:1). Thomas Tuchel zollte den Rasenballsportlern vor dem Duell großen Respekt, sprach von einer „hochqualifiziert besetzten Mannschaft mit viel Struktur“. Für den 43-Jährigen war klar: „Die Leipziger wollen über sich hinauswachsen und ihr Bestes zeigen auf dieser Bühne. Wir erwarten ein knappes, enges Spiel, im dem man um die Kleinigkeiten kämpfen muss.“

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Mario Götze stand erstmals in dieser Saison in der Startelf.

Personalien
Borussia Dortmund musste auf Shinji Kagawa (Stauchung im Sprunggelenk) verzichten. Für ihn rückte Mario Götze in die Startelf. Aufgrund einer leichten Muskelverletzung hatte der Rückkehrer in den Spielen gegen Trier und Mainz noch gefehlt. Auch Lukasz Piszczek und Julian Weigl waren von Beginn an dabei. Felix Passlack und Ousmane Dembélé saßen auf der Bank. Verletzungsbedingt nicht in Leipzig dabei waren Marco Reus (Reha), Sven Bender (Sprunggelenksverletzung), Mikel Merino (Entzündung im Knie) und Neven Subotic. Die Gastgeber änderten die Startelf im Vergleich zum 2:2 bei der TSG Hoffenheim auf einer Position: Olympia-Teilnehmer und BVB-Fan Lukas Klostermann rückte als Rechtsverteidiger in die Anfangsformation. Schmitz musste auf der Bank Platz nehmen.

Taktik
Borussia agierte aus einer 4-2-3-1-Grundordnung, in der Castro, Götze und Schürrle die offensive Dreierreihe bildeten. Anfangs agierte diese sehr linkslastig, so dass Castro fast zentral, Götze halblinks spielte. Insgesamt zogen die Außen bei Ballbesitz nach innen, um Platz zu machen für die nachrückenden Außenverteidiger Piszczek und Schmelzer. Leipzig operierte aus einer 4-4-2-Grundordnung, wobei Kaiser auf der rechten Mittelfeldseite deutlich defensiver agierte als Sabitzer links.

Spielverlauf und Analyse
Ein Spiel auf taktisch hohem Niveau lieferten Rasenballsport und der BVB in den ersten 45 Minuten. Die Leipziger liefen die Borussen hoch an, versuchten so, hin und wieder einen Ballverlust zu provozieren, kamen aber auch selbst zu (halben) Tormöglichkeiten. Werner (20.) und Sabitzer (42.) vergaben. Unter dem Strich waren die Dortmunder jedoch Taktgeber im ehemaligen Zentralstadion.

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Antreiber über die linke Seite: Marcel Schmelzer.

67 Prozent Ballbesitz, 5:3 Torschüsse und eine Passquote von 83 Prozent waren nur drei Kategorien, in der Schwarzgelb vorne lag. Bei den Toren hingegen stand die Null, obwohl es bereits in der siebten Minute hätte klingeln können: Schürrle hatte geschossen, Orban zur Ecke abgefälscht.

Wenig später war Aubameyang (19.) einen Schritt schneller als Compper, brachte den Ball aber nicht mehr aufs Tor. Die größte Möglichkeit für den BVB hatte erneut Schürrle (30.) der eine sensationell gute Kombination über Schmelzer, Rode und Götze abgeschlossen hatte. Das Leder ging Zentimeter am rechten Pfosten vorbei.

Apropos: Genau das waren auch die Protagonisten, die aus einer guten Dortmunder Mannschaft zur Halbzeit noch herausstachen. Vor allem Mario Götze zeigte mehrfach sein Können, bot sich immer als Anspielstation an, suchte die Lücke für den perfekten Pass. Lediglich zum Torabschluss kam der Nationalspieler nicht.

André Schürrle an die Querlatte

Nach dem Wechsel passierte lange Zeit nichts, die Gastgeber wirkten aber etwas engagierter. Wenn der BVB nach vorne kam, dann über die linke Seite, über rechts lief nichts. Großes Risiko gingen die Schwarzgelben zudem nicht ein, so dass es bis zur 83. Minute keinen weiteren Torschuss der Dortmunder gab. Rasenballsport und die Borussia neutralisierten sich weitestgehend, angesichts der Temperaturen und der eher abwartenden Spielweise wirkte es, als könnten beide Teams mit einem 0:0 leben.

Irregulärer Treffer zum Leipziger Sieg

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Pierre-Emerick Aubameyang blieb in Leipzig ohne echte Torchance.

Nochmals ein bisschen Feuer kam erst ab der 71. Minute ins Spiel, als Thomas Tuchel mit dem Doppelwechsel Dembelé für Castro und Guerreiro für Götze ein Zeichen setzte. Fortan ging es auch auf der rechten Seite etwas offensiver zu. Die erste Chance der zweiten Halbzeit hatte jedoch Rasenballsport, Bürki parierte Werners Schuss aus spitzem Winkel (78.). Bei der darauf folgenden Ecke kam Halstenberg zum Kopfball (80.), Guerreiro klärte jedoch vor der Torlinie.

Sieben Minuten vor dem Ende hatte dann aber doch noch der BVB die Riesenchance zum Sieg: Bei Schürrles Schuss aus 16 Metern rettete jedoch die Querlatte für den bereits geschlagenen Gulacsi. Piszczek hatte die Möglichkeit vorbereitet. Als sich alle mit einem 0:0 abgefunden hatte, stachen Leipzigs Joker: In der 89. Minute bediente der eingewechselte Burke den eingewechselten Keita - 1:0.

Bitter: Bei der Entstehung des Tores, dem weiten Abschlag von Leipzigs Keeper Gulacsi, standen drei Rasenballsportler im (passiven) Abseits. Zudem nahm Halstenberg den Ball mit dem Oberarm mit - „Handspiel“ urteilten die sky-Experten Christoph Metzelder und Lothar Matthäus. Der BVB versuchte in der Nachspielzeit noch einmal alles, richtig Zwingendes kam aber nicht mehr heraus.

Ausblick
In der Bundesliga empfängt der BVB am kommenden Samstag (15.30 Uhr) den SV Darmstadt 98 im SIGNAL IDUNA PARK. Bereits am Mittwoch (20.45 Uhr) startet die Borussia mit dem Auswärtsspiel bei Legia Warschau in die UEFA Champions League.

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