Borussia Dortmund hat den FC Bayern München geschlagen! Im Topspiel des 11. Spieltags gewannen die Borussen am Samstagabend mit 1:0 (1:0), konnten in der Tabelle vorerst auf Rang drei klettern, den Rückstand auf die Bayern auf nur noch drei Zähler verkürzen und ihnen die erste Saison-Niederlage zufügen.

81.360 Zuschauern im restlos ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK hielten vor dem Spiel inne und gedachten dem verstorbenen Aki Schmidt mit einer Choreografie auf der Südtribüne und bewegenden Worten von Stadionsprecher Norbert Dickel. Danach gab der BVB vom Anpfiff weg mächtig Gas, ging verdient durch Aubameyang (11.) in Führung und ließ bis zur Pause keine hundertprozentige Chance der Bayern zu.

Dennoch sahen die Fans eine Partie, die dem Titel Spitzenspiel absolut gerecht wurde, in der beide Mannschaften den Weg nach vorne suchten - und in der die Münchener das Spiel nach der Pause immer mehr an sich rissen. Riberys Tor aus Abseitsposition zählte aber nicht (55.), und Alonso traf nur die Latte (61.). Für den BVB vergab Aubameyang vor Neuer die Entscheidung (71.). Bis zum Ende blieb es dramatisch, Bayern drückte immer stärker, der BVB kämpfte bis zum Umfallen - und er hielt stand!

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Mit diesem Banner auf der Südtribüne erinnerten die BVB-Fans an Aki Schmidt.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Ausgangslage:
Fünfter gegen Erster. Im Klassiker traf die beste Offensive (BVB, 25 Tore) auf die zweitbeste (24), der BVB konnte den Rückstand auf die Bayern halbieren und damit wieder direkte Tuchfühlung zur Tabellenspitze herstellen. Für München ging es darum, sich die Tabellenführung von Rasenballsport Leipzig zurückzuholen. In den bisherigen 94 Aufeinandertreffen beider Mannschaften gab es 23 Dortmunder Siege, 29 Unentschieden und 42 Niederlagen. In den letzten zehn Liga-Duellen in Dortmund gab es drei BVB-Siege, vier Unentschieden und drei Niederlagen.

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Sokratis meldete Lewandowksi über weite Strecken ab.

Personalien:
Durm stand erstmals seit dem Pokalfinale im Mai wieder im Kader. Dafür fehlten Thomas Tuchel Reus (Ferse), Rode (OP-Narbe), Bender (Knochenmarködem), Guerreiro (muskuläre Probleme) und Subotic (Aufbautraining nach Brust-OP). Er baute seine Startelf im Vergleich zum Sieg in Hamburg vor zwei Wochen auf fünf Positionen um: Schmelzer, Weigl, Schürrle, Götze und Ramos begannen für Rode, Castro, Pulisic, Guerreiro und Mor. Die Bayern reisten ohne Vidal (Oberschenkelprobleme), Robben (muskuläre Probleme), Martinez (Faserriss) und Coman (Außenbandriss im Knie) an.

Taktik:
Kein Abtasten, kein taktisches „Geplänkel“, sondern Fußball pur mit rassigen Zweikämpfen von zwei Mannschaften, die das Mittelfeld rasant überbrückten. Borussia agierte sehr mutig. In einer 3-1-4-2-Grundordnung erweiterten Piszczek und Schmelzer den Abwehrverband nur dann zu einer Fünferkette, wenn die Bayern lange Ballpassagen hatten. Ansonsten orientierten sie sich weit vor ins Mittelfeld und bildeten mit Götze und Schürrle eine offensive Viererreihe hinter den beiden Spitzen Aubameyang und Ramos. Die Münchner begegneten den Borussen in einem 4-3-3-System, in dem Ribery und Müller meist weit innen spielten und damit auf den Flügeln Platz machten für die weit aufrückenden Außenverteidiger Lahm und Alaba. 

Spielverlauf & Analyse:
Der BVB versuchte von Beginn an, den Takt in dieser Partie vorzugeben, zeigte keinen Respekt vor den Bayern, lief diese immer wieder sehr früh an und agierte taktisch extrem diszipliniert. Gerade die Defensivreihe der Schwarzgelben stand weitestgehend sicher, schaffte es immer wieder den letzten Ball auf Lewandowski oder Müller zu verhindern und den einen Schritt schneller als die Münchener Stürmer zu sein. Erst nach etwa einer halben Stunde fanden die Bayern besser ins Spiel.

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Aubameyang drückt den Ball nach 11 Minuten über die Linie.

Und offensiv? Da machten Aubameyang & Co. dort weiter, wo sie vor zwei Wochen in Hamburg aufgehört hatten. Elf Minuten waren gespielt, als Piszczek Götze rechts im Strafraum bediente. Der blieb im direkten Duell mit Hummels eiskalt, wartete auf den einen, entscheidenden Schritt des Müncheners, und schob ihm die Kugel durch die Hosenträger an den Fünfmeterraum. Dort stellte Aubameyang seinen Killer-Instinkt unter Beweis, rutschte genau im richtigen Moment in den Ball und gab ihm mit der Schuhsohle den entscheidenden Schubser, so dass er unhaltbar für Neuer links ins Tor rollte.

Schürrle hämmert ihn in Neuers Arme

Der SIGNAL IDUNA PARK explodierte zum ersten Mal an diesem Abend und sah auch in der Folge eine aufopferungsvoll fightende Heimmannschaft, die die Bayern immer wieder im Aufbauspiel unter Druck setzte und extrem schnell vorgetragenen Angriffe zeigte. Götze fand nach Vorarbeit von Ramos mit seinem Pass an Neuer vorbei vor das leere Tor aber keinen Abnehmer (19.) und Schürrle hämmerte seine Direktabnahme aus zwölf Metern, nachdem Aubameyang scharf geflankt hatte, in die Arme von Neuer (21.).

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Ginter hatte es immer wieder mit Ribery zu tun.

Es war nicht so, dass der FC Bayern es nicht versuchte und keine Gefahr ausstrahlte. Immer wieder brachen zum Beispiel Alaba oder auch Lahm und Ribery über die Außenpositionen durch und versuchten im Eins gegen Eins oder mit Flanken ins Zentrum zu kommen. Borussia Dortmund spielte taktisch aber auf hohem Niveau und ließ so in der ersten halben Stunde keine wirklich ernsthafte Chance des FCB zu. Erst ein Hummels-Kopfball nach Freistoß Alonso stellte Bürki erstmals auf die Probe – aber nicht vor Probleme (31.). Die Bayern nahmen danach mehr und mehr das Zepter in die Hand, aber Thiagos Seitfallzieher ging deutlich vorbei (40.) und auch sein Distanzschuss fand das Ziel nicht (44.). Richtig brenzlig wurde es, als Sokratis eine Flanke in die Beine von Kimmich klärte, von wo die Kugel Zentimeter am rechten Pfosten vorbei rollte (45.).

Aubameyang verpasst die Entscheidung

30 Sekunden lief die Uhr nach der Pause wieder, als Aubameyang links im Strafraum frei vor Neuer auftauchte, das Leder aber nicht am stark reagierenden Bayern-Keeper vorbei bekam. Kurze Zeit später war es wieder der Gabuner, der von Schmelzer bedient per Kopf haarscharf über den Kasten köpfte (49.). Auf der anderen Seite rettete Bürki nur Sekunden danach mit einer Faust vor Lewandowski die Führung. Beide Mannschaften agierten mit offenem Visier, Bayern erspielte sich aber mehr und mehr Anteile und zog die Kreise um den Strafraum der Westfalen immer enger. Ribery beförderte den Ball mit der Hacke ins Tor, stand bei Müllers Zuspiel aber im Abseits, was auch den Unparteiischen nicht entging (55.).

Alonso hämmerte die Kugel aus 17 Metern an die Latte (61.), leistete sich dann aber auf der anderen Seite einen kapitalen Bock, als er den Ball in Aubameyangs Lauf schob, der im Eins gegen Eins mit Neuer aber das Nachsehen hatte (71.). Bis zum Schluss drückten die Bayern, Nervenkitzel pur für alle BVB-Fans im Stadion. Aber die Defensive der Schwarzgelben hielt stand und ließ keine richtig dicke Chance mehr zu.

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Ausblick:
Am Dienstag (22.11., 20:45 Uhr) ist Legia Warschau in der UEFA Champions League in Dortmund zu Gast. Kommenden Samstag (26.11., 15:30 Uhr) reist der BVB in der Bundesliga zu Eintracht Frankfurt.

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