Auba, wie viele Tore hast Du jetzt?“ – „Fünfzehn“ – „Nach wie vielen Spielen?“ – „Dreizehn. Nicht schlecht, oder?“. Da kann auch Marco Reus nur schmunzeln. Reus stellt Pierre-Emerick Aubameyang nach dem 4:1-Erfolg gegen Gladbach die Fragen in der Mixed Zone. Beide Spieler stehen Arm in Arm vor dem Mikrofon von BVBtotal!. Dass die beiden Offensivspieler sich sowohl beruflich als auch privat super verstehen, ist bekannt. Endlich können sie das auch auf dem Platz wieder ausleben. Die erste richtige Kostprobe gab es am Samstagnachmittag.

Vom Anstoß weg bestimmte der BVB die Partie gegen Borussia Mönchengladbach – immer wieder angetrieben von Marco Reus auf der linken Seite, der sich die Bälle häufig selbst im Mittelfeld abholte, aus der Tiefe kam und dann Aubameyang in der Spitze versuchte zu bedienen. „Die Verletzung, die lange Pause im letzten halben Jahr, haben ihn noch reifer gemacht“, sagte Thomas Tuchel schon vor dem Spiel gegen Gladbach. Lange hat der BVB-Coach gewartet, bis er seinen Schützling, der schon vor Wochen auf Einsatzzeit brannte, wieder über die volle Distanz schickte. Reus wurde so behutsam wie möglich wieder an die Mannschaft herangeführt. Die Geduld zahlt sich aus. „Jetzt ist Marco wieder zurück, und es ist phantastisch, wie er zurück ist und mit welcher Ausstrahlung er seit Wochen dafür arbeitet“, so der BVB-Coach.

„Einer der besten Spieler, die wir haben“

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Reus wirkt gelöst. Ob im Spiel, im Training oder vor der Kamera. Die Leichtigkeit ist zurück. Das stellte er schon gegen Warschau unter Beweis, als er drei Tore erzielte (von denen ihm zwei anerkannt wurden) und zwei weitere vorbereitete. Gegen Gladbach ließ er drei Vorlagen folgen, darunter eine, die – würde es eine solche Auszeichnung geben – locker Potential zur „Vorlage des Jahres“ hätte. Traumhaft nimmt der 27-Jährige vor dem 4:1 den Ball von Ousmane Dembélé mit, zieht dann mit einem Affenzahn durch den Gladbacher Strafraum und legt die Kugel mit der Hacke perfekt für Aubameyang auf. „Die Vorlage war einfach verrückt“, sagte der Gabuner nach dem Spiel. „Aber das ist halt Marco Reus. Ihr kennt ihn. Ich bin sehr glücklich, dass er zurück ist. Er ist einer der besten Spieler, die wir haben.“

Dieses Kompliment gab der geschmeichelte Reus dann auch gleich zurück: „Es ist wie letztes Jahr. Wir brauchen die Tore von Auba. Und wenn Auba sie schießt, sind wir alle glücklich.“ Dortmunds Torjäger vom Dienst schießt sie. In dieser Saison sogar so häufig, dass er mit nun 15 Treffern die meisten Tore aller Spieler in den europäischen Top-Ligen geschossen hat. Auch Anthony Modeste, seinen hartnäckigsten Verfolger in der deutschen Torjägerliste, hat er nun auf drei Treffer distanziert. In einer Woche kommt es zum direkten Duell der beiden Top-Torjäger, wenn der BVB in der Bundesliga beim 1. FC Köln zu Gast ist. „Ich hoffe, dass ich dort treffe“, ließ Aubameyang, der Schelm, wissen. „Wenn ich es schaffe, kann ich Anthony (Modeste) ein paar lustige Sprüche drücken.“

Dembélé hat den Unterschied ausgemacht

Das dürfte dann auf Französisch geschehen, der Muttersprache der beiden Stürmer. In Reihen der Borussen könnte dann zum Beispiel auch Dembélé mitlachen. Der ist schließlich auch Franzose und schickt sich an, es Aubameyang und Modeste, die Woche für Woche super Leistungen abliefern, nachzumachen. Gegen Gladbach war der 19-Jährige an allen vier Toren beteiligt: Beim 1:1 spielt er den entscheidenden Pass zu Vorlagengeber Reus, das 2:1 legt er mit seiner Ecke vor, das 3:1 macht er selbst und das 4:1 leitet er, siehe oben, bärenstark ein. Auch Dembélé entwickelt sich weiter. Wirkte er zu Saisonbeginn in manchen Situationen etwas zu egoistisch, hat er gegen Gladbach bewusst immer wieder in den richtigen Situationen die Mitspieler gesucht.

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Das entging auch Thomas Tuchel nicht, der den jungen Franzosen nach dem Spiel explizit lobte. „Er hat heute eines seiner besten Spiele gemacht, weil er sorgfältig mit unserem Ballbesitz umgegangen ist in Situationen, als es nicht angebracht war zu dribbeln. Er hat heute sehr aufmerksam und fleißig verteidigt, und er hat in den Situationen, in denen wir uns da wünschen – und in denen er das auch darf! – den Unterschied ausgemacht“, so Tuchel. 

Nach der Niederlage in Frankfurt und der folgenden Kritik durch den Trainer, hat sich der BVB schnell wieder berappelt. „Beim Gegentor passen wir einmal nicht auf, ansonsten haben wir aber komplett die Kontrolle über das Spiel gehabt“, analysierte Nuri Sahin, der bei seinem Bundesliga-Comeback in mit einer Kniereizung unglücklicherweise schon nach einer guten halben Stunde wieder runter musste. „Ich habe den Jungs vorhin im Kreis gesagt, dass wir nichts mehr zu verschenken haben. Bis zur Winterpause darf keiner von uns mehr vom Gas gehen. Der erste Schritt ist getan“, so Sahin weiter.

Nicht schlecht, oder Auba?

Der nächste Schritt muss dann nächste Woche beim 1. FC Köln folgen. Und dazwischen geht es nach Madrid, um gegen Real den Gruppensieg in der UEFA Champions League klarzumachen. Ein Unentschieden reicht den Borussen am Mittwoch im Estadio Santiago Bernabeu. Gegen die Königlichen um Cristiano Ronaldo, Toni Kroos und Co. aber sicherlich kein leichtes Unterfangen. Wenn Marco Reus, Pierre-Emerick Aubameyang und Co. aber dort weitermachen, wo sie am Samstag aufgehört haben, definitiv nicht unmöglich. Reus hat nun übrigens nach überstandener Verletzung in drei Spielen diese Saison schon drei Tore geschossen und fünf Vorlagen gegeben. Nicht schlecht, oder Auba?
Dennis-Julian Gottschlich

BVB total!-Video: Interview mit Auba feat. Marco