Borussia Dortmund hat den dritten Auswärtssieg der Saison und den Sprung auf Rang vier vorerst verpasst. Immerhin sicherte Marco Reus mit seinem Tor in der 90. Minute ein 1:1 (0:1) im Auswärtsspiel beim 1. FC Köln.

Aus Köln berichtet Boris Rupert

50.000 Zuschauer im Rhein-Energie-Stadion bildeten eine prächtige, stimmungsvolle Kulisse und sahen eine hart umkämpfte Partie auf rutschigem Rasen. In der 28. Minute köpfte Rudnevs die Rheinländer mit 1:0 in Führung. Der BVB war optisch zwar haushoch überlegen, aber nicht zwingend in seinen Aktionen. Erst in der 90. Minute fanden Dembélé und Ramos eine Lücke – und Reus traf zum 1:1. Für den BVB war es das zehnte Tor in der Schlussviertelstunde (Ligaspitze!).

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Lukasz Piszczek musste früh und verletzt raus.

Ausgangslage: 
Nachdem der BVB zwischen 2008 und 2012 acht Siege in Serie gegen den FC feiern konnte, war in den letzten beiden Spielzeiten (zwei Remis, zwei Niederlagen) kein weiterer Erfolg hinzugekommen. Im Duell zwischen dem Tabellensiebten und dem -sechsten sprach die Formkurve gegen die Rheinländer (nur ein Sieg aus den letzten vier Spielen) und für die Westfalen (drei Siege in den letzten vier Spielen, lediglich eine Niederlage in den letzten sieben Begegnungen).

Personalien: 
Bei den Kölnern fehlten Horn, Maroh, Bittencourt, Lehmann, Zoller und Risse; der als fraglich geltende Modeste war jedoch dabei. Beim BVB, der weiterhin auf Bürki, Götze, Guerreiro, Sahin, Bender und Subotic verzichten musste, gab es im Vergleich zum Champions-League-Spiel am Mittwoch in Madrid (2:2) drei Änderungen: Durm, Ginter, und Reus kamen für Pulisic, Bartra und Schürrle in die Mannschaft.

Taktik: 
Ähnlich wie gegen Gladbach vor einer Woche beim 4:1-Heimsieg agierte Borussia in einer 3-4-3-Grundordnung, in der sich Durm (rechts) und Schmelzer (links) nur sporadisch in den Abwehrverband einreihten und die Dreierkette mit Piszczek, Sokratis und Ginter zu einer Vierer- oder Fünferkette erweiterten. Vor allem Schmelzer war weit vorne zu finden. Weigl und Castro hatten ihren Arbeitsplatz zentral vor der Abwehr. Dembélé und Reus operierten recht weit innen knapp hinter Aubameyang. Beim FC war es gegen den Ball ein 5-3-2: Olkowski und Hector erweiterten die Dreierkette dann konsequent zu einem Fünfer-Verband, Osako bildete mit Höger und Özcan ein zentral-defensives Bollwerk. Bei Ballbesitz (3-4-1-2) orientierte sich Osako auf die Spielmacherposition hinter die beiden Spitzen Rudnevs und Modeste.

Spielverlauf & Analyse:
Borussias Offensive – ligaweit bis dahin mit den meisten Toren, den meisten Großchancen und der besten Trefferquote (sechs Schüsse für ein Tor) – brachte sich in der Anfangsphase mehrfach in Stellung. Bereits in der zweiten Minute hatte Reus nach einem Rückpass von der Grundlinie (Dembélé) das 1:0 auf dem Fuß, doch er rutschte auf dem seifigen Rasen weg und brachte den Ball nicht aufs Tor. In der neunten Minute lag der Ball nach einer sehenswerten Kombination über Dembélé und Reus im Netz, doch Torschütze Aubameyang stand im Abseits; der Treffer zählte nicht.

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Roman Weidenfeller

Köln, saisonübergreifend seit acht Monaten bzw. acht Spielen im eigenen Stadion ungeschlagen, hatte in Minute drei eine Großchance, als Özcan Rudnevs Rückgabe knapp verzog und stellte sich ab etwa einer Viertelstunde besser ein auf das Offensivspiel der Borussen, ließ hinten nichts mehr zu und schlug vorne zu: Rudnevs köpfte eine Freistoßflanke von Hector zum 1:0 ins Tor (28.). Bemerkenswert: Seit dem Wiederaufstieg 2014 waren den Kölnern in 81 Spielen nur neun Tore nach Ecken oder Freistößen gelungen.

Unmittelbar vor dem Gegentreffer hatte der BVB verletzungsbedingt wechseln müssen: Für Piszczek, der sich zuvor mehrfach an die Leiste gefasst hatte, kam Bartra (26.). Möglicherweise war dies mit ein Grund dafür, dass die Deckung zwei Minuten später noch nicht abgestimmt war und Rudnevs köpfen ließ.

Auch in der zweiten Hälfte kamen die Schwarzgelben nicht wirklich ins Spiel. Viel Hektik, viele Fouls prägten das Duell in Müngersdorf. Borussia hatte zwar nach 68 Minuten 68 Prozent Ballbesitz, gewann die Mehrzahl der Zweikämpfe und verbuchte auch bei den Torschüssen (8:6) ein Plus – aber aussichtsreiche Torchancen sprangen nicht heraus. Stattdessen hatte Modeste bei einem Konter früh in Halbzeit zwei das 2:0 auf dem Fuß, traf aber nur das Außennetz (50.).

Dembélé und Ramos bereiten den Ausgleich vor

Den ersten gefährlichen Dortmunder Torschuss gab Reus in der 74. Minute ab – Kessler wehrte zur Ecke ab. Kurz darauf hätte es nach einem Kölner Handspiel im Strafraum Elfmeter geben können, vielleicht sogar müssen. Doch Zwayer ließ weiterlaufen.

Dann die 90. Minute: Dembélé setzt sich gegen Rausch durch, passte auf Ramos, der an der Grundlinie von rechts nach innen zog, das Auge hatte für Reus, der aus elf Metern zum 1:1 traf und dem BVB wenigstens einen Punkt sicherte. In der vierten Minute der Nachspielzeit gab es noch Gelb-Rot für Özcan und einen Freistoß für den BVB (Reus), den die Kölner aber abwehren konnten.

Ausblick: 
Zwei Spiele stehen bis zur Winterpause noch an: Am Freitag kommender Woche tritt der BVB bei der TSG Hoffenheim an, am Dienstag, 20. Dezember, gastiert der FC Augsburg im Signal Iduna Park.

Teams & Tore

BVB total!-Video: Marcel Schmelzer im Interview