Borussia Dortmund ist am 15. Spieltag der Fußball-Bundesliga trotz großen Kampfes nicht über ein 2:2 (1:2)-Unentschieden bei der TSG Hoffenheim hinausgekommen. In einem teils spektakulären Spiel agierte der BVB über mehr als 50 Minuten in Unterzahl und biss sich nach 0:1 und 1:2 zurück ins Spiel.

Vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Wirsol Rhein-Neckar-Arena entwickelte sich vom Anpfiff weg eine temporeiche und sehr umkämpfte Partie. Uth brachte Hoffenheim ganz früh mit 1:0 in Führung (3.), die Götze nach elf Minuten ausglich. Wieder nur neun Minuten später erzielte Wagner für die TSG das 2:1, der direkte Gegenschlag des BVB blieb diesmal aus. Dafür musste Reus nach 41 Minuten mit Gelb-Rot vom Feld. Nach der Pause zeigte der BVB in Unterzahl eine sehr gute Leistung, über weite Strecken war der Mann weniger auf dem Platz nicht zu bemerken. Aubameyang erzielte den verdienten Ausgleich (48.) - und der BVB blieb am Drücker, ließ bis auf Wagners Pfostenschuss (48.) und Kramarics Abschluss (89.) keine richtig großen TSG-Chancen mehr zu, schaffte es aber auch nicht, das Siegtor zu erzielen.

Es berichtet Dennis-Julian Gottschlich

Ausgangslage:
Vierter gegen Sechster. Der BVB hatte keines der letzten vier Spiele bei der in dieser Saison noch ungeschlagenen TSG Hoffenheim verloren (ein Sieg, dann drei Remis), in der laufenden Saison auswärts erst zwei Mal auswärts gewonnen (in Wolfsburg und Hamburg.

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Bender kam nach Verletzung zu seinem Saisondebüt.

Personalien:
Nach kurzer Entspannung im November war das BVB-Lazarett nun wieder prall gefüllt. Neun Spieler fielen verletzungsbedingt aus: Bürki (Mittelhandbruch), Castro (Rippenprellung), Durm (Rückenprobleme), Guerreiro (Rückstand), Piszczek (Adduktorenprobleme), Rode (angeschlagen), Sahin (Knieprobleme), Sokratis (Fußprellung) und Subotic (Knieprobleme). Bender feierte dafür nach seiner im Olympischen Finale erlittenen Blessur sein Saisondebüt. Insgesamt veränderte Thomas Tuchel sein Team im Vergleich zur Vorwoche in Köln auf vier Positionen. Hoffenheim hatte nicht einen Ausfall zu beklagen, selbst Demirbay, von dem es vor dem Spiel hieß, dass er bis zur Rückrunde ausfallen würde, stand überraschend in der Startelf.

Taktik:
Der BVB trat in einer 3-4-2-1-Grundordnung an. Nur fallweise erweiterten Pulisic (rechts) und Schmelzer (links) die Dreierkette mit Ginter, Bender und Bartra zu einer Viererkette. Götze spielte auf einer Höhe mit Weigl und bildete mit ihm eine Doppelsechs. Dembélé (halbrechts) und Reus agierten hinter Aubameyang. Auch Hoffenheim spielte mit einer Dreierkette, aber nur bei eigenen Aktionen. Gegen den Ball war es eine Fünferkette bei der TSG, die darauf bedacht war, den BVB nicht ins Spiel kommen zu lassen, sehr aggressiv zu Werke ging und mit langen Bällen auf die beiden Spitzen Wagner und Uth operierte. Nach dem Platzverweis von Reus stellte Tuchel um: Im zweiten Durchgang spielte der BVB wieder mit Viererkette (Ginter, Bender, Bartra, Schmelzer) und in einer 4-2-3-Grundordnung.

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Dembélé war auffälligster Borusse.

Spielverlauf & Analyse:
Wie schon vor zwei Wochen gegen Gladbach wurde der BVB eiskalt erwischt: Nach gerade einmal 122 Sekunden hebelte Toljan mit einem langen Ball aus der eigenen Hälfte die Abwehr aus, Uth umkurvte Weidenfeller im Strafraum und schob aus spitzem Winkel ins lange Eck ein (3.). Wie schon vor zwei Wochen zeigte sich Borussia Dortmund vom frühen Rückstand aber unbeeindruckt und drückte sofort auf den Ausgleich.

Erst verzog Schmelzer knapp per Kopf (6.), dann schoss Aubameyang haarscharf neben den rechten Pfosten (7.), mit der dritten Chance zappelte der Ball dann aber endlich im Netz. Dembélé zeigte ein ganz feines Solo, setzte sich am Hoffenheimer Strafraum gegen fünf Mann durch und bewies dann die Übersicht für Götze, der links im Sechzehner völlig frei stand, Maß nahm und die Kugel unhaltbar unter rechts versenkte (11.). Das erste Bundesliga-Tor für den Weltmeister seit seiner Rückkehr nach Dortmund.  

Es entwickelte sich ein extrem temporeiches Spiel, in dem es hart zur Sache ging, das auch den Schiedsrichter vor einige Herausforderungen stellte. Aber der Reihe nach: Erst kassierten die Westfalen den erneuten, unnötigen Rückstand. Eine Ecke erreichte Hübner am Elfmeterpunkt, der die Kugel per Kopf Richtung Tor bugsierte. Im Fünfer verschaffte sich dann Wagner mit einem Schubser gegen Bender Luft, touchierte den Ball noch mit dem Scheitel und lenkte ihn so rechts ins Tor (20.).

Unberechtigter Platzverweis für Reus

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Reus muss kurz vor der Pause mit Gelb-Rot vom Platz.

Wieder rannten die Schwarzgelben dem Rückstand hinterher, diesmal gelang der Ausgleich aber nicht postwendend, weil Süle nach 27 Minuten in allerhöchster Not vor dem einschussbereiten Aubameyang rettete und Dembélés Schuss an einem Hoffenheimer hängen blieb (31.). Schon jetzt stiegen Spieler beider Mannschaften immer wieder robust ein. Reus (9.), Bartra (27.), Süle (30.) und Hübner (39.) hatten schon Gelb gesehen – und dann kam es ganz dick für den BVB. Amiri konterte mit hohem Tempo über rechts, wurde dabei von Reus verfolgt – und zog den Dortmunder klar am Trikot. Reus geriet erst durch diesen Trikotzieher ins Straucheln und riss Amiri im Fallen unbeabsichtigt mit um. Schiri Brand interpretierte das aber als Foulspiel von Reus, schickte ihn mit Gelb-Rot vom Feld (41.). 

So spektakulär wie die erste Halbzeit begonnen und geendet hatte, so spektakulär ging es nach der Pause weiter. Mit dem ersten Hoffenheimer Angriff traf Wagner aus etwa sechs Metern den Pfosten (48.), der BVB konterte sofort über Dembélé, dessen Pass erreichte Aubameyang und der lupfte – von Süle bedrängt – über den herauseilenden Baumann hinweg zum 2:2 ins Tor (48.). Seit Wagners Pfostenschuss waren exakt 18 Sekunden vergangen.

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Bender beschwert sich nach dem 1:2 beim Schiedsrichter über Wagners Schubser.

Es blieb keine Zeit zum Durchatmen, denn wieder nur zwei Minuten später erreichte der nächste Dembélé-Pass Aubameyang im Strafraum. Diesmal blieb der Gabuner mit seinem Abschluss gegen Baumann aber nur der zweite Sieger. Dass die Borussia mit einem Mann weniger auf dem Feld war – es war zu diesem Zeitpunkt nicht zu bemerken. Die nächste hochkarätige Chance folgte sogleich: Wieder legte der unglaublich auffällige Dembélé vor, diesmal ging Hübner zwar etwa zehn Meter vor dem Tor rechtzeitig vor Aubameyang dazwischen, lenkte die Kugel aber nur um Millimeter links am eigenen Tor vorbei (56.).

Danach schafften es die Kraichgauer, das Spiel zu beruhigen. Für den BVB hingegen folgte gleich die nächste Hiobsbotschaft. Dembélé blieb nach etwa 65 Minuten, von vielen Fouls während des gesamten Spiels gezeichnet, liegen und musste mit der Trage vom Feld geholt werden. Kurz vor Schluss rettete dann Weidenfeller im Strafraum fair gegen Toljan (84.) und hielt Kramarics Schuss aus sieben Metern fest (89.). Aubameyang setzte noch einen Freistoß aus 22 Metern über das Tor (87.).

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Ausblick:
Am Dienstag (20:00 Uhr) bestreitet Borussia Dortmund in der Bundesliga im SIGNAL IDUNA PARK gegen den FC Augsburg das letzte Pflichtspiel des Jahres 2016. Danach geht es in die vierwöchige Winterpause.

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