„Die Art des Gegners annehmen und sich von eigenen übertriebenen Erwartungen lösen“ – das ist die Marschrichtung, die Thomas Tuchel seiner Mannschaft für das Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr) beim SV Darmstadt 98 mit auf den Weg gibt.

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Auch wenn sich die Herangehensweise in den Spielen gegen Rasenballsport Leipzig (1:0) und Hertha BSC (3:2 i.E.) deutlich unterschied, waren es „zwei sehr taktische Spiele“, so Tuchel. Es ging für Borussia Dortmund gegen Gegner, die „man taktisch knacken“ konnte: „Jetzt ist es eher ein mentales Spiel, weil die Favoritenrolle klar vergeben ist.“ Der Trainer spricht von einer „Erwartungshaltung und einem Druck“, der durch die Tabellenkonstellation entstanden ist – und erinnert sich an vergangene Spiele: „Bislang sind wir damit nicht so gut umgegangen.“

Tuchels Skepsis ist begründet. Dem 1:0 über Bayern München folgte ein 1:2 in Frankfurt, dem 2:2 gegen Real Madrid ein 0:1 in Leverkusen, dem 2:1 bei Sporting Lissabon ein 3:3 in Ingolstadt, dem 4:1 gegen Borussia Mönchengladbach gepaart mit dem anschließenden 2:2 bei Real Madrid ein 1:1 in Köln. Punktverluste, allesamt auswärts nach vorangegangenen Highlights, die sich im Tabellenbild widerspiegeln. Hätte der BVB nur die Hälfte dieser Spiele gewonnen, stünden fünf Punkte mehr auf den Habenseite.

„Die Highlightspiele, die Spiele auf Augenhöhe, können wir sehr gut spielen“, gibt Tuchel unumwunden zu. Nun aber geht es gegen einen Kontrahenten, der ganz unten steht im Keller, der sieben Punkte Rückstand hat auf einen Nichtabstiegsplatz, der seit dem 22. Oktober (3:1 gegen Wolfsburg) nicht mehr gewonnen und elf der letzten zwölf Spiele verloren hat. Nur beim 0:0 gegen Gladbach gab es einen Punkt.

„Die Highlightspiele können wir sehr gut spielen“

„Die Ausgangslage unterscheidet sich fundamental“ zu den Partien gegen Leipzig und Berlin, so Tuchel: „Wir müssen uns frei machen von Erwartungen, bescheiden spielen, mit Kleinigkeiten zufrieden sein, unsere Qualität auf den Platz bringen, auch wenn es nur für kurze Spielzüge ist.“ Entscheidend sein wird die Einstellung, mit der man dem kampfstarken Kontrahenten begegnet. Tuchel legte die Hand in die Wunde und sprach die seit einigen Spielen schwache Chancenverwertung an. In Mainz oder Bremen sei man „fahrlässig mit der riesengroßen Chance umgegangen, 2:0 in Führung zu gehen. Und das hat uns auch gegen Leipzig und Hertha begleitet“. Er vermisst „die allerletzte Überzeugung, den Ball über die Linie zu drücken“ und fordert: „Wir müssen in dem Bereich zulegen!“

„Am liebsten würde ich nochmal mit der gleichen Aufstellung spielen“, erklärt der Trainer: „Das aber wird wegen der Verletzungen nicht möglich sein.“ Gleichwohl werde die bestmögliche Elf auflaufen: „Lissabon spielt null Prozent eine Rolle.“
Boris Rupert