„So ein Unentschieden ist natürlich kein optimales Gefühl, wenn man erst in Führung lag“, fasste Roman Bürki die Gefühlswelt der meisten BVB-Akteure und auch -Fans nach dem 1:1 im 150. Revierderby zusammen. Borussia Dortmund war dem Sieg im Duell mit dem Erzrivalen näher, musste sich am Ende aber ob der vergebenen Chancen ein wenig an die eigene Nase fassen.

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Andererseits konnte man das Endergebnis auch aus einer gänzlich anderen Perspektive interpretieren. Hätte Schiedsrichter Felix Zwayer nämlich in der Nachspielzeit auf den Punkt gezeigt und Elfmeter für Schalke gegeben, als der Ball an den ausgestreckten Arm von Bartra geprallt war – die Schwarzgelben hätten sich wohl nicht großartig darüber beschweren dürfen. Aber deshalb über einen geretteten Punkt freuen? Mitnichten! Am Ende eines rassigen und extrem intensiven Revierderbys bleibt das Gefühl, dass eigentlich mehr drin gewesen wäre.

„Wir haben das Spiel lange kontrolliert, haben die Chancen für die Vorentscheidung liegen lassen“, analysierte Thomas Tuchel das Spiel dann auch treffend. „Wenn du den Ausgleich bekommst und vorher zwei Tore verpasst hast, wirkt das nochmal nach. Wir haben uns gefragt, wieso es 1:1 steht“, so der BVB-Trainer, der nach dem Ausgleich ein emotionales und intensives Spiel erlebt hatte, „in dem alles passieren kann“.

„Am Dienstag die Chance, die nächsten drei Punkte zu holen“  

Trotz des gefühlten Punktverlustes kann Borussia Dortmund aber auch Positives aus dem Derby mitnehmen, denn über weite Strecken der Partie war man die spielbestimmende Mannschaft, behauptete 55 Prozent Ballbesitz, bot den kampfstarken Schalkern mit 53 Prozent gewonnenen Zweikämpfen die Stirn. „Unsere Leistung war vollkommen okay. Wir haben gekämpft, haben in den Zweikämpfen richtig dagegen gehalten, vom Einsatz und Willen her war das alles gut“, sagte Roman Bürki. „Das Gute ist, dass wir hinten dicht gehalten haben und uns vorne die Chancen erarbeitet haben, auch wenn wir an der Verwertung weiter arbeiten müssen“, meinte Gonzalo Castro. Auch wenn die letzten drei Begegnungen mit Schalke unentschieden endeten, ist der BVB nun seit fünf Partien gegen Königsblau ungeschlagen, das ist die längste Serie seit 17 Jahren. Thomas Tuchel hat mit dem BVB sogar noch gar nicht gegen die Knappen verloren. Eine Derby-Bilanz, die sich sehen lassen kann.

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Bürki pariert einen Kopfball von Höwedes glänzend.

All das gibt im Endeffekt dann doch ein gutes Gefühl für die kommenden Wochen, für den pickepacke vollen April. Mit zwei Viertelfinal-Spielen in der UEFA Champions League, dem Halbfinale im DFB-Pokal und der anstehenden englischen Woche der Bundesliga, mit dem Duell gegen Hamburg am Dienstag und dem Topspiel gegen die Bayern am kommenden Samstag, werden dann die Weichen für das Saisonfinale gestellt. Dabei darf der Fokus aber nicht allein auf Königsklasse und Pokal liegen, denn das erklärte Ziel, die direkte Champions-League-Qualifikation, ist weiterhin in Gefahr. Hoffenheim beweist Konstanz, hat den Schwarzgelben den dritten Tabellenplatz vorerst wieder abgejagt. „In den nächsten Wochen müssen wir dreifach punkten und darauf hoffen, dass die Teams vor uns noch Punkte liegen lassen“, sagte Felix Passlack, und Roman Bürki betonte: „Am Dienstag haben wir glücklicherweise schon die Chance, die nächsten drei Punkte zu holen.“

Die Heimserie ausbauen

Dann kommt der Hamburger SV in den SIGNAL IDUNA PARK. Eine Mannschaft, die nur noch wenig mit der zu tun hat, die beim 5:2 in der Hinrunde eine Lehrstunde vom BVB erteilt bekam. Der HSV ist nach Bayern, Hoffenheim und dem BVB die viertbeste Rückrundenmannschaft, hat sich unter Markus Gisdol stabilisiert und wird hochmotiviert nach Dortmund reisen. Umso mehr gilt es nun für das Team von Thomas Tuchel, die positiven Dinge aus dem Revierderby zu ziehen und den Blick nach vorne zu richten. Denn die beeindruckende Rekord-Serie mit derzeit 33 ungeschlagenen Bundesliga-Heimspielen am Stück (seit Amtsantritt von Thomas Tuchel wurde in der Liga kein Heimspiel verloren), soll weiter ausgebaut werden.
Dennis-Julian Gottschlich