Borussia Dortmund hat die TSG Hoffenheim in der Bundesliga-Tabelle wieder überholt: Das direkte Duell gewann der BVB denkbar knapp mit 2:1 (1:0) und liegt zwei Spieltage vor Schluss wieder zwei Zähler vor den Kraichgauern.

Vor 81.360 Zuschauern im SIGNAL IDUNA PARK erzielte Marco Reus das Führungstor. Der 27-Jährige traf nach einem Zuspiel von Gonzalo Castro bereits in der vierten Minute. Kleiner Schönheitsfehler: Das Tor hätte aufgrund einer Abseitsstellung nicht zählen dürfen. In der 14. Minute verpasste Pierre-Emerick Aubameyang das 2:0, den diskussionswürdigen Handelfmeter schoss er jedoch links neben das Tor.

Die TSG Hoffenheim war unter dem Strich die spielbestimmende Mannschaft, kam jedoch kaum zu klaren Chancen. In der zweiten Hälfte bewahrte Keeper Oliver Baumann, als er Reus' Möglichkeit vereitelte, sein Team vor dem zweiten Gegentreffer (58.).

Schlag auf Schlag in der Schlussphase

In den letzten zehn Minuten ging es Schlag auf Schlag: „Auba“ stand nach einem Pfostenschuss von Guerreiro goldrichtig, staubte zum 2:0 (82.) ab. Wenig später verkürzte Kramaric per Elfer auf 1:2 (86.), vorausgegangen war an Foul von Ginter an Wagner. Mit viel Leidenschaft verteidigte der BVB anschließend die Führung und sicherte sich Platz drei.

Ausgangslage
Der Tabellenvierte empfing den -dritten. Die Partie zwischen dem BVB und der TSG war das direkte Duell um Platz drei, der zur direkten Teilnahme an der „Königsklasse“ berechtigt. Hoffenheims Coach Julian Nagelsmann hatte vor der Partie versucht, der Borussia eine besondere Drucksituation anzulasten. Thomas Tuchel ließ das kalt: „Wir beweisen die ganze Zeit, dass wir damit umgehen können. Der Druck ist die ganze Zeit da.“ Ohnehin sei der Druck bei einem Verein wie Borussia Dortmund immer höher als bei den Kraichgauern. Mit Blick auf die Statistik war Schwarzgelb favorisiert, denn die Borussia verlor keines der letzten acht und nur eins der letzten elf Pflichtspiele gegen Hoffenheim.

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Gonzalo Castro im Zweikampf mit Kevin Vogt.

Personalien
Nach dem 0:0 gegen den 1. FC Köln veränderte Thomas Tuchel seine Startelf auf drei Positionen: Lukasz Piszczek, Raphael Guerreiro und Ousmane Dembélé kamen für Erik Durm (Rückenprobleme), Shinji Kagawa und Christian Pulisic (beide Bank) ins Team. Bei den Gästen gab es einen Wechsel: Uth durfte für Amiri ran. Nicht einsatzfähig waren auf Seiten des BVB zudem Nuri Sahin (Außenbandteilriss im Sprunggelenk), Marc Bartra (Arm- und Hand-OP), André Schürrle (Sprunggelenk), Mario Götze (Stoffwechselerkrankung).

Taktik
Beide Mannschaften waren um Ballbesitz und damit Spielkontrolle bemüht. Die Gäste agierten aus einer 3-5-2-Grundordnung und hatten im Aufbau meist sechs Spieler in der gegnerischen Hälfte. Fast mit ähnlicher Systematik gingen die Borussen das Spiel an. Entscheidender Unterschied: Während sich die offensiven Hoffenheimer Mittelfeldspieler Demirbay und Kramaric weit nach außen orientierten, kamen Castro und Dembélé aus dem Halbfeld. Gegen den Ball reihte sich die TSG in einer 5-3-2-Formation auf. Beim BVB erweiterten Piszczek und Guerreiro die Dreierkette vor allem ab der zweiten Hälfte häufig zu einer Fünferkette, wenn Hoffenheim angriff. In Halbzeit eins hatte sich Piszczek eher weiter nach vorne orientiert.

Spielverlauf und Analyse
Die Partie begann mit einem Paukenschlag: Castro hatte den Ball etwas unfreiwillig von der linken Seite zu Reus gebracht, frei vor Baumann ließ sich der 27-Jährige nicht lange bitten und tunnelte den TSG-Keeper zur frühen Führung - 1:0 (4.). Der BVB hatte zu Beginn nicht nur in dieser Situation Glück, denn Reus stand eigentlich deutlich im Abseits. Schiedsrichter Felix Brych (München) gab nach Beratung mit seinem Assistenten aber das Tor. Für Reus war es nach seinem Comeback sein dritter Bundesliga-Treffer im vierten Spiel - alle davon zum 1:0.

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28 Fouls gab es in der Partie des BVB gegen Hoffenheim.

Beflügelt von der Führung schnürte Schwarzgelb die Gäste in der Defensive ein, von 1899 gab es in einer von vielen und harten Zweikämpfen geprägten Partie kaum Entlastung. In der 13. Minute stand erneut der Unparteiische im Fokus, als er Schwarzgelb einen Handelfmeter zusprach (13.). Dass Reus vorher den Oberarm zur Hilfe genommen hatte, um das Leder zu kontrollieren und erst danach Hoffenheims Kaderabek der Ball bei Reus' Hereingabe vom Boden an die Hand gesprungen war, hatte Brych anders wahrgenommen oder einfach eine knifflige Szene für den BVB bewertet. Aubameyang zielte vom Punkt aber nicht genau genug und schoss zu weit links neben das Tor (14.). Der Gabuner verwandelte damit wettbewerbs- und saisonübergreifend nur einen seiner letzten fünf Strafstöße (drei Mal Bundesliga, ein Mal UEFA Champions League).

TSG Hoffenheim mit deutlich mehr Ballbesitz

Mit zunehmender Spielzeit übernahm Hoffenheim immer mehr das Kommando. Bis zur Pause steigerten die Gäste den Ballbesitz auf 55 Prozent, spielten auch deutlich mehr Pässe als der BVB. Die Gastgeber, die fortan Schwierigkeiten im Aufbauspiel hatten, hielten mit einer Zweikampfquote von 55 Prozent (zwischenzeitlich sogar 66 Prozent/37.) dagegen. Schwarzgelb verpasste es mit der Führung im Rücken, bis zur Pause mehr Initiative zu zeigen. Stattdessen fokussierte sich die Elf von Trainer Thomas Tuchel auf das Umschaltspiel.

Nach dem Wechsel blieb das Bild zunächst einmal gleich: Hoffenheim hatte den Ballbesitz, machte das Spiel, fand aber die Lücke in der Dortmunder Deckung nicht oder schloss zu unüberlegt ab. Der BVB lauerte auf Konter - und auf Standardsituationen. Ein Zuspiel von Sokratis nach einem Freistoß hätte Reus beinahe zum 2:0 vollendet, er scheiterte aber an einem sehenswerten Reflex von Baumann (58.). Sechs Minuten später wurde ein Schuss von Ginter aus der Distanz leicht abgefälscht. BVB gegen TSG war eine Partie auf des Messers Schneide. Vor allem bestand sie aus vielen Zweikämpfen und Nicklichkeiten. Sechs Gelbe Karten nach einer Stunde, davon vier gegen Schwarzgelb, sieht man in Dortmund eher selten.

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20 Minuten vor dem Ende setzte TSG-Coach Nagelsmann alles auf eine Karte: Mit Szalai kam beim dritten Wechsel ein weiterer Stürmer, raus ging Innenverteidiger Hübner. Beim BVB tat sich in Sachen Auswechselungen bis dahin noch nichts. Erst in der 80. Minute kamen Rode und Kagawa für Reus und Dembelé.

Schlussphase mit zwei Toren: „Auba“ zum 2:0

In der Schlussphase rächte sich, dass die Gäste trotz optischer Überlegenheit offensiv nicht wirklich zwingend wurden. Während Bürki den Schuss von Amiri aus 18 Metern problemlos halten konnte (82.), traf Aubameyang zum 2:0 (82.). Vorausgegangen war eine Flanke von Piszczek auf den zweiten Pfosten, Guerreiro scheiterte am Pfosten, im Nachsetzen war der Gabuner per Kopf zur Stelle, Saisontor Nummer 28. Fast im direkten Gegenzug konnte sich Ginter im eigenen Strafraum gegen Wagner nur mit einem Foul zu helfen wissen, Schiedsrichter Brych entschied auf Strafstoß. Und Kramaric (86.) sorgte mit seinem in die Mitte geschossenen Elfer für das 1:2 - das Endergebnis.

Ausblick
Für den BVB geht es auf dem Weg zur direkten Qualifikation für die UEFA Champions League am kommenden Samstag zum FC Augsburg (15.30 Uhr). In zwei Wochen empfängt die Borussia dann Werder Bremen zum „Bundesliga-Finale“ im SIGNAL IDUNA PARK.

Teams & Tore